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1650 - Flugziel Große Leere

Titel: 1650 - Flugziel Große Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Kopf gekämmt und im Nacken zusammengebunden. Ihre Augen waren groß und besaßen bei beiden den gleichen Blick, immer wachsam und mit einer Spur von Mißtrauen darin. Die leicht vorgewölbte Stirn verriet genau wie der bei bestimmtem Lichteinfall grünliche Schimmer der Haut das vincranische Erbgut.
    Selbst er konnte sie oft nur an ihrer Kleidung auseinanderhalten. Obwohl, wenn man sie länger beobachtete ...
    Nadja war die aufgeschlossenere, Mila war zurückhaltender, unsicher und anderen Menschen gegenüber argwöhnisch. Ihre Bewegungen wirkten manchmal regelrecht verkrampft, waren eckig und ruckhaft. Überall schien sie Gefahren oder eine Bedrohung zu wittern. Nun, wenn es stimmte, was es mit diesen beiden außergewöhnlichen jungen Frauen auf sich hatte, dann konnte er sie verstehen. Auch wenn Nadja den lebensfroheren Eindruck machte - sie waren beide reserviert und scheu. Wenn sie lachten, klang das nicht sehr echt.
    Aber in Grueners Gesellschaft schienen sie genauso aufzutauen wie er ihnen gegenüber.
    Eigentlich, dachte er, haben wir eine Menge gemeinsam. „Freiheit ...", murmelte er. Er nickte zaghaft und sah sich um. Sie befanden sich als einzige Menschen in einer weiten, rechteckigen Halle. Gruener hatte die zwanzig Männer und Frauen, die ihm als ständige Helfer zugeteilt waren, vorhin hinausgeschickt. Sie sollten sich anderweitig beschäftigen. Er hatte allein sein wollen.
    Dem Eingang gegenüber lag schon das Schott einer riesigen Schleuse, durch welche die Roboter des dritten Stammes in wenigen Tagen die BASIS verlassen wurden. Die BAS-KO17 würde wieder den Transport zum Planeten hinab übernehmen, und er würde dabeisein, wenn die tausend Elemente seiner Kinder langsam zu Boden schwebten und sich selbsttätig zu den zwanzig Einheiten des Stammes zusammenfügten.
    Nur A-3-1, die zentrale Einheit des Stammes, und A-3-20 waren schon komplett. Der Androgyne mit der ungefähren Form des alten „Atomiums" von der Erde (Gruener kannte das Bild aus Büchern), vier Meter hoch, breit und tief, stand wie eingefroren in einer Ecke des Raumes. A-3-20 sah dagegen schon eher so aus, wie sich einfache Gemüter einen Roboter vorstellten: ein zwei Meter hoher, zylindrischer Körper auf drei mehrgelenkigen Beinen und mit jeder Menge Armen, Tentakeln und ausfahrbaren Werkzeugen. Er sollte bei den letzten an Bord der BASIS vorzunehmenden Montagearbeiten helfen.
    In der Freiheit, dachte Gruener. War es das? Begannen sie erst wirklich zu leben, wenn sie allein gelassen und auf sich selbst gestellt waren? „Ihr habt bestimmt recht", hörte der Kybernetiker sich sagen. „Ich ... weiß es ja. Als ich den ersten Stamm auf Comaeins zurücklassen mußte, fühlte ich mich zuerst elend, dann aber war ich stolz und voller Energie. Ich arbeitete wie ein Besessener am zweiten Stamm, der ja ganz andere Voraussetzungen antreffen würde. Und je mehr ich mich da hineinsteigerte, desto mehr fühlte ich mich am Ende, als würde ich ..."
    „Als würdest du zu ihnen gehören, Robert. Zu den Androgynen. Das hast du uns schon damals erzählt."
    „Und ich habe sie hinausschicken müssen, in diese furchtbare Leere, und kam mir ebenso leer vor!"
    „Aber du hast dich wieder wie ein Besessener in die Präparierung des nächsten Stammes gestürzt", sagte Nadja. „Und jetzt", ergänzte Mila, „steht dir wieder ein Abschied bevor:"
    „Es wird immer schlimmer", flüsterte Robert Gruener. „Anfangs glaubte ich, daß es ja nur ein Stamm sei, den ich verlor, und daß ich mich daran gewöhnen würde. Aber..."
    Nadja beugte sich vor und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Er zuckte ganz leicht zurück. „Alle Kinder werden einmal erwachsen, Robert. Du solltest stolz auf sie sein und dich auf den Tag freuen, an dem du sie wiedersiehst."
    „Ja", seufzte er. Dann zeigte sich auf seinem blassen Gesicht ein Lächeln. „Ja, ihr habt recht, und ich verspreche euch..."
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment krachte es ohrenbetäubend von einer Explosion draußen auf dem Gang. Eine Stichflamme schoß in die Halle, und ihr folgten zwei schwere Körper, die sich neben dem Eingang verschanzten und heftig nach draußen feuerten.
     
    *
     
    Sie hatten sich inzwischen schon so an die ständigen „Manöver" des in der Nähe untergebrachten Landetrupps gewöhnt, daß sie die leichten Erschütterungen des Bodens und der Wände, die dumpfen Detonationen und das manchmal gefährlich nahe Gebrüll der „Sternenkämpfer" schon gar nicht mehr

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