1642 - Ein Rächer aus dem Nichts
mir?«
»Nicht viel. Ich möchte nur die Wahrheit erfahren. Ich will dir auch helfen, und deshalb muss ich wissen, wo du dich im Moment aufhältst, mein Junge.«
Skip wunderte sich über sich selbst, wie er reagierte. Er sperrte sich nicht. Er stand zu seiner Antwort, er hatte Vertrauen zu Loreen gefasst, und so erklärte er ihr, wo er sich befand.
»Das hatte ich mir gedacht. Was tust du dort? Wartest du auf einen Zug?«
»Ja.«
»Und weiter.«
»Ich soll einsteigen und nach London fahren.«
»Warum sollst du das tun?«
»Weil im Zug vier Männer sind. Gefährliche Männer, die das Böse in die Welt bringen wollen. Sie kommen mit dem Flieger, der aber Verspätung hat, sonst wäre ich längst bei ihnen.«
»Und was willst du von ihnen?«
»Ich nichts. Sie sind noch nicht mal in meiner Geschichte aufgetaucht. Aber Gothic will sie sehen.«
»Dann will er sie töten?«
Skip rutschte unruhig auf der harten Bank hin und her. »Er will sie bestrafen für ihre Untaten«, sagte er schließlich.
Loreen ging nicht näher darauf ein. »Also gut, bestrafen. Kannst du mir verraten, auf welchem Bahnsteig du wartest?«
Skip wunderte sich zwar darüber, warum sie das wissen wollte, er ging aber nicht näher darauf ein und gab ihr Auskunft.
»Danke für deine Hilfe, Skip. Kannst du mir auch sagen, wann Gothic erscheinen wird?«
»Das weiß ich nicht genau. Er wird sich aber melden, das hat er mir versprochen.«
»Gut, ich danke dir, Skip. Vielleicht sehen wir uns ja bald. Viel Glück, mein Junge…«
Die Stimme der Frau brach ab, und Skip Tandy saß wieder wie angeleimt auf seinem Platz, wobei er darüber nachdachte, was die Frau eigentlich von ihm gewollt hatte.
Ja, er war ausgefragt worden, aber wieso Loreen es geschafft hatte, auf diese Weise Kontakt mit ihm aufzunehmen, das konnte er nicht sagen.
War sie möglicherweise mit Gothic verbunden? Auch das war möglich.
Diese Welt war auf den Kopf gestellt worden. In ihr passierten Dinge, die er zuvor nie für möglich gehalten hatte. Aber jetzt war es geschehen.
Er wollte aufstehen und einige Schritte gehen, um seine Steifheit loszuwerden. Dazu kam er nicht mehr, denn plötzlich hörte er die andere Stimme.
»Es ist gleich so weit, Skip.«
»Was?«
»Ja, der Flieger ist gelandet. Und die vier Männer werden hier auf dem Bahnsteig in den Zug steigen. Er läuft bereits ein.« Es folgte ein Lachen und danach die letzten Worte. »Ich denke, dass wir viel Spaß haben werden…«
***
Wieder einmal zeigte es sich, welch guter Fahrer Suko war. Zudem verschaffte uns das Blaulicht auf dem Dach einigermaßen freie Bahn.
Wir alle konnten Loreen Sander nur bewundern. Es war ihr tatsächlich gelungen, einen Kontakt zu Skip Tandy aufzubauen. Wir wussten jetzt Bescheid und waren froh darüber, dass ein gewisser Flieger Verspätung hatte. Da konnten wir es schaffen, wenn uns kein Verkehrsunfall dazwischen kam.
Die auf geistigem Weg erfolgte Kontaktaufnahme mit Skip Tandy hatte Loreen Sander erschöpft. Sie war nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen. Sie lag halb in ihrem Sitz und bewegte sich kaum noch. Die Augen hielt sie geschlossen, und ihr Atem ging stoßweise.
Für uns stand fest, dass wir sie nicht mit auf den Bahnhof nehmen würden, aber Johnny würde sich das nicht nehmen lassen. Das konnte auch positiv sein, denn so war es möglich, eine Verbindung zu Skip Tandy aufzubauen.
Alles hing davon ab, ob wir es rechtzeitig schafften, den Zug zu erreichen.
Suko tat sein Bestes. Mit Blaulicht und Sirene jagten wir auf der Schnellstraße dahin, und als dann die Bauten des Airports auftauchten, fiel uns ein erster Stein vom Herzen.
Noch war nicht sicher, ob wir in der Zeit lagen. Einen zweiten Kontakt zu Skip Tandy konnte Loreen nicht mehr herstellen. Der hätte sie überfordert.
Blaulicht und Sirene sorgten dafür, dass wir in einen Bereich gerieten, der zum Sicherheitsring gehörte. Und dort konnten wir den Rover abstellen.
Zwei Beamte von der Überwachung blieben an unserer Seite. Sie hatten auch nichts dagegen gehabt, dass Loreen im Rover zurückblieb. Sie war inzwischen vor Erschöpfimg eingeschlafen.
Den Weg zum Bahnhof legten wir rennend zurück. Auf Nachfrage hatten wir bestätigt bekommen, dass der Zug noch nicht angefahren war. In zwei Minuten sollte er starten.
Das schafften wir.
Keuchend erreichten wir den Bahnsteig. Der Zug stand noch dort, aber die Reisenden waren bereits eingestiegen. Ein Beamter wollte das Signal zur Abfahrt geben, als wir plötzlich
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