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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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an Sairas mystische Ängste und ließ ihn frösteln.
    Cadfael setzte im Siedlerrat durch, daß den Zwillingen aus Reservebauteilen ein kleines Haus am Rand der Siedlung aufgestellt wurde, in das sie ziehen konnten. „Ich hoffe, du kommst uns gelegentlich besuchen", sagte Nadja zum Abschied, was Cadfael verblüffte. Er wußte nicht recht, was er davon zu halten hatte, interpretierte es jedoch so, daß ihr die ausschließliche Umklammerung durch ihre Schwester Nadja zuviel war und sie sich nach Abwechslung sehnte. „Ich werde doch meine beiden besten Freundinnen nicht vernachlässigen", versicherte er. „Es ist ja nur ein Steinwurf von euch zu mir."
    Seltsamerweise besserte sich durch die Trennung von den Zwillingen sein Verhältnis zu Nadja. Aber gerade diese Annäherung leitete den endgültigen Bruch zwischen ihnen und die kompromißlose Isolation der Zwillinge von den Siedlern ein.
     
    *
     
    Ein paar Tage nach dem Auszug der Zwillinge fand er Nadja in seinem Wohnzimmer vor. Sie empfing ihn mit den Worten: „Warum hast du dich nicht bei uns gemeldet? Du hast es doch versprochen."
    Er suchte nach keinen Ausreden; vielleicht war Nadja unter vier Augen aufgeschlossener, über ihr Zwillingsproblem zu reden. „Ich dachte, ihr wolltet lieber unter euch sein", sagte er deshalb. „Wir brauchen einander, wir sind untrennbar miteinander verbunden", erwiderte Nadja ernst. „Aber das bedeutet nicht Ausschließlichkeit. Mir zumindest ist Mila allein zuwenig."
    Cadfael hatte sich also nicht geirrt, daß Nadjas Aufforderung beim Auszug, sie zu besuchen, so etwas wie ein Hilferuf war. „Möchtest du über euer Problem mit mir reden?"
    Sie kniff die Lippen zusammen und schüttelte verneinend den Kopf. „Nein", sagte sie schließlich. „So weit bin ich noch nicht. Aber später vielleicht einmal, wenn ..." ... wenn du mehr Vertrauen zu mir gefaßt hast, vollendete Cadfael den Satz in Gedanken. Er verspürte auf einmal eine solche Wärme und Zuneigung für dieses Mädchen, daß er es impulsiv in die Arme schloß. Sie wehrte ihn nicht ab, ließ diese Vertraulichkeit bereitwillig zu. „Hilfst du uns?" fragte sie an seiner Brust. „Wie?"
    „Gib uns eine sinnvolle Beschäftigung. Aber nicht hier in der Siedlung. Wir müssen hinaus in die Welt, wo wir frei atmen können. Der Weltraum wäre für uns genau richtig."
    „Ich werde sehen, was sich machen läßt", versprach er.
    Bald darauf ergab es sich, daß die Geologin Valiana Sporn, die Frau des Arztes, um die Erlaubnis für eine ausgedehnte Expedition ansuchte. Da nicht mehr Not am Mann war, erhielt sie die Erlaubnis dazu und hatte nichts dagegen, neben Fender Boyt als Gehilfen und dem Techniker Leonard Priest auch die Zwillinge mitzunehmen. Am Vorabend suchte Nadja ihn im Lagerhaus auf, wo er für Valiana den Shift ausrüstete. Sie bedankte sich mit einem Kuß und vertraute ihm mit geheimnisvoller Stimme an: „Ich weiß nicht, was Ma dir über uns erzählt hat. Aber wir sind nicht die Töchter vieler Zwottermütter. Wir sind an sich normale Menschen, die nur ein ungewöhnliches und schweres Handikap zu tragen haben. Mehr darüber nach unserer Rückkehr."
    In den folgenden zwei Monaten hatte Cadfael nur per Funk Kontakt mit Nadja. Sie berichtete ihm aufgeregt über die vielen Entdeckungen, die sie tagtäglich machten, und die Erkenntnisse, die sie daraus über die Beschaffenheit von Saira gewannen. Sie fanden genießbare, vitaminreiche Pflanzen und Sträucher mit eßbaren Früchten, deren Anbau sich für die Kolonie lohnen würde, und in der bescheidenen Fauna sogar eine Spezies, die sich als Haustier bestens eignete. Selbst Mila ließ sich dazu herbei, gelegentlich einige Worte mit ihm zu wechseln, und er hatte den Eindruck, daß sie in der wilden Natur dieser Welt förmlich aufblühte.
    Diesen Eindruck bestätigte Valiana Sporn mit den Worten: „Du wirst die beiden nicht wiedererkennen. Sie sind wie neugeboren."
    Aber dann kam es zu dem Unglück, das alle Hoffnungen, daß Mila und Nadja ein normales Leben würden führen können, zunichte machte.
    Cadfael war gerade bei einer Inspektion der vollen Getreidekammern, um die zu exportierende Menge zu bestimmen, als sein Armbandgerät anschlug. Dexie Parmas, der Funker, meldete: „Lenny kommt mit dem Shift zurück. Es hat bei Valiana Sporns Expedition einen schweren Unfall gegeben, bei dem einer der Zwillinge schwere Verletzungen erlitten hat. Ich habe Sejer bereits verständigt. Er macht die Krankenstation klar."
    Cadfael

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