1643 - Psychospiel auf Akon
Nährboden war die akonische Politik zu einem eigentümlichen, schillernden und hochgiftigen Nachtschattengewächs geraten. Mal offen, mal versteckt, hatten die Akonen einige Male versucht, ihre alte Machtposition zurückzuerlangen - und waren jedesmal an der mangelnden Einheitlichkeit ihrer Haltung gescheitert. Akon, das war der immerwährende Störenfried in der Galaxis gewesen.
Vielleicht gab es jetzt eine Chance, dieser unheilträchtigen Entwicklung die Spitze abzubrechen - wenn es gelang, den Linguiden Arinu Barras auf die führenden Familienclans Akons einwirken zu lassen.
Aber dazu mußte es Michael Rhodan erst einmal schaffen, zusammen mit Arinu Barras an diesen Führungszirkel heranzukommen. Und das würde sehr schwer werden, wie sich Michael leicht ausrechnen konnte.
Ein Anruf von Akon riß Perry Rhodans Sohn aus seinen Gedanken. „Akon an die MONTEGO BAY."
Man vermied es auf der anderen Seite geflissentlich, Michael Rhodan direkt anzusprechen. Es war ein Mätzchen, nicht mehr, aber kennzeichnend für die Art und Weise, in der Akons Großer Rat mit anderen Völkern umzugehen liebte. Da war Michael Rhodan der steife Pomp, mit dem sich die früheren Arkon-Imperatoren umgeben haben, schon weitaus lieber. „Ich höre!"
„Die Landeerlaubnis ist vom Großen Rat bestätigt worden", berichtete Ferghan Bismal. Er tat es sichtlich ungern. „Ich habe mitzuteilen, daß der Große Rat eine Untersuchungskommission einsetzen möchte, die eure Behauptungen sorgfältig prüfen und dann zu einer Entscheidung kommen wird."
„Damit kann ich mich nicht einverstanden erklären", blieb Michael hartnäckig. „Ich bestehe darauf, persönlich vor den Großen Rat zu treten und meine Anklage vorbringen zu können. Der Angriff der TENTRA BLUE auf eine Wacheinheit im Hoheitsgebiet Terras ist eine kriegsähnliche Handlung, die auf höchster Ebene beraten werden muß. Ich berufe mich auf den Vertrag..."
Der Akone unterbrach Michael. „Wir haben diesen Vertrag inzwischen geprüft", erklärte er aggressiv. „Es handelt sich dabei um ein Zusatzprotokoll zu einer nebensächlichen Handelsvereinbarung, die unter anderem die Einfuhr von pasteurisiertem Rohmilchkäse betrifft."
Michael zeigte sich von diesem Einwand wenig beeindruckt. „Wenn nicht dieser, dann ein anderer Vertrag", erwiderte er leichthin. „Ich bleibe bei meiner Forderung. Und wenn diese Unterredung mit dem Großen Rat nicht sehr bald zustande kommt, werde ich die Angelegenheit im Humanidrom der gesamten galaktischen Öffentlichkeit vortragen. Ich glaube nicht, daß dem Großen Rat von Akon daran gelegen sein kann, diesen Vorfall zusätzlich hochzuspielen."
„Das ist Erpressung!" zischte der Beauftragte des Großen Rates. „Es ist mein Standpunkt", antwortete Michael scharf. „Und in Zukunft wünsche ich nur noch mit Angehörigen des Großen Rates zu sprechen. Eine Angelegenheit dieser Größenordnung in die Hände eines subalternen Beamten zu legen, kommt einer Brüskierung gleich!"
Ferghan Bismal, der zurecht diese Bemerkung als persönliche Beleidigung auffaßte, lief dunkelrot an, verbiß sich aber weitere Äußerungen. Statt dessen trennte er die Verbindung.
Michael Rhodan grinste zufrieden. „Du glaubst wirklich, daß du damit durchkommst?" fragte Marfin Kinnor. „Garantiert", sagte er. „Der Große Rat kann gar nicht anders, er ist im Zugzwang."
„Inwiefern? Ich denke, wir haben eine Forderung an den Großen Rat, nicht umgekehrt."
Michael Rhodan schmunzelte. „Ich müßte mich sehr täuschen, wenn inzwischen nicht bereits die Vorbereitungen im Gange sind, uns nach allen Regel der Kunst vorzuführen und zu blamieren. Diese Gelegenheit wird sich der Große Rat nicht entgehen lassen. Seltsam eigentlich - diese akonischen Diplomaten halten sich für die raffiniertesten Schlitzohren in der Galaxis, und dabei macht gerade diese geradezu zwanghafte Heimtücke die Akonen so leicht berechenbar."
Marfin Kinnors Blick verriet, daß er an dieser Aussage seine Zweifel hatte. „Du gehst ein gewagtes Spiel ein", warnte er.
Michael nickte knapp. „Ich weiß", gab er unumwunden zu. „Aber wir dürfen uns diese Chance nicht entgehen lassen. In den nächsten Stunden wird sich entscheiden, ob Akon künftig ein verläßlicher, vertrauensvoller Partner der anderen galaktischen Völker werden wird."
„Und wenn nicht? Wenn die Akonen doch ein ganz klein wenig schlauer sind als du? Wenn sie deinen Plan durchkreuzen?"
Michael Rhodans Lächeln wurde schmaler.
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