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1648 - Die Spiegelgeborenen

Titel: 1648 - Die Spiegelgeborenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Naturalien gegen Naturalien, funktionierte recht gut.
    Nachdem Mila genesen war, erfüllte ich den Zwillingen den Wunsch, auf der AIOLOS Dienst zu tun. Die Mannschaft, die sich nach jedem Flug abwechselte, hatte nichts dagegen, und die Siedler waren über diese Lösung ebenfalls glücklich. Da die AIOLOS fast dauernd unterwegs war, bekamen sie auf diese Weise mit den Zwillingen nur wenig Kontakt.
    Es klingt zwar provinziell und nach Vorurteilen, wenn ich sage, daß Mila und Nadja den Kolonisten seit jenem Vorfall unheimlich waren. Aber zur Ehrenrettung der Sairer muß gesagt werden, daß niemand sie über die Hintergründe aufklärte. Mir war der Mund verschlossen, weil ich Nadja versprechen mußte, nichts von dem weiterzuerzählen, was sie mir anvertraut hatte, und die Zwillinge wollten sich nicht rechtfertigen. Jedenfalls war allen damit geholfen, daß die unzertrennlichen Mädchen fast ständig im Weltraum unterwegs waren.
    Alles ging reibungslos. Bis zum August elfneunundneunzig. Wir hatten wieder eine Ladung Korn und Fleisch für eine Ertruserkolonie vorbereitet und erwarteten die AIOLOS in ein paar Tagen zurück. Wir rissen unsere Witze darüber, daß, wenn dieser Aufwärtstrend progressiv so weiterging, wir bald den ganzen Yolschor-Sektor aufkaufen konnten.
    Unser Funker Dexie Parmas machte mich schon ein paar Tage vor Eintreffen der Schockwelle auf einen fragmentarisch aufgefangenen Hyperkomspruch aufmerksam. Daraus ging aber lediglich hervor, daß die Kolonisten von Trouys in irgendwelchen Schwierigkeiten waren und diese Störungen dem Hyperraum zuschrieben. Zwei Tage später meldete Dexie, daß er keinen Hyperkomkontakt zu den anderen Yolschor-Welten bekam, obwohl das Nachrichtennetz bisher gut funktioniert hatte.
    Rückblickend kann man leicht sagen, daß man diese Vorzeichen auch richtig hätte deuten und Vorbeugungen hätte ergreifen müssen. Aber will man das von einfachen Pionieren wirklich erwarten?
    Zwei Tage später landete die AIOLOS. Es war ein unglückliches Zusammentreffen, daß uns nur zwanzig Stunden danach die Schockwelle erreichte. Ich war gerade bei Mila und Nadja zu Gast und war gerührt über die Geschenke, die sie mir mitgebracht hatten, als ich auf einmal Probleme mit der Konzentration und dann Wahnvorstellungen bekam.
    Genau kann ich mich an diese Phase nicht mehr erinnern. Aber ich weiß noch, die Zwillinge beschuldigt zu haben, daß sie mich als eine Art Blitzableiter benutzten und ihr Leiden auf mich übertrugen. Ich konnte nämlich die Realität nicht mehr richtig wahrnehmen. Alles war verzerrt und auf den Kopf gestellt, als wäre die ganze Welt aus den Angeln gehoben worden.
    So, dachte ich, mußte es auch Mila ergehen, wenn ihr die Schwester fern war.
    Ich floh ins Freie, und dort traf ich auf andere, die wie irr durcheinanderstolperten und unter denselben Symptomen wie ich litten. Sie nahmen meine Verleumdungen nur zu gerne auf, daß die Zwillinge an allem schuld seien. In meinem Wahn fühlte ich mich geistig gefestigt genug, für alle anzuordnen, daß die Kolonisten in die subplanetaren Schutzbunker in Quarantäne gehen sollten, bis Mila und Nadja ausgeschaltet waren und der Wahnsinn ein Ende hatte.
    Aber der Wahnsinn griff immer stärker um sich und trieb schließlich auch Doc Sporn - der, wie ich mich zu erinnern glaube, die Hexenjagd auf die beiden Mädchen noch fanatischer als ich betrieb - und mich in die Quarantänestation. Dort habe ich in einem Bericht für die Nachwelt die beiden Mädchen zu verteufeln versucht.
    Ihr kennt ihn besser als ich, denn ihr habt ihn abgehört. Es muß schrecklich gewesen sein dort unten. Eingesperrt auf engstem Raum und zu wissen, daß man den beiden Furien hilflos ausgeliefert war. Dieses vermeintliche Wissen, als Förderer der Zwillinge dem Bösen Tür und Tor geöffnet zu haben, glaube ich, hat den Ausschlag zu meiner fast irreversiblen geistigen Destruktion gegeben.
    Man könnte sagen, daß ich meine Schuld an den Mädchen abgebüßt habe. Aber auf einen so einfachen Nenner will ich es nicht bringen. Ich habe ihnen Abbitte zu leisten und dafür zu danken, was sie für uns alle getan haben. Es muß eine wahre Sisyphusarbeit gewesen sein, all die Verrückten auf die AIOLOS zu bringen und mit diesem Narrenschiff aus der Wahnsinnszone zu fliegen.
    Ich hoffe, ich finde sie und kann ihnen das irgendwie vergelten. So, jetzt habe ich genug gequatscht. Ihr seid dran. Nur noch eines." Er wandte sich an Gucky und drohte ihm mit dem Finger. „Ich

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