1653 - Der schöne Schein des Bösen
Gefühl gab. Nicht aber Vanessa.
Sie war das Ziel dieser hellen Strahlen. In Bills Arbeitszimmer war schon einiges passiert, aber was jetzt folgte, das hatten diese vier Wände noch nicht gesehen.
Vanessa hatte die volle Ladung abbekommen, und sie fand nicht die Kraft, sich dagegenzustemmen. Sie taumelte nicht zurück. Sie blieb weiterhin auf der Stelle stehen, aber ihr Körper wurde von unsichtbaren Kräften geschüttelt.
Plötzlich erfassten Flammen die eine Seite. Es war die linke. Sie schössen als kaltes Feuer vom Fuß her in die Höhe und erreichten auch den Kopf, wo sie alles verbrannten und sogar ein Auge in der Höhle schmelzen ließen.
Es war der Zeitpunkt, an dem Vanessa keine Kraft mehr besaß, sich auf den Beinen zu halten. Sie knickte mit der linken Seite weg und landete auf dem Boden. Der Fall wurde von einem Sessel noch leicht abgebremst, was ihr Ende jedoch nicht hinauszögerte.
Ich hatte ihr versprochen, sie zu vernichten. Und sie war vernichtet, als sie vor unseren Füßen lag. Und jetzt zeigte es sich offen, dass sie eine zweigeteilte Person war.
Ihre rechte Körperseite sah noch normal aus. Die linke nicht. Sie war völlig verbrannt und zu Asche geworden. Sie hätte ihren damals eingeschlagenen Weg weitergehen sollen, aber sie hatte sich anders entschieden, und dafür hatte sie bezahlen müssen…
Wir konnten erst mal nichts sagen.
Sheila kämpfte mit den Tränen. Dann umarmte sie mich und tat das Gleiche mit ihrem Mann. Beide hatten sie überlebt, das hatte vor einigen Minuten noch ganz anders ausgesehen. Die Tatsache mussten sie erst mal verkraften.
Ich überprüfte den leblosen Körper. Da war nichts mehr zu machen. Vanessa hatte ihr letztes Spiel verloren und war an ihrer damaligen Liebe gescheitert.
»Ich habe sie wirklich nicht mehr gekannt«, flüsterte Bill seiner Frau zu. »Aber sie hat mich nicht vergessen…«
»Hak sie ab, Bill.«
»Was meinst du, was ich vorhabe.« Er wandte sich an mich. »Oder haben wir aus den alten Zeiten noch einige Leichen im Keller liegen?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Da bin ich ja beruhigt.«
»Aber man kann nie wissen.«
Sheila stieß mich an. »Hör auf damit, John. Der schöne Schein des Bösen ist verschwunden. Und weißt du, wie wir diesmal Weihnachten feiern?«
»Nein.«
»Wie unseren zweiten Geburtstag. Und ich denke, dass du als Ehrengast dazu kommst.«
Wer konnte schon eine derartige Einladung ablehnen? Ich jedenfalls nicht…
ENDE
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