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1631 - Jäger der Unsterblichkeit

Titel: 1631 - Jäger der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Holztüren zur Seite. Dahinter erstreckte sich eine Halle, getaucht in ein feierlich geheimnisvolles Dämmerlicht. Die Halle war acht bis zehn Meter hoch, schätzte Arno Muller. Das kostbare Maßwerk im englischen Perpendikularstil machte es schwer, die Maße exakt abzuschätzen. „Tritt näher", erklang eine sanfte Frauenstimme. Wie so vieles andere an sich selbst und ihrer Umgebung hatte Helgundy Khatanassiou auch ihre Stimme sorgsam geschult und auf den bestmöglichen Stand gebracht. Die Stimme hatte ein dunkles Timbre, klang sanft und präzise. Muller, auf diesem Gebiet auch kein Laie, erkannte sofort: Diese Frau drückte mit ihrer Stimme genau das aus, was sie sagen wollte, bis in die letzte Unterschwingung hinein. So hielt sie beispielsweise bei diesen Worten einen Klang milder Ironie, der nicht genau unterschied, ob dieser sanfte Spott selbstbezogen war oder Arno Muller zum Ziel hatte. In einem Punkt hatte Muller keinen Zweifel - das ganze pseudomonarchische Gebaren war dazu gedacht, Besucher zu beeindrucken und aus dem Konzept zu bringen. Helgundy Khatanassiou selbst ließ sich davon nicht beeindrucken.
    Muller spürte, daß sich diese Frau selbst kaum etwas vormachte. Um so mehr allerdings verstand sie sich auf die Kunst, anderen etwas vorzumachen.
    Sie spielte auf der Klaviatur der Gefühle wie ein Meister.
    Muller trat langsam näher.
    Helgundy Khatanassiou stand im Halbdunkel neben einem massiven Schreibtisch; gedämpftes Sonnenlicht (natürlich künstlich - Muller grinste innerlich, als ihm die Paradoxie seiner gedanklichen Formulierung bewußt wurde!) fiel von hinten auf ihre Haare und ließ sie in einem mahagonifarbenen Schimmer aufstrahlen. Von der bemerkenswerten weißen Haut ihres Gesichts hoben sich die dunklen Augen und der volle Mund ab. Die Lippen waren dunkelrot geschminkt, zu einem Lächeln verzogen, das Freundlichkeit ebenso ausdrückte wie sanfte Überlegenheit. Helgundy Khatanassiou war sich dessen bewußt, wer wem in diesem Augenblick einen Gefallen tat.
    Muller lächelte zurückhaltend.
    Er hatte den langen Zopf wirkungsvoll über die rechte Schulter gelegt und strich sich jetzt mit dem abschließenden Haarbüschel gelangweilt über den rechten Nasenflügel, in dem ein dezenter Rubin funkelte. „Nett hast du es hier!" gab er zu.
    Helgundy Khatanassiou zuckte mit keiner Wimper. Nett war unter den gegebenen Umständen kein Kompliment, nicht einmal ein einfallslos schlechtes, sondern schlichtweg eine Unverschämtheit. „Freut mich, Arno Muller, daß es deinen Ansprüchen genügt", antwortete Helgundy Khatanassiou vergnügt. „Immerhin kenne ich dein Niveau."
    Muller konnte nicht anders, er räusperte sich. Volltreffer, diagnostizierte er.
    Helgundy Khatanassiou kam einen Schritt näher. Eine Duftwolke trieb zu Muller herüber, ein schwacher Geruch nach frischem Gras, nach Wiesenblumen, nach einem Tag im Frühling. Muller war überrascht. Er hatte eher mit einem aromatischen Nahkampfmittel gerechnet, mit einem schweren, sinnbetäubenden Geruch voll Schwüle und Verruchtheit. „Du wolltest mich sprechen, Arno Muller. Hier bin ich.
    Trage dein Anliegen vor!"
    Sie hätte natürlich auch sagen können: „Was willst du von mir?" Aber dieser Satz hätte nicht jenen Tonfall enthalten, der zugleich Freundlichkeit und Majestät enthielt und Muller zum Bittsteller degradierte.
    Arno Muller schluckte auch diesen Treffer, noch dazu auf seinem ureigensten Gebiet, der Anwendung von Sprache.
    Muller machte eine Handbewegung, die nach draußen wies, hinaus in den freien Weltraum. Seltsamer Gedanke, daß nur wenige Dutzend Meter von diesem Prunk und Luxus entfernt das absolute Nichts begann. „Ein seltsamer Platz für ein Treffen", bemerkte Arno Muller. „Wenn man nicht gerade meinen Beruf hat. Oder für die Kosmische Hanse oder die Liga Freier Terraner Wachdienst schiebt." Er legte eine Pause voll schwerer Bedeutung ein. „Oder ein Spiegelgeborener ist."
    Helgundy Khatanassiou lachte halblaut. „Du glaubst, ich sei hinter dem Ewigen Leben her? Und deswegen würde ich mich in dieser absonderlichen Weltraumgegend herumtreiben? Was für ein Unsinn. Ich bin keine Spiegelgeborene, ganz bestimmt nicht. Ich weiß das. Die Unsterblichkeit kommt für mich nicht in Frage."
    Muller wußte Humphry mit seinen Aufnahmegeräten drei Schritte hinter sich. Jedes Detail dieser Unterhaltung wurde von Humphry aufgezeichnet. „Niemand weiß, was der Unsterbliche von Wanderer mit diesem Begriff Spiegelgeborene wirklich

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