1634 - Das Schwert der Akonen
daß sie von nun an seine Assistentin sein würde. Sie mußte sich zumindest vorher avisieren.
Sie gab dem Syntron ihres Gleiters ein Zeichen, und ein farbiges Rufsignal erschien im Holo des Interkoms. „Melde dich, Frido Aslan", sagte sie leise und ungeduldig. „Ich möchte endlich an was anderes denken, als an diesen verfluchten Poppotok Tkok!"
Doch Frido Aslan reagierte nicht. Er schien das Rufsignal der Interkoms nicht zu hören, die es überall in der Fabrikationshalle gab, oder er wollte sie nicht hören.
Es überraschte Armira Proket nicht. Sie hatte sich im Rahmen ihrer Vorbereitungen zu diesem Einsatz mit Frido Aslan befaßt.
Sie wußte, daß er seit mehr als zwanzig Jahren allein in der Fabrikationshalle lebte und in dieser Zeit nicht einen einzigen direkten Kontakt mit einem anderen Menschen gehabt hatte.
Seine Isolation war stets nur durch Gespräche über Interkom oder Telekom durchbrochen worden.
*
Und ich komme dennoch", sagte sie trotzig.
Sie flog in einen steil abfallenden Tunnel hinein, und der Syntron machte sie auf einige Lichtbrücken aufmerksam, die sich darin befanden. Ihr war klar, daß sie einen Alarm auslöste, und daß sich jetzt irgendwo in der Anlage Bildschirme einschalteten, die Frido Aslan darüber informierten, wer in sein Reich eingedrungen war.
Sie lehnte sieh in den Polstern zurück. „Zum Abendbrot würde ich einen eleganten Rotwein vorschlagen", sagte sie laut. „Danach könnten wir zu einem trockenen Weißwein übergehen. Er sollte jedoch nicht soviel Säure haben. Ich vertrage das vom Magen her nicht so gut."
Sie lachte, als sie sich vorstellte, daß Frido Aslan ihre Worte hörte, und was dabei in ihm vorging
2.
Voller Abscheu verzog Frido Aslan das Gesicht. „Laßt dicke Männer und noch dikkere Frauen um mich sein", rief er, während er an einer Maschine arbeitete, die ihn um einige Zentimeter überragte. „Lieber von ihnen erdrückt, als von den Dünnen totgeärgert!"
„Hast du das schon früher gesagt?" fragte IXES. „Und ob ich das gesagt habe", bestätigte der Wissenschaftler.
Eine Haartolle fiel ihm immer wieder ins Gesicht, und nachdem er sie einige Male wieder nach oben gestrichen hatte, griff er kurzerhand zu einer Schere und schnitt sie ab. „Schon vor mehr als dreißig Jahren!"
IXES saugte die abgetrennten Haare sorgfältig auf, damit keine Reste auf den Boden fielen. Sie befanden sich in einem kleinen Raum mit Maschinen, die relativ unempfindlich waren, und die auch bei ein wenig Staub nicht ausgefallen wären. In anderen Bereichen des Lanbara-Werkes aber mußte peinliche Sauberkeit herrschen, und in manchen von ihnen durfte kein einziges Staubkorn vorhanden sein. Daher war es besser, ganz allgemein für möglichst wenig Staub zu sorgen. „Die Welt wird immer enger! Bald wird nur noch Platz für Dicke sein!"
„Wenn du von diesem Optimismus 'erfüllt bist, dann sollte es an der Zeit für dich sein, darüber nachzudenken, wann du wieder in die Städte der anderen gehen willst."
Frido Aslan richtete sich auf. Empört blickte er IXES an. „Was soll so eine Bemerkung?" frag
*
te er. „Du weißt genau, daß ich die Gesellschaft von Hirnlosen nicht ertragen kann."
„Nicht alle sind hirnlos."
„Hör mal zu, mein Lieber!" rief Aslan. „Ich habe dich konzipiert und konstruiert, und ich habe dich mit der nötigen Syntronik versehen. Würdest du bitte unauslöschlich speichern, daß es verboten ist, meinen Blutdruck mit Hilfe von unangebrachter Kritik zu erhöhen."
„Ist gespeichert", behauptete IXES.
Frido Aslan dirigierte den menschenähnlichen Roboter mit knappen Händbewegungen auf die andere Seite der Maschine, dann arbeitete er mit ihm zusammen konzentriert an einem syntronischen Bauteil, bis eine weich klingende Stimme aus der Maschine mitteilte, daß eine bauliche Veränderung den angestrebten Effekt erreicht hatte.
Aslan ließ sich auf eine schwebende Arbeitsplatte sinken. Der Wissenschaftler war 10,9 cm groß und hatte beträchtliches Übergewicht. Er trug eine flammend rote Latzhose, die sich stramm über seinem Bauch spannte.
Frido Aslan lachte. „Du bist ein verdammter Narr", sagte er zu IXES, „aber ich bin froh, daß ich dich habe. Du bist nicht so kompliziert wie die Menschen. Was mir vor allem an dir gefällt, daß du keine Gefühle hast. Einen Nachteil allerdings hast du."
„Und der wäre?"
„Du bist nicht wirklich fett!" Er lächelte. Sein Meisterwerk war in der Tat nicht fett, bestand
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