1643 - Psychospiel auf Akon
Prozedur schon jetzt vorhersagen konnte: ein peinliches Verhör, dumme Lügen, widerlegte Behauptungen, dann eine Durchsuchung, der unvermeidliche Fund, und spätestens zwei Stunden später würde Cailman Tzyk tot sein. „Ich erwarte dich", erwiderte Cailman Tzyk respektvoll.
Er warf seinem Stellvertreter einen knappen Blick zu. War er vielleicht der Informant, der Alnora Deponar davon in Kenntnis gesetzt hatte, daß es einen Friedensstifter an Bord gab?
Cailman Tzyk hatte darauf geachtet, daß möglichst niemand den Linguiden zu Gesicht bekommen hatte. Aber lange würde sich das Geheimnis nicht wahren lassen, vor allem dann nicht, wenn die anderen gewarnt waren und wußten, wonach sie zu fahnden hatten.
Und der geheime Informant würde es Alnora Deponar garantiert melden. „Ich erwarte dich in deiner Kabine!" befahl die Blaue Schlange. „Allein!"
Das gab Hoffnung. „Ich werde bereit sein", versprach der Kommandant der TENTRA BLUE. „Ich erwarte dich dort."
Cailman Tzyk verließ die Zentrale mit gleichmäßigen, ruhigen Schritten. Mit aller Kraft widerstand er der Versuchung, sich noch einmal umzusehen. Abschied zu nehmen von diesem Raum, seinem Schiff, seinen Kollegen.
Paradox - wenn er in dieser Art und Weise Abschied nahm, wäre es in der Tat ein Abschied für immer, denn dieses Verhalten wäre überaus verräterisch. Gab er sich andererseits gelassen, behielt er eine kleine Chance, die Zentrale der TENTRA BLUE vielleicht wieder betreten zu können.
Es dauerte nicht lange, bis sich die Tür zu Cailman Tzyks Kabine öffnete. Zwei schlanke Akonen, schwer bewaffnet, betraten den Raum, nahmen rechts und links von der Tür Aufstellung, dann trat Alnora Deponar ein. Für Krimskrams wie eine freundliche Begrüßung hatte sie offenbar keine Zeit: Ohne Zögern, ohne Umschweife kam die Blaue Schlange zur Sache. „Du wirst einen Auftrag von mir erledigen!" stieß Alnora Deponar hervor.
Sie nahm nicht Platz, sondern wanderte in der Kabine des Kommandanten auf und ab. „Ich werde nicht versagen", beteuerte Cailman Tzyk sofort.
Alnora Deponar schien seine eifrige Bemerkung gar nicht wahrgenommen zu haben. „Du wirst das Solsystem anfliegen", verkündete die Blaue Schlange. „Du wirst dir - je nach Lage der Dinge - eine Begründung einfallen lassen, die wissenschaftlich echt und plausibel klingt, und dann wirst du die Lage im Raum Wanderer für mich auskundschaften."
„Wanderer?"
Kommandant Cailman Tzyk glaubte, seinen Augen und Ohren nicht zu trauen.
Alnora Deponar blieb vor dem Blue stehen und blickte ihn scharf an. „Ich will wissen, was diese sogenannten Jäger der Unsterblichkeit machen. Wer es ist, was sie tun, aus welchem Grund sie darauf hoffen, als Spiegelgeborene anerkannt zu werden."
Cailman Tzyk reagierte nicht. Die Dinge nahmen eine seltsame, unverhoffte Wendung. „Ich erwarte einen vollständigen Report mit allen Daten", fuhr die Blaue Schlange fort. „Und natürlich will ich wissen, mit welchen Mitteln und von wem der Zugang nach Wanderer blockiert und gesichert wird."
Cailman Tzyk hatte verstanden. „Du willst also wissen, welche Maßnahmen die Terraner getroffen haben, um zu verhindern, daß diese Jäger der Unsterblichkeit erfahren, mit welchen Mitteln wiederum ES sie von Wanderer fernhalten will?"
„So ist es", bestätigte die Blaue Schlange.
Es wäre Cailman Tzyk lieber gewesen, hätte die Akonin sich gesetzt. Ihr Auf- und Abwandern irritierte ihn, vor allem, da gleichzeitig ihre Augen jedes Ding und jede Person im Raum genauestens zu kontrollieren schienen. „Und wie soll ich ...?"
Alnora Deponar machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das überlasse ich dir", sagte sie.
Ihr Blick bekam einen Ausdruck eisiger Kälte; die Oberfläche des Planeten, auf dem die TENTRA BLUE stand, konnte nicht kälter, abweisender und toddrohender sein als dieser Blick.
Cailman Tzyk hatte dennoch einen Einwand: „Und auf welchem Weg ..."
„Verschaffe dir irgendeinen offiziellen oder halboffiziellen Auftrag, Akon anzufliegen. Sobald du auf Sphinx gelandet bist, wird man sich mit dir in Verbindung setzen. Du wirst dem Mittelsmann die gesammelten Daten übergeben, danach ist dein Auftrag erledigt. Noch Fragen, Cailman Tzyk? Einwände, Bedenken?"
Alnora Deponar zeigte ein kaltes Lächeln. „Hast du vielleicht Hemmungen, einmal ein gewisses Risiko einzugehen?"
Kommandant Cailman Tzyk machte einen energischen Laut der Verneinung.
Alnora Deponars Blick blieb auf ihn gerichtet. „Wir wissen
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