1646 - Baphomets Diener
von der rechten Seite her anfahren. Er stand auf, stellte sich an die Haltestelle und winkte, damit der Fahrer auch anhielt.
Das tat er. Die Türen öffneten sich zischend. Sullivan stieg in die hintere ein und sah einen Fahrgastraum, der kaum besetzt war. Eine Karte musste er nicht lösen. Er besaß einen Fahrausweis für die Region, da konnte er ziemlich weit mit fahren.
Er nahm einen Platz in der letzten Reihe und schloss die Augen, weil er so besser nachdenken konnte. Seine rechte Hand hatte, er außen gegen die Tasche gedrückt, in der das Etui steckte. Für ihn war es wie ein großer Schatz.
Was kommt da auf mich zu?
Dieser Gedanke wollte ihn nicht loslassen. Nicht, dass er unter Angst gelitten hätte, aber er dachte schon daran, dass im Buch des Schicksals eine neue Seite für ihn aufgeschlagen war,, denn so etwas wie an diesem Tag hatte er noch nicht erlebt.
Man hatte ihm ein Geheimnis anvertraut, denn als nichts anderes sah er diesen Schlüssel an. Er war ein Türöffner, und das nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes, sondern auch im übertragenen, und was hinter dieser Tür lag, davon konnte er sich nicht mal eine Vorstellung machen.
Er wusste auch nicht, zu welcher Tür im Haus seines Onkels der Schlüssel passte. Möglicherweise zu keiner, denn mit dieser Möglichkeit musste er auch rechnen. Es würde sich schon noch herausstellen.
Er schaute aus dem Fenster und dachte daran, dass es bis zu seinem Ziel nur zwei Haltestellen waren. Den Friedhof hatte man außerhalb anlegen müssen, nachdem der eigentliche durch einen Erdrutsch nach einem heftigen Regenfall zerstört worden war.
Als der Fahrer den Bus zum zweiten Mal stoppte, stieg Paul Sullivan aus. Zusammen mit einer Frau, die am Stock ging und eine Brille mit dicken Gläsern trug. Sie murmelte etwas vor sich hin und ging mit schnellen Schritten davon.
Sullivan blieb noch stehen. Nicht, weil er nicht gewusst hätte, wohin er gehen musste, nein, ihm war etwas aufgefallen, und er wollte jetzt herausfinden, ob er sich geirrt hatte.
Weiter vorn parkte an der linken Straßenseite ein dunkler Wagen. Der Bus fuhr an. Pauls Sicht war frei, und er sah tatsächlich diesen dunklen Wagen, der jetzt allerdings anfuhr und rasch aus seinem Blickfeld verschwunden war.
Er hätte auch nicht sagen können, ob es derselbe Wagen war, der ihm an der Haltestelle beim Friedhof aufgefallen war, aber er ging zunächst einmal davon aus.
Humbie war ein kleiner Ort, nicht mehr als ein in der Einsamkeit gelegenes Kaff. Der einzige Vorteil war die Nähe zu Edinburgh, das rund vierzig Kilometer entfernt lag.
Er musste ein paar Schritte gehen, um das Haus seines Onkels zu erreichen. Von den Trauergästen traf er niemanden. Die saßen im Pub und tranken auf den Verstorbenen, denn Jason hatte dem Wirt eine gut bemessene Summe hinterlassen, die aufgebraucht werden musste.
Paul wollte nicht zu den anderen Trauergästen gehen. Das war nichts für ihn. Zu viele Fragen, zu laut, und er hatte auch keine Lust, Antworten zu geben, auch was ihn selbst betraf.
Er wollte seine Ruhe haben, und das jetzt besonders, wo er diesen Schlüssel besaß.
Es gab keinen Hinweis auf Jason Sullivans Haus. Es sei denn, man schaute gezielt durch die Lücken der Bäume, die auf dem großen Grundstück wuchsen. Dann waren die rötlichen Ziegel des recht geräumigen Hauses zu sehen und auch die beiden vorspringenden Gauben auf dem Dach. Dort schliefen Gäste, wie Paul wusste. Nur konnte er sich nicht vorstellen, dass sein Onkel viel Besuch bekommen hatte.
Der Herbst hatte das Land voll im Griff. Die Hälfte der bunten Blätter waren bereits von den Zweigen gefallen und bedeckten in ihrer bunten Farbenpracht den Boden.
Als Paul Sullivan neben dem schmalen Weg über das Grundstück ging, wirbelten seine Füße die Blätter in die Höhe. Er musste lächeln, weil er daran dachte, wie gern er als Kind durch das herbstliche Laub geschritten war. Das war immer der größte Spaß zu dieser Jahreszeit gewesen. Auch jetzt liebte er das noch, nur war er heute in seinen eigenen Gedanken verloren und nahm das Rascheln mehr am Rande wahr.
Der Wind hatte Laub in die Nähe des Eingangs geweht. Es bildete einen bunten Haufen vor der Tür. Sie war aus dickem Holz gefertigt. Ein Sondermodell. Wenn man genau hinschaute, waren die inzwischen verblassten Schriftzeichen im Holz zu erkennen.
So alt die Tür auch war, sie hatte ein modernes Schloss, und Paul schaute es sich genau an, weil er plötzlich das Gefühl hatte,
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