1637 - Der Spuk, der Nebel und wir
hörte ich Mallmanns Stimme.
»Jetzt beginnt ein Spiel, wie du es noch nie in deinem Leben erlebt hast, John…«
Ich erhielt einen nur sanften Stoß. Er reichte aus, um mich von den Beinen zu holen.
Ich fiel nach vorn, aber nicht schnell wie ein fallender Stein. Irgendein Reflex in meinem Körper half mir, sodass ich zuerst auf die Knie prallte und dann langsam nach vorn sackte.
Wenig später schlug ich auf - und wurde nicht bewusstlos. Ich war nur groggy und zu schwach, um mich zu bewegen, und ich fürchtete, dass sich Mallmanns Versprechungen erfüllen würden…
***
Sie saßen zu dritt im Büro und schauten sich an. Schweigen war angesagt, denn jeder wartete auf einen Vorschlag oder auf eine Idee des anderen.
Nichts kam. Weder von Glenda Perkins noch von Suko oder von Sir James Powell. Alle wollten, aber keiner konnte etwas sagen, was ihnen geholfen hätte. Niemand wusste, wo sich John Sinclair aufhielt und warum er so plötzlich verschwunden war.
»Es ist für mich ein absolutes Rätsel«, sagte Suko. »Warum hat er nicht Bescheid gesagt?«
»Weil er es nicht konnte.«
Suko sah Glenda an. »Das sollte man meinen. Ich war in der Wohnung. Ich habe sie durchsucht, und ich habe keine Spuren gefunden, die auf einen Kampf hindeuteten. Es sah so aus, als hätte John freiwillig seine Wohnung verlassen.«
»Oder er ist geholt worden.«
»Wie meinen Sie das, Glenda?«, fragte Sir James.
»Das ist ganz einfach, Sir. Wir brauchen doch nur an die besonderen Reisen zu denken, die John hinter sich hat. Ja, er kann Besuch gehabt haben, der ihn in eine andere Dimension brachte. Ich denke dabei an Myxin, den Magier.« Sie winkte schnell ab. »Aber er muss es nicht gewesen sein. Es gibt auch noch andere.«
»Nicht schlecht«, sagte Sir James und wandte sich an Suko. »Wie stehen Sie zu der Aussage?«
»Es könnte so gewesen sein, denke ich.« Er runzelte die Stirn. »Gehen wir mal davon aus, dass es so gewesen ist, dann frage ich mich, warum John plötzlich so sang- und klanglos verschwunden ist. Myxin ist kein Feind. John hätte uns Bescheid geben können. Deshalb bin ich eher nicht der Ansicht, dass er es gewesen ist. Und derartige Alleingänge traue ich dem kleinen Magier auch nicht zu. Ich sehe die Dinge anders. Dass es eine negative Begegnung gewesen ist.«
»Du meinst eine Entführung?«
»Ja, Glenda.«
»Ohne dass sich ein John Sinclair gewehrt hat?«, hakte Sir James nach.
»Das ist schwer zu glauben.«
»Ich kann mich nicht in seine Situation hineinversetzen, Sir. Manchmal ist der Angriff der Gegenseite so überraschend, dass man sich nicht wehren kann.«
»Gut.« Sir James nickte. »Wobei wir wieder beim Thema wären. Wer wäre denn in der Lage, so zu handeln? Wer besitzt die Stärke? Sie haben selbst gesagt, Suko, dass Sie keine Spuren gefunden haben. John hat sich also nicht gewehrt. Oder haben Sie Blut gesehen oder irgendwelche Möbelstücke, die umgefallen sind?«
»Habe ich nicht.«
»Eben.« Die Stimme des Superintendent nahm einen schärferen Klang an. »Und deshalb denke ich, dass es eine dritte Möglichkeit gibt, die mir erst jetzt eingefallen ist.« Er ließ sich mit dem Weitersprechen Zeit und genoss die gespannten Blicke, die auf ihn gerichtet waren.
»Möglicherweise kocht John Sinclair seine eigene Suppe, um es mal so profan auszudrücken.«
»Soll das heißen, dass er uns bewusst nicht Bescheid gesagt hat, Sir?«
»Darauf läuft es hinaus, Suko.«
Der Inspektor gab keine Antwort. Er war zu sehr überrascht. Dazu fiel ihm nichts ein, aber Glenda wollte diese Annahme nicht auf John Sinclair sitzen lassen.
»Sir«, rief sie schon leicht empört, »das glaube ich nicht!«
»Warum nicht?«
»Weil John Sinclair einfach nicht der Typ dafür ist.«
»Das verstehe ich nicht.«
Glenda blieb bei ihrer Meinung. »John Sinclair tut so etwas nicht. Er ist ein Team-Player und kein Einzelgänger.«
»Immer?«
»In der Regel zumindest. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber dann stand er unter Stress und wollte andere Menschen nicht mit in diesen Kreislauf hineinziehen.«
Sir James lenkte ein. »Ich habe auch nicht gesagt, dass es stimmt, was ich mir ausdachte. Ich wollte nur auf die Möglichkeit hinweisen, wenn Sie verstehen.«
»Ja, Sir, das tun wir.« Suko nickte seinem Vorgesetzten zu, der sich auch große Sorgen machte und sich jetzt erhob. »Versuchen Sie alles, um eine Spur zu finden. Ich habe leider einen Termin. Sollte sich etwas ergeben, rufen Sie mich über Handy an. Ich werde es
Weitere Kostenlose Bücher