165 - Olivaros Tod
und den anderen Logenbrüdern verlaufen war.
Sie hatten mittlerweile längst ihre ewige Ruhe. Manchmal in diesen entsetzlichen Stunden bemitleidete ich sie. Ständig hörte ich Trommeln im Ohr. Und da waren immer wieder diese Stimmen, die mich auf die scheußlichste Weise beschimpften. Die Stimmen besudelten alles mit Dreck, meine Liebe zu Coco, meine Taten als Dämonenkiller, alles.
Manchmal wünschte ich mir zu sterben. Dann waren die körperlichen und seelischen Qualen so schlimm, daß ich sie nicht mehr aushalten konnte. Wenn ich gewußt hätte, daß ich wiedergeboren würde, wäre ich wohl aus dem Fenster gesprungen oder hätte einen anderen Ausweg gewählt. Von einem gewissen Schmerz- und Verzweiflungsgrad an zählen die üblichen Maßstäbe nicht mehr.
Aber da ich nur noch ein einziges Leben hatte, klammerte ich mich daran und wußte selbst nicht mehr wie. Es war der Selbsterhaltungstrieb in mir, der stärkste Trieb, der im Menschen verankert ist, der mich das alles doch irgendwie aushalten ließ.
Coco und auch ich in meinen schmerzfreien oder fast schmerzfreien Zeiten versuchten, Olivaro auf magische Weise zu erreichen. Umsonst. Ich wollte trotz allem in den Jardim Botonico. Unser Plan, Olivaro gegen seine Feinde zu helfen, war geschmiedet. Jetzt sollte er auch ausgeführt werden. Obwohl ich mich fragte, ob wir, da Olivaro angeschlagen und geschwächt war und ich derart angegriffen, überhaupt noch gewinnen konnten. Astaroth und Dolfo waren starke Gegner, und die gesamte Macht der Munantes sowie Größen der Schwarzen Familie bis hinauf zu Luguri standen hinter ihnen. Wir hatten nur sehr wenig Chancen.
Oder gar keine?
Ich hatte vorgehabt, mir das Hochhaus in Rio anzusehen, in dem sich damals der letzte Akt des Kampfes gegen die Schweinemenschen abgespielt hatte. Das Hochhaus hatte in Flammen gestanden, Jeff Parker, Sacheen, Machu Picchus Traumgestalt und ich waren nur mit knapper Not entkommen.
Das Penthouse gehörte Jeff Parker. Das Hochhaus war mittlerweile wieder aufgebaut worden, Jeffs Penthouse restauriert. Ich sollte einmal nach seiner Liegenschaft sehen. Sie war nicht einmal so weit entfernt. Doch ich war nicht dazu imstande, und es interessierte mich auch herzlich wenig.
Der Tag verging endlos langsam. Während meine Schmerzen am stärksten waren, schien der Uhrzeiger festzukleben. Ich wußte mittlerweile, daß der Höhepunkt der Anfälle und die stärksten, sich immer mehr steigernden Schmerzen eine bis anderthalb Stunden dauerten. Dann half mir gar nichts, weder Beschwörung noch Heiltrank.
Wenn ich dann auf die Uhr sah, nach einer mir endlos erscheinenden Zeit voller Qualen, mußte ich immer wieder feststellen, daß fünf oder höchstens sieben bis acht Minuten verstrichen waren. Dann verfluchte ich Gott und die Welt, die Schwarze Familie sowieso.
Ich stöhnte, wann die Qual wohl endlich aufhörte, für dieses Mal, und hatte keinen anderen Wunsch mehr. Coco konnte mir da mit ihrer Zeitmagie auch nicht helfen. Sie vermochte die Qualen für mich nicht abzukürzen. Ich lief buchstäblich mit dem Kopf gegen die Wand und schlug mir die Fäuste blutig. Ich biß in den Teppich und in ein Stück Holz. Astaroth steckte mit der Macumba-Hexe Viviana unter einer Decke, um mich in einen Schweinemenschen zu verwandeln, vermutete ich.
Wenn mir die beiden in die Hände fielen, garantierte ich für nichts mehr. Der Haß war wie eine glutheiße Woge in mir, und auch er trug dazu bei, daß ich nicht aus dem Fenster sprang oder den klaren Verstand verlor, der nur zeitweise eingetrübt war. Der Haß ließ mich mehr durchhalten als meine Liebe zu Coco und Martin.
Schlimm war es jedesmal, wenn ich nach einem solchen Anfall schweißüberströmt ins Bad wankte und in den Spiegel sah. Dann hatte ich jedes Mal entsetzliche Angst, ein Schweinekopf würde mir entgegensehen. Ich berührte den Spiegel jeweils mit dem Kommandostab und sprach eine magische Formel, damit mir daraus kein Macumba-Zauber entgegensprang oder mir etwas vorgaukelte.
In der neuen Hotelsuite hatten wir bisher noch keine Zwischenfälle erlebt. Coco litt mit mir.
Ich suchte mein Gesicht, in das der Schmerz tiefe Linien grub, jeweils nach Anzeichen einer Veränderung ab. Hatte sich mein Kiefer verändert? Wurden Mund und Nase schon zu einem Schweinerüssel? Waren meine Augen kleiner geworden? Ich bebte jedesmal.
Manchmal glaubte ich schon, Anzeichen zu erkennen. Aber Coco beruhigte mich. Sie versuchte, über meinen Kommandostab mit Unga auf
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