1649 - Niemals sterben
endgültig zu zerstören. So war die unheilige Existenz dieser Gestalt vorbei.
Langsam zog Justine die Waffe wieder aus der Gestalt hervor. Dann stieß sie den Vampir zu Boden und begleitete seinen Fall mit einem gezischten Fluch.
Scharf drehte sie sich um. Es gab noch den zweiten Vampir. Er lag an der anderen Wand. Die Cavallo bedachte mich mit keinem Blick, als sie an mir vorbeiging.
Sie hielt neben dem zweiten Blutsauger an, flüsterte etwas und drehte ihn dann in die Bauchlage.
Ich hörte ihn ächzen oder gurgeln und eine Sekunde danach ein schreckliches Geräusch, als die Stichwaffe in den Körper rammte, Knochen zerbrach und letztendlich das Herz erwischte.
Justine Cavallo richtete sich wieder auf und stellte sich so hin, dass ich sie anschauen musste.
Sie hob den Daumen der linken Hand an. »Na, Partner, war das nicht eine Show?«
Ja, das war es gewesen, ich musste es zugeben. Es war auch klar, dass die Blutsauger vernichtet werden mussten. Aber die Cavallo hatte daraus so etwas wie ein Event gemacht. Das nachzuvollziehen fiel mir nicht leicht.
Deshalb wandte ich mich ab und verließ das Haus…
***
Ich muss sie retten! Ich muss sie retten!
Es war immer nur dieser Gedanke, der Jane Collins durch den Kopf schoss. Zugleich erlebte sie ihre Hilflosigkeit, denn sie war so gut wie unfähig, sich zu bewegen. Sie hatte zudem jegliches Zeitgefühl verloren.
Doch sie wusste, dass es um das Leben eines Menschen ging.
Die Blutsaugerin kannte keine Gnade. Sie würde Marlenes Lebenssaft bis zum letzten Tropfen trinken, um sich zu stärken.
Jane schaffte es.
Sie wusste nicht wie, aber sie fing an, sich zu bewegen, und sie kroch dabei über den Boden dicht an der Wand entlang auf die Treppe zu.
Und dann sah Jane die erste Stufe vor sich. Noch lag sie, was ihr nicht gefiel. Um mehr sehen zu können, musste sie sich hochstemmen. Es bedeutete mehr als eine Anstrengung für sie, aber Jane schaffte es.
Und jetzt fiel ihr auch auf, dass sie noch ihre Beretta in der rechten Hand hielt.
Mit der linken Hand stemmte sie sich hoch, fand am Treppengeländer Halt und musste sich wahnsinnig anstrengen, um den Kopf so anzuheben, dass sie nach oben schauen konnte.
Da sah sie die Vampirin.
Sie hatte es nicht mal besonders eilig. Sie drehte Jane den Rücken zu. Den Kopf hielt sie etwas angehoben, weil sie ein bestimmtes Ziel nicht aus den Augen lassen wollte.
Auch Jane entdeckte am Ende der Treppe die verschwommene Gestalt.
Marlene Dawson hatte das Zimmer verlassen und starrte ihrem Verhängnis entgegen.
Jane verfluchte ihre Schwäche zum x-ten Mal. Es war nicht zu ändern.
Zudem war sie an einem Punkt angelangt, wo es um alles oder nichts ging.
Wenn sie jetzt nicht eingriff, war Marlene Dawson verloren…
Die Blutsaugerin ließ sich Zeit. Sie wollte die kurze Wegstrecke genießen, das bekam auch Marlene mit. Sie blickte von oben her in das Gesicht der Unperson, das mehr eine Fratze war. Die Blutgier in den Augen war nicht zu übersehen, Sie würde über ihr Opfer herfallen und es bis auf den letzten Tropfen aussaugen.
Und Marlene hörte die Geräusche, die Gilda einfach nicht unterdrücken konnten. Sie dokumentierten eine perverse Vorfreude, noch verstärkt durch ein widerliches Schmatzen. Nur das Blut eines Menschen garantierte der Vampirin, dass sie niemals starb.
Und wieder ging sie eine Stufe höher. Das Licht im Flur machte ihr nichts aus. Es war künstlich und nicht das Licht der Sonne, das sie am Tage getötet hätte.
Dann sah Marlene am Fuße der Treppe eine Bewegung. Sie wollte einen Schrei ausstoßen, hielt ihn jedoch im letzten Moment zurück, um die Vampirin nicht aufmerksam zu machen. Gilda ging weiter.
Vier Stufen trennten sie noch vom Ende der Treppe.
Das war kein Problem für sie.
Ein Hauch von Moder traf Marlene. Der Geruch des Todes, des Verfalls, des Sterbens.
Und wieder hob Gilda einen Fuß an. Diesmal schneller.
Jetzt waren es nur noch drei Stufen, die beide trennten.
Und da passierte es.
Die Stille wurde von Schüssen zerrissen. Mindestens dreimal wurde geschossen, und Marlene sah, wie die Vampirin zusammenzuckte und ihre Vorwärtsbewegung ins Stocken geriet.
Bisher hatte sie den Oberkörper nach vorn gebeugt, was ihr nun nicht mehr möglich war. Sie stellte sich für einen Moment kerzengerade hin, was allerdings nicht viel half, denn nicht mal zwei Sekunden später verlor sie das Gleichgewicht und kippte nach hinten.
Sie schlug auf die Stufen, und nichts hielt ihren Fall auf. Immer
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