1643 - Psychospiel auf Akon
Gefolgschaftstreue zu belohnen, Cailman Tzyk", ließ sie sich vernehmen. „Angemessen zu belohnen."
Sie fixierte den Kommandanten der TENTRA BLUE. „Und Verräter angemessen zu bestrafen", fügte sie hinzu. „Muß ich mehr sagen?"
Cailman Tzyk antwortete mit einer Demutsgeste, welche die Akonin ohne Regung akzeptierte. Dann schnippte sie nach Sitte der Terraner kurz mit den Fingern.
Cailman Tzyk fand, daß sich die Verhaltensformen von Alnora Deponar unter dem Streß der Verfolgung offenbar zu ändern begannen. Die Blaue Schlange mußte der Hatz, die auf sie veranstaltet wurde, und dem damit zusammenhängenden Streß den Tribut zahlen.
Wie lange konnte sie diese Belastung ertragen, ohne darunter zusammenzubrechen?
In einem Punkt war sich Cailman Tzyk sicher: Seinen Tod anzuordnen und seiner Exekution beizuwohnen, würde Alnora Deponar gewiß nicht als Streß ansehen ...
Das Schnippen hatte zur Folge, daß die beiden Begleiter der Akonin die Tür öffneten und den Gang vor der Kabine kurz überprüften. „Du wirst von mir hören, Cailman Tzyk", verkündete die Blaue Schlange. „Und ich von dir."
Sie blickte ihn abermals an, durchdringend und kalt. „Gibt es noch etwas, das du mir mitzuteilen hast?" fragte sie.
Es war, als öffne sich eine stählerne Schnappfalle genau vor Cailman Tzyks Augen. Scharfe Zähne, ein gnadenloser Biß, kein Entrinnen möglich. Ein einziger - falscher - Satz konnte jetzt alles ändern und wenden.
Entscheidend war, daß für Alnora Deponar Begriffe wie Barmherzigkeit oder Verständnis leere Worthülsen waren. Ihr mit Aufrichtigkeit zu kommen, war völlig sinnlos. „Nichts", antwortete der Blue und versuchte tapfer, dem Blick von Alnora Deponar standzuhalten.
Alnoras Mundwinkel kräuselten sich sarkastisch. „Gut", sagte sie leise. „Ich werde sehen. Leb wohl - und viel Glück!"
Es war wie im Traum: Man ist versucht, die Szene festzuhalten, die an einem vorüberwirbelt, sie durch eigenes Zutun zu ändern und umzugestalten, aber man bekommt nichts zu fassen außer schemenhaften Gebilden.
Alnora Deponars Besuch war bereits vorüber, als Cailman Tzyk noch nicht recht begriffen hatte, daß die Blaue Schlange sein Schiff betreten hatte. Halb betäubt, irgendwie sogar benommen und nicht ganz Herr seiner Entschlüsse, hatte Cailman Tzyk diese Visite über sich ergehen lassen.
Wußte die Blaue Schlange Bescheid? Oder war sie ahnungslos? Hatte sie Cailman Tzyks Lügen durchschaut - eigentlich war er kaum dazu gekommen, seine Lügen in aller Ausführlichkeit vorzutragen -, oder war sie darauf hereingefallen?
Oder hatte sie selbst gelogen -schneller, geschickter, skrupelloser als er und vor allem wirkungsvoller? War es denkbar, daß sie ihn zwar durchschaut hatte, sein Geheimnis längst keines mehr war, daß sie aber einen Plan entwickelt hatte, der seinen eigenen Plan kreuzen und aushebeln konnte?
Es war ein lautloser Kampf der Argumente, der in Cailman Tzyks Kopf stattfand und deswegen unentschieden endete.
Ob die Blaue Schlange informiert war oder nicht - Cailman Tzyk hatte keine andere Wahl, er mußte diesen Plan bis zum bitteren Ende bringen.
Aber wie dieses Ende aussehen würde - daran bestand für den niedergeschlagenen Kommandanten Cailman Tzyk nicht der geringste Zweifel.
7.
„Ein Friedensstifter?"
Liganon Gurth starrte auf den Bildschirm, auf dem die Nachricht zu lesen war. Der Akone, derzeitiger Leiter des diplomatischen Sicherheitsdienstes auf Sphinx, runzelte die Stirn.
Die junge Frau, die neben ihm an dem kleinen Tisch saß und nachlässig an einem Erfrischungsgetränk nippte, begann verhalten zu lächeln. „Die Nachricht von unserem Informanten ist eindeutig", sagte sie halblaut; sie hatte die Lider gesenkt, als sie den Bildschirm betrachtete. „Die Tatsachen sind unbezweifelbar."
„Cailman Tzyk ist ein Verräter?"
Liganon Gurth murmelte eine Verwünschung. „Wir sollten diesen Blue umgehend aus dem Verkehr ziehen, am besten sofort. Ein Kommando könnte die TENTRA BLUE auf dem Kurs abfangen, den sie fliegen muß, Und sie in einem überraschenden Angriff vernichten. Je eher das geschieht, um so besser. Noch treibt sich dieser tellerköpfige Schurke außerhalb aller üblichen Routen herum. Wenn wir schnell genug zuschlagen, könnten wir ihn vernichten, bevor er auch nur einen Piepser als Hilferuf lossenden kann. Und bis die TENTRA BLUE vermißt und als atomare Wolke aufgefunden werden kann, vergehen Wochen - und bis dahin ..."
„... ließen wir
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