1642 - Der Planet der Ennox
Space-Jets von jedem Punkt des über die Planetenoberfläche gelegten Rasters aus Aufnahmen des Sternenhimmels gemacht. Dieses Raster war dicht genug, um ein geschlossenes Bild dieses Himmels zu erhalten, der in 20 Kilometern Höhe auf einer nicht zu ortenden und nur durch die auf sie projizierten Sterne sichtbar werdenden Bildträgerschicht existiert."
Das war eine komplizierte Formulierung für etwas, das den Anwesenden nicht mehr neu war. „Wir haben also", fuhr der Astronom fort, „nunmehr durch das Zusammenfügen, Vergleichen und Abstimmen der Zigtausende von Einzelaufnahmen zu einem großen Puzzle ein fast geschlossenes, sphärisches Bild eines uns fremden Weltraums bekommen. Wir können hier nur Ausschnitte zeigen. An Bord der ODIN haben wir natürlich andere Möglichkeiten. Zu gegebener Zeit werden wir dort den Himmel als Hohlkugelschale projizieren können, um den Betrachter herum." Er berührte einige Sensoren vor sich auf der Tischplatte, und die bisher dunklen Bildschirme erhellten sich ebenfalls.
Auf den ersten Blick unterschied sich die Abbildung des Sternenhimmels auf ihnen nicht von dem, was man draußen sah, wenn es dunkel war.
Dann aber begannen die hellsten Sterne ganz langsam auseinanderzudriften. Sie wichen zur Seite, nach oben oder unten weg, und der Betrachter reiste wie in einem Raumschiff tiefer in den unbekannten Kosmos hinein. Neue Sterne gewannen an Leuchtkraft, kamen und gingen. Hinter scheinbar verwehenden Gasschleiern tauchten Sonnen oder Galaxien auf. „Das ist überwältigend", flüsterte Mertus Wenig. Der Chefwissenschaftler verfolgte die Demonstration atemlos. Er war kreidebleich geworden.
Kaltner lächelte, als er den optischen Flug in die Unendlichkeit beschleunigte. Sterne jagten jetzt heran und aus dem Bild. Als sie alle vorbei waren, schien sich die Spirale einer großen Galaxis regelrecht auf die Zuschauer zuzuschrauben.
Auch sie mußten neuen, noch ferneren Objekten weichen. Der imaginäre Flug schien nie enden zu wollen. Perry Rhodan hatte vieles erwartet, aber die Vorführung schlug ihn völlig in ihren Bann. „Das sollte fürs erste reichen", befand Kaltner und stoppte die Reise ins Universum. „Unsere Syntrons hatten diese kurze Demonstration vorbereitet. Es wird natürlich viel Arbeit nötig sein, um den gesamten fremden Sternenhimmel so aufzuarbeiten." Das dreidimensionale Abbild auf dem Schirm wurde eingefroren. Die Blicke richteten sich wieder auf den Wissenschaftler. Er schaltete herum, und neue Ausschnitte des Sternenhimmels erschienen. „Und nun seht euch die Darstellungen genau an", forderte Kaltner seine Zuhörer auf. „Was stellt ihr dabei fest?"
Noch sagte niemand etwas. Die Bilder wechselten im Minutentakt. Perry Rhodan fühlte, daß er sich verkrampfte.
Was sollte die Geheimnistuerei der Astronomen? „Da sind ... Löcher", sagte Mertus Wenig leise. „Schwarze Flecken, Lücken im abgebildeten Weltall."
Rhodan nickte. Er sah es ebenfalls. Am Nachthimmel Mysterys waren diese sternenlosen Zonen nicht zu sehen gewesen. Mit Syntronhilfe war Kaltner wieder ein Stück weiter in den fremden Kosmos vorgedrungen. Hinter dem funkelnden Sternengewimmel, hinter vorbeiziehenden Galaxien „fehlte" plötzlich etwas im Raum. Es waren Abschnitte, die ein optisches Vakuum darstellten.
Natürlich gab es überall im Universum Regionen, in denen die Galaxien extrem ungleich verteilt waren - riesigen Ansammlungen von Welteninseln standen große Gebiete der Leere gegenüber. Daran wäre an sich nichts Sensationelles gewesen.
Aber hier war es anders. Anfangs war es mehr ein Gefühl, daß da irgend etwas nicht stimmte, doch dann machte der Astronom auf eine Galaxis aufmerksam, die scheinbar genau in der Mitte durchtrennt worden war. Oder anders gesagt: Die linke Hälfte war vorhanden, die rechte nicht.
Kaltner konnte zwei weitere, sehr ähnliche Fälle vorführen. „Blinde Flecken", hörte Rhodan sich sagen. „Wie Blinde Flecken vor dem Auge ..."
„Ein guter Vergleich", stellt Poul Kaltner mit zufriedenem Lächeln fest. Er schien es zu genießen, dem Zellaktivatorträger häppchenweise die Sensation zu servieren, und Rhodan sah ihm an, daß die allergrößte Überraschung ihm nun noch bevorstand.
Unwillkürlich hielt er den Atem an. Er mußte sich zur Geduld zwingen und wartete, bis Kaltner endlich die Katze ganz aus dem Sack ließ. „Blinde Flecken, Lücken in einem sonst vollkommenen, dreidimensionalen Modell unseres Universums", sagte Poul Kaltner sehr
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