1647 - Der letzte Schlag
Das arkonidische Reich war gerüstet.
Ganz gleichgültig, wo die Blaue Legion zuschlug, sie würde eine blutige Niederlage einstecken. Für die Verteidigung des Reiches war Atlans Anwesenheit nicht unbedingt erforderlich.
Für ihn war es an der Zeit, sich um die galaktische Politik zu kümmern. Zu lange schon hatte der zwar loyale, aber keineswegs mit einem Übermaß an Initiative gesegnete Tydon von Tramis als Galaktischer Rat auf einsamem Posten Arkons Interessen vor dem höchsten Gremium der Milchstraße vertreten. Es war dringend notwendig, daß der Bevollmächtigte Atlan sich in eigener Person um die arkonidischen Belange kümmerte.
Die BASIS und die NJALA hatten inzwischen den Standort Point Panot verlassen. Es gab dort nichts mehr zu beobachten.
Die NJALA war ins Solsystem geflogen. Die BASIS war mit einem kurzfristig übernommenen Eilauftrag der Kosmischen Hanse für ein paar Tage in der Eastside unterwegs.
Atlan übertrug Theta das Kommando über den im Orbit über Ariga stationierten Verband von 25 Kampfschiffen. Dann brach er mit der ATLANTIS in Richtung Scarfaaru-System auf.
Man schrieb den 15. August allgemeiner Zeitrechnung.
Der Galaktische Rat von Sphinx, Tephar Alropis, mit dem Atlan in erster Linie ein Hühnchen zu rupfen gedachte, hielt sich gegenwärtig nicht im Humanidrom auf. Er war nach Hause gerufen worden. Wegen der Umwälzungen, sagte man, die die Tätigkeit des linguidischen Friedensstifters Arinu Barras in der akonischen Gesellschaft hervorgerufen hatte. Er wurde erst in ein paar Tagen zurückerwartet.
Somit hatte Atlan Gelegenheit, sich den scheinbar nebensächlichen Dingen der Höflichkeitsdiplomatie zu widmen. Er sprach bei verschiedenen Galaktischen Räten vor, lud andere zu sich ein und versicherte ihnen, daß Arkon von nun an wieder ein aktives Mitglied des Galaktikums sein würde und daß der Disput mit Sphinx, sobald die Arkonen die Rückgabe der widerrechtlich besetzten und enteigneten arkonidischen Kolonien abgeschlossen hatte, ein für allemal beendet war. Er stieß allenthalben auf Verständnis für Akons besondere Lage, und er stellte erfreut fest, daß sein Ruf unter der einjährigen Abwesenheit nicht gelitten hatte. Im Gegenteil: Man begegnete ihm mit großem Respekt. In den Augen der Galaktischen Räte war er derjenige, der Akon schließlich zur Räson gebracht hatte, obwohl ihm durch die Hyperraum-Parese fast kein Handlungs-Spielraum mehr geblieben war.
Der Arkonide verbrachte ein paar recht angenehme Tage an Bord des Humanidroms, das als riesige Raumstation über dem Planeten Lokvorth kreiste. Es wurde oft über Reginald Bulls Expedition nach NGC 6503 gesprochen. Selbstverständlich berichtete Atlan, was er von Astrid erfahren hatte. Die Neuigkeit, daß es sich bei den Verursachern der Hyperraum-Parese um dieselben Arachnoiden handelte, deren Schicksal der ehemalige Staatsmarschall schon seit mehr als anderthalb Jahren zu ergründen trachtete, war eine Sensation ersten Ranges.
Ansonsten aber hatte Astrid wirklich nicht viel gesagt. Man wußte nicht, ob sich die Auseinandersetzung Bulls mit den Arcoana friedlich oder feindselig gestaltete. Man hatte keinerlei Hinweis, ob mit einer Wiedererstehung der Toten Zone irgendwann in naher Zukunft zu rechnen sei. Es war immer noch unbekannt, in welcher Beziehung die Ennox zu den spinnenähnlichen Wesen standen, die sie Tees nannten.
Mit anderen Worten: Abgesehen von der Identität derer, die die Trägheit des 5-D-Kontinuums hervorgerufen hatte, wußte man genausowenig wie zuvor. Die wenigen Ennox, die sich dieser Tage im Humanidrom sehen ließen, antworteten ausweichend, wenn man sie auf die Lage in NGC 6503 ansprach, und machten sich eilends aus dem Staub, wenn jemand auch nur andeutungsweise zu verstehen gab, daß man sich leicht Klarheit verschaffen könnte, wenn sich nur ein Ennox dazu bereit fände, per Kurzen Weg in die Galaxis der Tees zu reisen.
Und von Perry Rhodans Flug wußte gleich gar niemand etwas.
Am 21. August kehrte Tephar Alropis von Sphinx zurück.
Atlan überfiel ihn nicht sofort. Er ließ ihm Zeit, sich wieder an den Bordbetrieb im Humanidrom zu gewöhnen. Für den darauffolgenden Tag jedoch lud er den Akonen zu einer Besprechung ein, an der auch Tydon von Tramis teilnehmen würde. Es sprach für die veränderte Lage auf Sphinx, daß Tephar Alropis auf die Einladung sofort reagierte und sie mit schwülstigen Dankesworten, wie sie nur einem Wesen mit schlechtem Gewissen einfallen konnten,
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