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1643 - Psychospiel auf Akon

Titel: 1643 - Psychospiel auf Akon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leben. Es wird dir nicht gelingen, in mein Herz den Wunsch nach Rache zu pflanzen."
    „Nicht Rache", beeilte sich Cailman Tzyk zu versichern.
    Seine Empfindungen waren in Aufruhr. Tief in seiner Erinnerung schlummerten Erwägungen, die ihm jetzt nicht mehr recht zugänglich waren - etwa, den Linguiden zu packen, ihn mit vorgehaltener Waffe zu zwingen ... Aber all das verbot sich in der Gegenwart des Friedensstifters von selbst.
    Statt dessen breitete sich in Cailman Tzyk Angst, Ohnmacht und Verzweiflung aus. Er wußte nicht, wie er es schaffen sollte, den Linguiden an Bord zu nehmen. Sich gegen Widerstand allein mit den Mitteln des Verstandes durchzusetzen, als Waffe nur das geschickt gewählte Wort anzuwenden - in dieser Kunst war Cailman Tzyk nicht geschult worden. Und daher war er dem Linguiden in dieser Auseinandersetzung hoffnungslos unterlegen.
    Denn Arinu Barras schien keineswegs gewillt, sich ungesträubt als Friedensstifter im Auftrag der Blues auf Akon einsetzen zu lassen. „Nicht Rache", wiederholte Cailman Tzyk eindringlich. „Du sollst vielmehr Frieden stiften zwischen Akon und den Blues, das ist es."
    „Ich weiß nicht, daß zwischen diesen Völkern Unfriede entbrannt ist", antwortete der Linguide. „Aber, wie du eben hast sehen können, weiß ich ohnehin nicht viel. Ich wußte nicht einmal, daß mein Ziehvater den Tod gefunden hat." Er lächelte schwach. „Das ist einer der wenigen Nachteile, die ein Leben in abgeschlossener Bescheidenheit mit sich bringt."
    „Es ist kein Unfriede", beteuerte Cailman Tzyk. Wie sollte er dem Linguiden mit bloßen Worten beikommen? „Aber sie unterdrücken uns, heimlich. Sie interpretieren alle Verträge anders, die wir geschlossen haben, sie halten sich nicht an die offenen und geheimen Abmachungen."
    Er machte eine Geste der Niedergeschlagenheit. Er ahnte, was Arinu Barras nun sagen würde. „Betrogene Betrüger?"
    In diesem Augenblick erfaßte Cailman Tzyk die Sackgasse, in der die Politik des Blocks der Ersten Verantwortung steckte.
    Arinu Barras schien das genau zu begreifen.
    Er sah hinüber zu der Tür aus grobgewebtem Stoff, die sich im Spiel des Windes bauschte. „Viele von denen dort draußen kommen zu mir mit ihren Sorgen und Nöten; sie leiden entsetzlich unter dem Leben, das sie führen. Sie kommen wie du und sagen: Laß mich bitte weitermachen wie bisher, nur sorge, großer Friedensstifter, dafür, daß mir das nicht mehr weh tut."
    Genau das war es, durchfuhr es den Blue. Allein die Vorstellung war absurd - und alles andere als wahrhaft friedfertig -, einen Friedensstifter gewissermaßen als „Waffe" einzusetzen, zur Durchsetzung eigener Pläne, die sich vermutlich an Hinterlist und Durchtriebenheit nur wenig von dem unterschieden, was die Akonen ausbrüteten.
    Es war gewissermaßen so, als brauche eine Mannschaft einen scharfäugigen und absolut neutralen Schiedsrichter - der aber sein Augenmerk ausschließlich auf den Gegner richten sollte. „Wir brauchen Frieden in der Galaxis", erläuterte Cailman Tzyk leise. „Dein Ziehvater hat dafür gearbeitet, und letztlich hat er sein Leben gelassen für dieses Ziel. Er ist gescheitert - und gestorben."
    „Du hast ihn gekannt?"
    „Nur wenig. Ich weiß aber, daß er einen großen und vermessenen Wunsch gehabt hat - er wollte in seinem Leben etwas Großes und Wichtiges für sein Volk tun, eine Tat, auf die er in einem jenseitigen Leben voll Stolz zurückblicken konnte. Es blieb ihm versagt."
    Er log nicht einmal sonderlich dreist. Es gab einen Blue, von dem Cailman Tzyk genau wußte, daß er in seinem Herzen so dachte - sich selbst. Und da er nicht vermessen genug war, sich für einzigartig zu halten, ging er davon aus, daß nahezu jeder erwachsene Blue sich mit ähnlichen Gedanken und Wünschen trug. Folglich mußte das auch für Yeni Zynok gegolten haben.
    Arinu Barras antwortete nicht. Er starrte auf den Boden, hob eine Handvoll Sand auf und ließ ihn nachdenklich durch die Finger rieseln.
    Ein Symbol der Vergänglichkeit. „Es sei denn ..."
    Der Friedensstifter sah auf. „Du willst mir eine Falle stellen!" sagte er ruhig, und seine schmalen Lippen formten die Andeutung eines Lächelns voll sanfter Ironie. „Ja", antwortete der Blue. „Er wollte diese große Tat selbst tun. Yeni Zynok selbst hat wahrscheinlich nie daran gedacht, daß die große Handlung seines Lebens sein könnte, einen jungen Linguiden aufgenommen und wie die Frucht des eigenen Leibes geliebt zu haben - einen jungen

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