1642 - Der Planet der Ennox
hatte Perry Rhodans wirkliches Motiv, mit dem Gleiter in die Nacht zurückzukehren, nicht falsch eingeschätzt. „16.000 Meter", meldete Ester Glandhar monoton. „Höher?"
„Höher", bestätigte Rhodan.
Stunden waren verstrichen. Für die KO-7 mußte sich der Tag bald schon wieder dem Ende zuneigen. Irgendwann würde der Gleiter wieder über ihr sein, wenn es dort tiefe Nacht war. Die Zeit verging schnell. Ester war die einzige, die sich überflüssig vorkam. Vor ihren Kontrollen konnte sie im langsamen Steigflug nicht viel tun. Danilo Terborg dagegen nahm Messungen der Atmosphärenzusammensetzung vor und sendete diese an die ODIN, oder er half Perry Rhodan beim Entgegennehmen der vielen andauernd einlaufenden Meldungen. „17 Kilometer", lautete Esters Kommentar nach einer weiteren halben Stunde. Dann „18!" nach noch einmal der gleichen Zeit. „Wie weit kann die Projektion in den Raum hinaus reichen?" fragte Danilo. „Und was hält sie? Es muß so etwas wie einen Schirm geben, eine... eine Bildträgerschicht rund um Mystery."
„Schon", stimmte ihm Perry Rhodan zu. „Aber es ist ebenfalls wieder nichts, das man mit den hochspezialisierten technischen Sinnen unserer modernsten Raumschiffe wahrnehmen oder sichtbar machen könnte. Auch die PARACELSUS kann absolut nichts feststellen."
Weiter ging es, höher.
Sie redete nur noch das Nötigste. Jeder spürte, daß sie dabei waren, an eine Grenze zu stoßen, die nicht erkennbar, nicht begreifbar und daher mit menschlicher Logik nicht erklärbar war. Jeder fühlte, daß sie sich etwas näherten, das von einem fremden Zivilisation, einer fremden Macht oder einem fremden Volk geschaffen worden war, vielleicht bestimmt für die Ewigkeit.
Niemand, auch Perry Rhodan nicht, dachte in diesen Augenblicken an die Ennox. „19.000 Meter Höhe." Ester Glandhars Stimme klang nicht mehr so gelangweilt wie noch vor einer Stunde. „Gehen wir auf zwanzig?"
„Wenn es sein muß, bis zur ODIN", sagte Rhodan. „Aber bitte nicht weiter", meinte Ester. „Wir sitzen in einem Fahrzeug, das die Stratosphäre gerade noch mag, aber danach steigen wir besser in einen Space-Jet um."
„Wenn wir bis 25 Kilometer Höhe nichts feststellen", beruhigte Rhodan sie, „kehren wir um."
„Technische Schäden oder Irritationen gibt es bisher jedenfalls keine mehr", sagte die Pilotin. „Ich hoffe, es bleibt dabei." Sie schnappte nach Luft. Rhodan und Terborg sprangen gleichzeitig auf. „Ich hoffe es wirklich - wenn dies nicht wieder so etwas ist!" Auf ihrem Monitor wurden 20.000 Meter über Normalnull angezeigt, als die Sterne des fremden Himmels mit einem Schlag erloschen, als hätte sie die Hand eines unsichtbaren Riesen weggeputzt.
Zwei Tage später.
Perry Rhodan und Mertus Wenig saßen nebeneinander an einem Ende des großen, länglichen Konferenztisches in einem eigens für die Demonstration leergeräumten Lagerraum der Korvette. Rhodan hatte bisher darauf verzichtet, sich per Transmitter zur ODIN zu begeben. Er hatte sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, die Konfrontation mit Philip zu scheuen - und mit dessen zu erwartender Schadenfreude.
Denn außer daß in 20 Kilometern Höhe die Projektion des fremden Sternenhimmels über Mystery erlosch, und daß folglich genau dort die Bildträgerschicht liegen mußte, wußte man von dem Planeten nicht mehr als vorher. Die Suche nach den Projektoranlagen wurde langsam zur Farce, und von Ennox gab es weiterhin nicht die geringste Spur.
Doch das berührte Perry Rhodan momentan wenig. Ihm und den anderen Teilnehmern der Besprechung lagen die ersten Ergebnisse vor, die von den Astronomen, anderen Wissenschaftlern und der ODIN-Syntronik erarbeitet worden waren und die sie für darstellbar hielten. Während der letzten 24 Stunden hatten sie ein ziemliches Geheimnis daraus gemacht. Sie hatten, so der Sprecher der Astronomen, Poul Kaltner, sich ihrer Sache erst so sicher wie möglich sein wollen.
Auf einigen der zusätzlich installierten Bildschirmen waren Zahlenkolonnen zu sehen, auf anderen Computersimulationen, auf wieder anderen das reale Bild des Nachthimmels über der KO-7. Einige Schirme waren noch dunkel.
Kaltner, ein Plophoser von unschätzbarem Alter, aber sicherlich jenseits der 150 mit langen weißen Haar und einem buschigen Schnurrbart, räusperte sich und hob eine Hand. Die leisen Gespräche am Tisch verstummten. Kaltner saß Rhodan und Wenig am langen Ende gegenüber. Er nickte ihnen zu und begann: „Wir haben mit unseren
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