1650 - Flugziel Große Leere
einem Kugelsternhaufen den dritten Brükkenkopf zu errichten - Coma-3. Die Astronomen unter unserem Chefwissenschaftler Cyrus Morgan haben den gestrigen kurzen Zwischenstopp genutzt, um die von hier aus möglichen Beobachtungen mit den Sternkarten zu vergleichen, die sie aus dem Universummodell von Mystery gezogen haben. Die dortigen Daten sind korrekt. Etwas anderes haben wir auch nicht mehr erwartet.
Robert Gruener wird seine Androgyn-Roboter diesmal wohl wieder auf einem Planeten aussetzen können. Der Bau der Raumstation Coma-2 war ein voller Erfolg. Wir werden auf der weiteren Reise wahrscheinlich noch mindestens einmal gezwungen sein, einen Brückenkopf im Leerraum zu errichten. Um dessen Realisierung brauchen wir uns ,jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Coma-2 hat gezeigt, daß ein Androgynen-Stamm auch einen kleinen künstlichen Mond für die künftigen Hanse-Besatzungen zusammenbauen kann, wenn nur genügend Material vorhanden ist.
Ich bin sicher, daß Homer G. Adams da großzügig nachliefern wird. Natürlich wären ihm reine Planetenstützpunkte lieber. Aber wir fahren den geradmöglichsten Kurs, und Abweichungen sind nur in wichtigen Fällen sinnvoll. Robert Gruener weiß mindestens schon drei Stationen im voraus, für welche Verhältnisse er seine „Kinder" zu programmieren hat.
Er macht mir trotzdem einige Sorgen.
Die Stimmung an Bord ist als normal zu bezeichnen, wenn wir von den Voraussagen der Psychologen ausgehen. Die erste große Euphorie ist inzwischen verflogen. Die fast rauschhafte Aufbruchstimmung ist nach den ersten beiden Stopps und der Errichtung der ersten Brückenköpfe abgeklungen. Zwar sehen die Expeditionsteilnehmer dem Erreichen des fernen Zieles nach wie vor gebannt entgegen, aber sie sind sachlicher geworden. Die Expeditionsführung kann diese vorausgesehene und ganz normale Entwicklung nur begrüßen.
Die eigentlichen Probleme mit der Psyche einzelner Teilnehmer stehen uns erst noch bevor.
Auch das wissen wir. Noch machen sich die Mannschaften keine Gedanken darüber, was es heißt, so lange in einem Raumschiff unterwegs zu sein. Es werden nach wie vor neue Freundschaften geknüpft und Lebensgemeinschaften eingegangen.
Noch vermißt niemand das, was er zurückgelassen hat, noch überwiegt die Faszination und der Stolz, an dieser Mission teilnehmen zu dürfen. Aber das wird sich ändern, je länger wir unterwegs sind. Zuerst werden die sensibelsten unter den Männern und Frauen Veränderungen zeigen.
Robert Gruener gehört zu diesen Fällen. Er versucht es vor uns zu verbergen, aber er gerät offenbar schneller in die Krise, als wir erwarten konnten. Ich hoffe, daß ich mich dabei täusche.
Er ist einer unserer wichtigsten Männer. Ich mag ihn sehr. Es wäre nicht auszudenken und eine menschliche Tragödie, müßte er vor seiner Aufgabe und der damit verbundenen geistigen Überlastung kapitulieren.
Vielleicht malen die Psychologen aber auch zu schwarz. Wir haben jedenfalls alles getan, um die lange Zeit der Isolation vom übrigen Universum so kurzweilig wie möglich zu gestalten.
Die Besatzungsmitglieder der BASIS und der ihr angeschlossenen Schiffe machen von den Möglichkeiten, ihre Freizeit sinnvoll zu verbringen, in der Regel guten Gebrauch. Wer sich weiterbilden will, hat die größten Bibliotheken und Archive zur Verfügung, die einem Menschen je offenstanden. Und nicht nur Menschen. In den syntronischen Speichern sind alle bedeutenden Geisteswerke sämtlicher galaktischer - nicht nur der teilnehmenden - Völker enthalten und abrufbar. Ob erbauende Literatur, hohe Philosophie oder harte wissenschaftliche Fakten, alles ist da.
Wer sich auf angenehme Art entspannen will, dem stehen die riesigen Freizeitzentren zur Verfügung, in denen er unter dem simulierten Himmel der verschiedensten Planetenlandschaften sonnenbaden, schwimmen, tauchen, wandern oder auch nur faulenzen kann. Die Fitneßangebote, unausgesprochene Pflicht für jeden Teilnehmer, reichen von leichtem Sport bis zu athletischer Stählung. Wer Musik hören will, kann sich dank unserer technischen Mittel zum Mittelpunkt ganzer Klanguniversen machen und sogar selbst in die Kompositionen der Künstler aller Epochen einmischen. Wer sich für ein Genie hält, kann mit Beethoven über dessen Fünfte streiten, Arkons Tamzach von Oryn beim Durchrechnen seiner ComputeroperKompositionen zu widerlegen versuchen oder ganz einfach ein eigenes Kunstwerk schaffen.
Der Kreativität sind an Bord der BASIS keine Grenzen
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