1637 - Der Spuk, der Nebel und wir
zum Treppenhaus genutzt.
Als ich hinschaute, da hatte ich das Gefühl, als würde seine Gestalt aus dem Nichts erscheinen. Er hatte sich zurückverwandelt und stand dort in seiner menschlichen Gestalt.
Es drang kein Wort über seine Lippen. Er wechselte auch seinen Platz nicht. Wie ein Türwächter stand er auf der Stelle und schien darauf zu warten, dass ich etwas unternahm.
Zunächst mal verließ ich die Wohnung. Und ich war zugleich froh, dass niemand von den anderen Bewohnern in den Flur trat, um zum Lift zu gehen.
So waren wir allein, und ich hoffte, dass wir es auch weiterhin blieben.
Mallmann wollte mich besuchen, ich tat ihm den Gefallen und ging auf ihn zu. Es war kaum zu fassen, dass wir uns wieder in dieser Welt trafen, wo wir uns doch vor Kurzem noch in einer anderen Dimension gegenübergestanden hatten.
Ich wusste nicht, was er von mir wollte. Die Vorzeichen waren gesetzt.
Zu einem Endkampf würde es hier nicht kommen. Es konnte durchaus sein, dass er seinen Frust loswerden wollte, und es traf tatsächlich zu, denn er sprach mich an.
»Wenn du glaubst, Sinclair, dass du gewonnen hast, dann irrst du dich gewaltig. Ich bin noch da.«
»Das sehe ich. Aber ich kann dir auch eines sagen. Ab jetzt bist du heimatlos.«
»Meinst du?«
»Oder hat man dir deine Vampirwelt zurückgegeben? Das kann ich nicht glauben. Was sich der Spuk einmal geholt hat, behält er auch.«
»Stimmt, John Sinclair. Es gibt meine Welt nicht mehr. Trotzdem bin ich nicht heimatlos, denn mir steht eine große Auswahl zur Verfügung, das weißt du auch.« Er breitete für einen Moment die Arme aus. »Ich habe mir eine neue Aufgabe vorgenommen, denn jetzt, wo meine Vampirwelt nicht mehr ist, kann ich mich mehr um diese hier kümmern. Ich werde viel Neues in Bewegung setzen, und ich verspreche dir, dass du noch von mir hören wirst. Nicht morgen, auch nicht übermorgen, aber irgendwann bin ich wieder da, und das mit vollem Einsatz. Das kann ich dir schwören, John. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Ich habe es gehört. Und du bist gekommen, um mir das zu sagen? Oder irre ich mich?«
»Nein, du irrst dich nicht. Ich wollte dir nur sagen, dass du mich nicht vergessen solltest.«
»Wie könnte ich das?«
»Dann ist es gut, John. Schade, du hättest mein Partner werden können, so aber bleibt es, wie es ist. Und am Ende werde ich gewinnen, dich aber als Partner will ich nicht mehr haben. Höchstens dich tot zu meinen Füßen liegen sehen.«
»Ich habe verstanden.«
Mallmann winkte mir lässig zu. »Wir sehen uns«, sagte er, drehte sich um und verschwand.
Ich verschwendete keinen Gedanken daran, die Verfolgung aufzunehmen, denn ich wusste genau, dass Dracula II nicht als Mensch die Treppe hinablaufen würde. Das schaffte er in seiner zweiten Gestalt viel besser.
Ich drehte mich wieder um und ging zurück in meine Wohnung, um auf Suko zuwarten…
***
Er traf bald darauf ein. Aber er war nicht allein, denn er hatte nicht nur Glenda Perkins mitgebracht, sondern auch Shao. In ihren Gesichtern stand noch die Sorge um mich geschrieben, aber dieser Ausdruck verschwand, als sie sahen, dass ich völlig normal und nicht angeschlagen war.
Glenda umarmte mich, was mir sehr gefiel.
»Verdammt noch mal, was machst du nur für Sachen? Wir…«
»Ich? Nein, das war der Spuk.«
»Ein neuer Partner?«, fragte Suko, der mir auf die Schulter schlug, nachdem auch Shao mich umarmt hatte.
»Das nicht, Freunde. Er Wollte nur die Vampirwelt zerstören, und das hat er geschafft.«
»Aber nicht Mallmann - oder?«, rief Glenda.
»Er lebt noch.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja. Zum einen habe ich gesehen, wie ihm im letzten Augenblick die Flucht ge lungen war, und zum anderen stelle ich mir die Frage, ob der Spuk ihn überhaupt gewollt hat. Für ihn war es nur wichtig, Mallmanns Vampirwelt zu zerstören, und das hat er geschafft.«
»Dann werden wir auch weiterhin mit ihm rechnen müssen.«
»Genau das, Glenda. Und das hat er mir auch zu verstehen gegeben.«
»Ja…?«
Ich sah in ihre großen Augen. »Ja, er war hier, kurz bevor ihr gekommen seid. Das musste er einfach tun.«
»Und du hast ihn laufen lassen?«
»Ich hatte leider kein großes Netz zur Hand, um eine Fledermaus zu fangen. Er wird sich wieder erholen, und dann sehen wir weiter, Freunde.«
Suko winkte ab. »Egal, John. Er hat eine Niederlage erlitten. Seine Welt gibt es nicht mehr. Seine Niederlage ist für uns ein Teilsieg, und damit sollten wir uns zufrieden
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