165 - Olivaros Tod
Blick flackerte. Ich sah wirklich zum Fürchten aus. Es hämmerte in meinen Schläfen. Hunterschwein! hörte ich ferne Stimmen. Dann, ganz laut: Luguri steht hinter dir!
Ich wirbelte tatsächlich erschrocken herum und griff zum Kommandostab. Da war natürlich niemand. Hohngelächter gellte mir in den Ohren. Ich drehte mich wieder um. Noch war mein Gesicht unverändert. Wie lange noch? Ich hatte alle Energie aufgeboten., ich war krank, ausgezehrt, matt.
Jetzt sollte ich womöglich noch einen schweren Kampf bestehen', für den ich alle Kräfte gebraucht hätte.
Ich mußte losziehen und es versuchen. Wenn ich immer nur in Bestform hätte kämpfen wollen, wäre ich nur selten gegen die Dämonen angetreten. Sie warteten nicht, bis ich mich austrainiert hatte. Im Gegenteil. Wenn die Schwarze Familie einen angeschlagen und geschwächt wähnte, schlug sie erst recht zu.
Es war schon ein harter Job.
Als ich das Bad verließ, sah ich Coco. In ihrem tiefausgeschnittenen Kleid sah sie zum Anbeißen aus.
„Du kommst mir vor wie der Tod auf Latschen", sagte Coco volkstümlich im Wiener Dialekt. „Womöglich brichst du unterwegs zusammen."
Ich winkte ab, und wir küßten uns zum Abschied. Schlagartig durchzuckte mich ein Schmerz. Er fuhr durch sämtliche Glieder. Die Stimmen schrien mir Obszönitäten ins Ohr, die sich auf Coco bezogen. Es war scheußlich.
„Elende Schweinebande!" murmelte ich.
„Was meinst du?" fragte Coco.
„Nichts weiter. Ich mußte nur an die Macumba denken." Ich log: „Mir geht's gut. Auf in den Kopf, Torero."
Trotz hämmernder Schmerzen, schreiender Stimmen in meinem Kopf und übler Zustände gelang es, einigermaßen unbeschwert zu wirken und vor mich hin zu pfeifen. Dabei hätte ich lieber geschrien. „Versprich mir, im Hotel zu bleiben, Coco", bat ich.
„Ich verspreche es", antwortete Coco. „Hier hast du die magische Kugel. Wenn du in Not bist, ruf mich, dann werde ich dir zu Hilfe eilen."
Es handelte sich um eine recht kleine Kugel, im Format einer Walnuß. Ich steckte sie weg und verließ die Suite. Draußen schlug der Boden unter mir Wellen. Zumindest hatte ich den Eindruck. Ich gelangte zum Fahrstuhl. Ich war der einzige Fahrgast. Doch kaum daß sich der Fahrstuhl in Bewegung gesetzt hatte, erschien plötzlich Elia Gereon vor mir.
„Na, wie geht es, Dämonenkiller?" fragte er spöttisch.
„Verschwinde ans Tote Meer und friß Skorpione und Schlangen!" fuhr ich ihn barsch an.
Bei meinen Schmerzen und in dem üblen Zustand konnte man dem Spötter gegenüber wahrhaftig keine Freundlichkeit verlangen. Gereon grinste noch breiter. Die Pigmente in seinem Gesicht nahmen die Form von lauter kleinen Totenschädeln an. Seine Augen funkelten rot.
„Aber, aber, wer wird denn so unfreundlich sein, Mr. Hunter? Wollen Sie noch einen kleinen Bummel unternehmen? Haben Sie vielleicht vor, Olivaro zu treffen, den entthronten Magus?"
„Ich bin zu einer Sambafete unterwegs", behauptete ich schroff, zog den Kommandostab und versuchte, ihn Gereon durch den Leib zu stoßen.
Er war ein Dämon, und freundlich gesinnt war er mir auch nicht. Wozu also Zeit verlieren und Konversation betreiben, bis er mir seinerseits an die Kahle fuhr? Gereon verflüchtigte sich zu einer Rauchwolke und verschwand blitzschnell. Ich stieß ins Leere. Sein Hohngelächter gellte mir in den Ohren, und die Stimmen waren auch wieder oder immer noch da.
Ich verließ den Fahrstuhl im Foyer. Leute wollten einsteigen. Doch ein derart übler Gestank quoll aus dem Fahrstuhl, daß sie zurücktaumelten und mir vorwurfsvolle Blicke zuwarfen.
Vorm Hotel warteten zu jeder Zeit Taxis. Ich stieg in das zweite in der Reihe, eine alte Gewohnheit. Ich setzte mich neben den Fahrer und nannte ihm das Ziel.
Merkwürdigerweise fühlte ich mich jetzt besser. Mein Taxifahrer brachte mich zum Jardim Botanico. Er kassierte den Fahrpreis und warnte mich eindringlich.
„Senhor, Sie werden doch wohl nicht um diese Zeit den Dschungel des Botanischen Gartens betreten wollen? Dort ist es jetzt unsicher - und nicht geheuer. Gelichter lungert im Park herum. Außerdem halten dort, was noch gefährlicher ist als die Straßenräuber und andere Halunken, die Macumba ihre Riten ab. Sie begeben sich in eine entsetzliche Gefahr, wenn Sie den Park betreten. Sie…"
Der Fahrer starrte mich an. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken. Ich wollte ihm antworten, aber nur ein Grunzen kam über meine Lippen. Der Fahrer zitterte wie Espenlaub. Er schlug mehrere
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