1630 - Geheimmission der XENOLITH
Unglück!
6.
Saranda war die 120jährige geklonte Arafrau, die auf der XENOLITH den Chefposten der Medoabteilung innehatte.
Gemäß der Aufgabe des Kontaktschiffs war sie auf Fremdwesenmedizin spezialisiert und damit die ideale Person, sich um Felix zu kümmern.
Heimo Gullik hatte sie von der Jungfernreise aus DDO 221 mitgebracht, wo sie eine medizinische Forschungsstation geleitet hatte, die ebenfalls aufgelöst worden war. Auch ihre zehnköpfige Mannschaft war voll übernommen worden, denn an guten Fachleuten herrschte auch Jahrzehnte nach der MonosÄra noch immer erheblicher Mangel.
Der Hanse-Kapitän nannte sie gern „Tante Saranda", was sie widerspruchslos akzeptierte. Sie selbst war nämlich durch ihren reichlich schwarzen Humor bekannt und der Schrecken vieler Patienten. Bisweilen schreckte sie auch vor den härtesten Bemerkungen nicht zurück.
Sie war zur Stelle, bevor Gullik explodierte.
Die erste Untersuchung des besinnungslosen Ennox nahm sie selbst vor.„Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und starrte Gucky und seine Begleiter nicht gerade freundlich an.
Ihre Helfer verluden Felix unterdessen auf eine Antigravliege und schafften ihn hinaus. „Ich verstehe eins nicht, ihr Schlaumeier", fauchte sie. „Wegen dieses Würstchens betreibt ihr einen ungeheuren und geheimnisvollen Aufwand. Und gleichzeitig schickt ihr euch an, ihn umzubringen. Warum habt ihr ihn nicht gleich auf meine Station gebracht?"
Eine Antwort wartete sie nicht ab und stürmte hinaus.
Alaska und Gucky warfen sich nur einen kurzen Blick zu. Der Mausbiber hatte Saranda in erster Linie als hervorragende Fachkraft in Erinnerung, so daß er sich jegliche Kritik verbiß. „Das ist unsere Tante Saranda", meinte Heimo Gullik leichthin. „Und das war ihr üblicher Ton. Es kann natürlich vorkommen, daß sie noch härter wird. Aber sonst ist sie in Ordnung. Ihr könnt ihr vertrauen."
„Ich habe mir damals nach der Zeit in DDO 221 schon gedacht", sagte Gucky, „daß du sie zu deiner Chefmedikerin machst. Was hat sich personell denn noch auf der XENOLITH verändert?"
„Viel, Gucky. Von der ersten Crew sind noch ein paar übrig.
Zum Beispiel Mariia Therox, die Chefin für Funk und Ortung.
Deine Oma hat sich ja schon mit ihr angefreundet, wie ich sehe. Die wichtigste Neuerung besteht in einer kleinen Spezialtruppe von zehn Hansespezialisten."
Er winkte einen Mann heran, dem man sofort seine ertrusische Herkunft ansah, auch wenn sein völlig nichtssagendes Gesicht auffiel. „Das ist Modor Runnar. Er führt das Kommando über die Spezialistentruppe und fungiert zugleich als mein Stellvertreter. Modor stammt von einer geheimen Ertruserkolonie, die sich dem Zugriff von Monos hatte entziehen können. Er ist ein erprobter WIDDER-Agent gewesen, genau wie alle anderen der Spezialtruppe. Mein bester Mann."
Gucky betrachtete den Ertruser mit leisem Erstaunen. Modor Runnar hatte bei den Kämpfen mit den Cantaro wohl einiges abbekommen. Sein Gesicht war eine Bioplastmaske und wirkte starr und puppenhaft. Es war völlig ausdruckslos und fast etwas unheimlich. „Ich wurde damals leicht lädiert", erklärte er in einem freundlichen Ton, zu dem nur das passende Lächeln fehlte, das er nicht mehr erzeugen konnte. „Mein Gesicht wurde bei einer Explosion verbrannt. Irreparabel, versteht sich. Und mein linker Unterarm ist eine Prothese, in die unter anderem eine Erste-Hilfe-Ausrüstung eingebaut worden ist. Aber sonst ist an mir alles dran. Und wenn es um einen harten Kampf geht, dann bin ich immer zu haben."
Gucky spürte sofort, daß der Ertruser es ehrlich meinte, fast zu ehrlich. Jedenfalls schien es sich um eine Seele von Kerl zu handeln und um einen Mann, der aufrecht und rechtschaffen seinen Weg ging.
Er ließ sich auch die anderen neun Hansespezialisten vorstellen, fünf Männer und vier Frauen. Sie machten alle einen guten Eindruck.
Später saßen Alaska, Gucky und Oma Laron mit Heimo Gullik und Modor Runnar zusammen, um die nächsten Schritte abzustimmen.
Nur Ed Morris war nirgends zu finden. Da Gucky ihn zuletzt in der Nähe der Bordküche im Gespräch mit ein paar Besatzungsmitgliedern gesehen hatte, konnte er sich aber denken, was er tat. „Ich habe mich offiziell beim nächsten Hanse-Kontor abgemeldet", berichtete Heimo Gullik. „Mein >Forschungsflug durch die Lokale Gruppe der Galaxien< ist als Fernflug genehmigt worden, auch wenn ich kein konkretes Ziel angegeben habe. Und wenn wir die Lokale Gruppe ein
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