165 - Das besessene Haus
Mr. Silver. »Bring dich in Sicherheit, Roxane!« Doch die weiße Hexe kam die Treppe hoch.
»Ich habe Carrsitan erledigt«, berichtete sie. »Er zerfiel zu Staub.«
»Wir befinden uns in einem Dämon!« informierte Mr. Silver sie. »Das ganze Haus ist Xothar!«
Um diese Behauptung zu beweisen, bedurfte es keiner weiteren Worte, denn Xothar wurde aktiv. Das Haus war eine hervorragende Tarnung gewesen.
Nun legte er sie ab, die Starre der Mauern und des Bodens weichte auf, alles geriet in Bewegung, dehnte sich aus, zog sich zusammen. Ich hatte schon vieles erlebt, aber so etwas noch nicht. Wieder einmal zeigte sich, daß der Einfallsreichtum der schwarzen Macht schier unbegrenzt war.
Bum-bum… Bum-bum … Bum-bum …
Regelmäßige Schläge erfüllten mit einemmal das ganze Haus.
»Was ist das?« fragte Roxane.
»Sein Herz!« knurrte Mr. Silver. »Wir hören seine Herzschläge!« Er hob Shavenaar und schlug damit zu.
Mühelos durchschnitt Shavenaar die. Wand und auch einige Blutgefäße. Aus den offenen Adern spritzte schwarzes Dämonenblut, aber diesen Beweis brauchten wir nicht mehr, um sicher zu sein, daß wir uns in einem riesigen Wesen befanden.
Ein wütendes Gebrüll peinigte unsere Ohren, und der Flur begann sich zu verschrauben, als wollte er die Form eines riesigen Korkenziehers annehmen.
Wir konnten uns nicht auf den Beinen halten, stürzten, purzelten übereinander. Jeder setzte dem Dämon mit den Möglichkeiten zu, über die er verfügte.
Roxane attackierte das gewaltige Ungeheuer mit knisternden Blitzen, die durch den verdrehten Flur sausten, Mr. Silver setzte seine Silbermagie und Shavenaar ein, und ich brannte mit dem losgehakten Dämonendiskus - der sofort auf die dreifache Größe anwuchs - Löcher in all das Weiche, das uns umgab.
Xothar stellte den Flur hoch, so daß wir auf die Treppe zurutschten und diese hinunterkugelten.
Bum-bum … Bum-bum… Bum-bum …
Der Herzschlag war hier unten wesentlich lauter. Er kam aus dem Keller, dort mußte sich Xothars Herz befinden, das Zentrum seines Lebens. Uns war klar, daß wir es zerstören mußten, wenn wir Xothar vernichten wollten.
Die Hallenwände bogen sich uns entgegen, wölbten sich einen Augenblick später auseinander, zogen sich wieder zusammen… Die Decke gehorchte demselben Rhythmus, und der Boden auch.
Es war Verdammt schwierig, auf den Beinen zu bleiben. Bei jedem Schritt sanken wir tief ein, alles war weich, fast schwabbelig.
Rotes Licht glühte durch die offene Kellertür. Mr. Silver sagte, wir sollten versuchen, aus dem Haus zu entkommen, er würde allein zum Zentrum des Bösen Vordringen.
Allein war er eigentlich nicht. Er hatte Shavenaar bei sich, und das Höllenschwert war ungemem kampf stark, aber wenn Xothar den Ex-Dämon zu Fall brachte, wenn Mr. Silver das Schwert verlor, konnte er seinen Wagemut mit dem Leben bezahlen. Zu dritt hatten wir bessere Siegeschancen, deshalb blieben wir beisammen.
Aus den Wänden wucherten dünne, klebrige Schlinggewächse, die uns entgegenschwangen. Wie Peitschen pfiffen sie heran und wollten uns fangen. Ich hatte mächtig zu tun, das zu verhindern, und während wir keuchend kämpften, verhöhnte uns der Herzschlag des Dämons.
Bum-bum … Blum-bum … Bum-bum …
Mr. Silver hieb sich seinen Weg durch diese lebenden »Lianen«. Shavenaar wurde zum Buschmesser, und es sorgte dafür, daß die abgeschnittenen Fäden nicht nachwuchsen.
Roxane und ich hielten dem Ex-Dämon den Rücken frei. Die Kellertreppe hatte keine Stufen mehr. Sie hatte sich geglättet, war zu einer glänzenden Rutsche geworden, und blutrotes Licht bestrahlte sie.
Laut und aggressiv hörte sich das Schlagen des Dämonenherzens an. Mr. Silver warf sich auf die Rutsche und sauste in die Tiefe. Roxane und ich folgten ihm. Lappige Türen öffneten sich unten, und ein gefährlicher Sog versuchte uns in verschiedene dunkle Kammern zu ziehen.
Xothar wollte uns trennen, doch wir hielten uns aneinander fest und schützten uns gegenseitig vor den heimtückischen Angriffen des Dämons.
Vor uns war das rote Licht besonders intensiv, und die Wand zuckte mit jedem kräftigen Schlag. Wir hatten Xothars Herz vor uns!
»Zur Seite, Silver!« schrie ich und holte mit dem Dämonendiskus aus, doch ich hatte keinen festen Stand. Der Boden schlug unter mir blitzschnell eine Welle, und ich fiel um.
Sofort bildete sich eine Falte, in die ich eingeklemmt war. Ein Druck von zwei Seiten preßte mir die Luft aus den Lungen und drohte meinen
Weitere Kostenlose Bücher