1649 - Niemals sterben
gebraucht.
»Ich gehöre zu euch.«
»Wir kennen dich nicht.«
»Das ist doch egal. Ich kenne denjenigen, der euch zu Vampiren gemacht hat. Das muss reichen.«
Es reichte tatsächlich, denn mit einem entschlossenen Schritt ging sie vor und war aus meinem Blickfeld verschwunden.
Meine Gedanken rasten. Was sollte ich tun?
Ich setzte darauf, dass die Tür nicht wieder zufiel, und musste mich dabei auf Justine verlassen.
Ein kleines Stück bewegte ich mich nach vorn, drehte den Kopf nach links, um einen besseren Überblick zu haben, und hätte mich gefreut, wenn Lichtschein über die Schwelle nach draußen gesickert wäre. Das war leider nicht der Fall. Völlig finster war es auch nicht, denn ich nahm so etwas wie einen grauen Schein wahr.
Ich zog meine Waffe.
Das Kreuz ließ ich noch unter der Kleidung. Dann trat ich einen Schritt vor, drehte mich nach links, ging zwei weitere Schritte und stand vor der offenen Tür, den Blick in eine Empfangshalle gerichtet, in der keine Möbel mehr standen.
Dafür sah ich die Hausbesetzer.
Justine zählte ich nicht, weil sie auf meiner Seite stand.
Ansonsten fiel mein Blick auf vier Vampire, die allesamt aus Mallmanns Hinterlassenschaft stammten…
Es gibt ja die unterschiedlichsten Arten von Blutsaugern, das wusste ich sehr gut. Manche sehen völlig abgefahren aus, andere waren nur düster, wozu auch ihr Outfit beitrug, aber diese hier waren auf ihre Aufgaben gut vorbereitet worden, denn wer sie zum ersten Mal sah, hätte sie nicht für Vampire gehalten, sondern für normale Menschen.
Zwei Frauen und zwei Männer, wobei Letztere gestreifte Anzüge trugen und Hemden, die weit aufgeknöpft waren, als wollten sie die Stelle präsentieren, in die man einen Pflock hineinstoßen musste, um die Herzen der Wiedergänger zu treffen.
Sie hatten sich zu einem Empfangskomitee aufgebaut und bildeten eine Reihe mit kleinen Zwischenräumen. Die Frauen, von denen beide braune Haare hatten, trugen lange Mäntel, die aussahen wie Ölzeug oder wie gewachst. Sie bewegten sich nicht und gaben auch nicht zu erkennen, ob sie mich gesehen hatten.
Ich sah sie, und das lag daran, dass es nicht so finster war. Einige Lampen gaben ein graues Licht ab, was daran lag, dass Tücher über die an den Wänden befestigten Lampen gehängt worden waren. Tücher aus schwarzem Stoff.
Justine Cavallo war bereits weiter in das Haus hineingegangen. Sie präsentierte sich in einer provozierenden Haltung. Leicht breitbeinig stand sie da, die Arme angewinkelt, die Hände in die Seiten gestützt, zudem wippte sie leicht auf den Zehen.
»Jetzt bin ich bei euch!«, erklärte sie mit lauter Stimme und lachte scharf.
Ich wartete darauf, dass man mich zur Kenntnis nahm, aber das geschah nicht. Alle vier Wesen konzentrierten sich auf die Cavallo.
»Was willst du?«, fragte eine helle Frauenstimme.
»Ich suche Gilda. Wo steckt sie?«
»Sie ist nicht hier.«
Ich wusste nicht, ob Justine von dieser Antwort überrascht war. Wenn ja, dann zeigte sie es nicht, denn nichts an ihrer Haltung veränderte sich.
»Wo kann ich sie finden?«
Sie erhielt keine Antwort, sondern wurde gefragt: »Was willst du von ihr, verdammt?«
»Das sage ich ihr selbst. Es kann sein, dass ich mit ihr über Dracula II sprechen will.«
»Du kennst ihn?«
»Ja, ich kannte ihn«, erwiderte sie ätzend. »Aber es gibt ihn nicht mehr. Nur noch euch und auch Gilda.«
Die vier Blutsauger hatten sich bisher nicht bewegt, was sich nun änderte.
Sie bewegten ihre Köpfe und schauten sich gegenseitig in die Gesichter.
Es schien ein stummes Frage-und-Antwort-Spiel zu sein, und schließlich antwortete ein männlicher Blutsauger, dem das schwarze Haar tief in die Stirn fiel.
»Gilda geht ihren eigenen Weg. Sie braucht dich nicht. Wir alle brauchen dich nicht.«
»Aha.« Justine lachte. »Das hört sich an, als würdet ihr mich schon kennen.«
»Durchaus möglich.«
»Und woher kennt ihr mich?«
Jetzt sprach die Frau. Ihre Antwort war von Emotionen geprägt, man hörte den Hass heraus.
»Mallmann hat es uns gesagt. Er hat uns gut auf die Zeit nach ihm vorbereitet. Wir haben sehr genau zugehört und wir haben deinen Namen nicht vergessen. Du bist Justine Cavallo!«
Sie wussten also Bescheid. Mich nahmen sie gar nicht zur Kenntnis, sie konzentrierten sich auf die Cavallo, die ein Lachen ausstieß.
»He, das ist ja super, ihr seid wirklich gut informiert. Alle Achtung.«
»Stimmt. Und wir wissen noch mehr.«
»Ach ja? Was denn?«
»Dass du
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