1646 - Baphomets Diener
dass er meinen Vater gekannt hatte, denn um ihn rankten sich noch einige Geheimnisse, das wusste ich auch.
»Ja, jetzt wissen Sie alles, Mr. Sinclair, und können Ihre Entscheidung treffen.«
»Haben Sie schon ausprobiert, zu welcher Tür der Schlüssel passt, Mr. Sullivan?«
»Nein, das habe ich noch nicht. Ich bin auch noch nicht im Haus meines verstorbenen Onkels. Ich denke jetzt nur, dass sich darin womöglich ein Geheimnis verbirgt, für das sich auch andere Menschen interessieren, denn ich frage mich, warum sonst dieser alte Mercedes in meiner Nähe gehalten hat, aus dem ich mich beobachtet gefühlt habe.«
»Das ist wirklich ungewöhnlich«, stimmte ich zu.
Sullivan druckste herum. Es kostete ihn Überwindung, eine bestimmte Frage zu stellen.
»Haben Sie sich denn entschieden, Mr. Sinclair? Würden Sie nach Schottland kommen?«
»Wohin müsste ich denn?«
»Sie können bis Edinburgh fliegen und müssten dann in Richtung Südosten fahren und…«
»Bis Lauder?« Ich fragte bewusst, denn dort hatten meine Eltern nach der Pensionierung des Vaters gelebt.
»Nein, nein, nicht so weit. Nur bis zu einem Ort, der Humbie heißt. Sie finden ihn auf halber Strecke zwischen Edinburgh und Lauder. Sie müssen nur von der A68 weg…«
»Das finde ich.«
Seine Stimme klang plötzlich hoffnungsfroh. »Kann ich dann davon ausgehen, dass Sie kommen werden?«
»Ja.«
»Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich freue mich.«
»Und wo kann ich Sie finden?«
»Ich werde im Haus meines Onkels auf Sie warten. Es liegt am Ortsrand etwas abseits der Straße. Ein großes Grundstück, auf dem viele Bäume wachsen. Fragen Sie nach dem Sullivan-Haus.«
»Gut, dann werde ich morgen bei Ihnen sein. Passen Sie auf sich auf, Mr. Sullivan.«
»Keine Sorge, das werde ich.«
Mehr hatten wir uns vorläufig nicht zu sagen. Ich legte mit einer langsamen Bewegung auf, und mein Gesicht zeigte einen nachdenklichen Ausdruck.
Das merkte auch Suko, der keine Fragen stellte und mich meinen Gedanken überließ.
Es war schon ungewöhnlich, dass in dieser Botschaft mein Vater, Horace F. Sinclair, erwähnt worden war. Er musste mit dem verstorbenen Jason Sullivan Kontakt gehabt haben, sonst hätte dieser nicht den Namen meines Vaters erwähnt.
Dass es im Leben meines Vaters Geheimnisse gab, von denen selbst meine Mutter nichts gewusst hatte, war mir klar. Nur hatte ich bisher nie die Zeit gehabt, mich darum zu kümmern, und so fragte ich mich, ob jetzt eine Tür aufgestoßen worden war, die eines der Rätsel lüften würde. Es war möglich, aber ich wollte mich nicht zu Spekulationen hinreißen lassen. Es war immer besser, wenn man erst einmal sorgfältig recherchierte.
Als ich meinen Blick hob, sah ich in Sukos Augen. Er nickte nur knapp, dann sagte er: »Es war eine Botschaft, die dich sehr nachdenklich gemacht hat, oder?«
»Das kann man so sagen.«
»Und?«
»Ich werde nach Schottland müssen.«
Suko ließ sich Zeit, bevor er fragte: »Und was ist, bitte schön, der Grund für die Reise? Willst du zu Maxine Wells und Carlotta nach Dundee?«
»Nein, diesmal ist es etwas anderes«, murmelte ich. »Es kann sich auch zu einer Familienangelegenheit ausweiten.«
Suko schaltete schnell. »Hängt es mit deinem Vater zusammen?«
»Er wurde erwähnt.«
»Dann würde es mich freuen, wenn du mir alles von Beginn an erzählst.«
Das tat ich auch. Jetzt hörte auch Glenda Perkins zu, die in unserem Büro erschienen war. Sie war es auch, die als Erste einen Kommentar abgab, nachdem ich verstummt war.
»Ich an deiner Stelle würde auf jeden Fall fahren.«
»Das werde ich auch. Seinen Namen und auch den seines verstorbenen Onkels habe ich noch nie gehört. Aber mein Vater muss sie gekannt haben.«
»Dann flieg hin und hake nach, John!«
Ich lächelte Glenda zu. Ihr Vorschlag stimmte genau mit dem überein, was ich mir vorgenommen hatte.
Wieder einmal war ich durch einen Anruf in einen Fall hineingedrängt worden. Ob es sich jedoch wirklich zu einem Fall auswachsen würde, das musste sich erst noch herausstellen.
Hörte ich allerdings auf mein Bauchgefühl, dann wusste ich, dass ich richtig handelte…
***
Paul Sullivan, der Anwärter für das Priesteramt, war erleichtert. Sehr erleichtert sogar. Er hätte nicht gedacht, dass sich dieser John Sinclair so kooperativ zeigen würde, aber letztendlich war auch sein Vater erwähnt worden, das hatte bei ihm wohl den Ausschlag gegeben.
Als Sullivan das Telefon wieder einsteckte, sah er den Bus
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