1653 - Randwelt der Rätsel
flatterten seine Lider, dann öffneten sich die Augen.
Die Hanse-Spezialistin atmete auf. „Ich fürchtete schon, du wärst tot", sagte sie stockend. „Dein SERUN explodierte und überschwemmte uns mit einer Glutwelle. Wieso lebst du noch?"
„Das paßt dir wohl nicht, Gouvernante?" flüsterte Arlo. Dann flog ein mattes Grinsen über sein Gesicht. „Aber so schnell stirbt ein Krieger nicht.".
Flüsternd fügte er hinzu: „Ist meine Sichellocke schlimm verbrannt?"
„Kaum angesengt", beruhigte ihn die Hanse-Spezialistin. „Du hast großes Glück gehabt, Arlo.
Zufällig standen wir so, daß du dich im toten Winkel unserer Paratronschirme befandest.
Verdammt, das war knapp!"
Arlo Rutans Gesicht wurde wieder ernst. Nur in seinen Augen blieb noch für kurze Zeit ein sinnendes Lächeln. „Herumprobieren bringt uns nicht weiter", sagte er, während Dilja und Donk ihm aufhalfen. „Die Festung muß im Sturmlauf genommen werden. Sherl, du leihst mir deinen SERUN. Ich werde mit aktiviertem Paratronschirm blitzartig zum Schott fliegen. Mal sehen, was dann passiert."
„Das ist ein Vabanquespiel", gab die Oxtornerin zu bedenken. „In der Liebe und im Krieg muß das manchmal sein", erwiderte Arlo. „Wir werden jedenfalls nicht mit hängenden Köpfen umkehren."
„Das Risiko ist groß", gab Czaknor von Aeskus zu bedenken. „Das ganze Leben ist ein Risiko", stellte Dilja fest. „Ich komme mit dir, Arlo."
Er nickte ihr anerkennend zu. „Du hast ja richtiges heißes Blut in den Adern. Einverstanden, Dilja. Sherl, hast du deinen SERUN noch immer nicht ausgezogen?"
Zehn Minuten später starteten sie zum Sturmlauf.
In die Paratronschirme gehüllt, schossen beide mit hoher Geschwindigkeit auf das Schott zu.
Einen kaum meßbaren Sekundenbruchteil vor dem Aufprall schalteten die Pikosyns die Schutzschirme ab.
Es knallte, als Arlo und Dilja gegen das Schott prallten. Sie wurden ein Stück zurückgeschleudert, standen aber gleich wieder auf den Füßen. Die SERUNS hatten sie mit ihrer Fähigkeit zur Verhärtung ihrer Konsistenz vor Schaden bewahrt.
Und kaum standen sie, glitten die Schotthälften gemächlich auseinander. „Manchmal muß man mit dem Kopf durch die Wand gehen", kommentierte die Ezialistin den Erfolg der Radikalkur
13.
In dem großen Raum hinter dem bronzefarbenen Schott reihten sich an der Rückwand vierzehn Computer aneinander.
Mit den Meßgeräten ließ sich feststellen, daß sie so ähnlich wie Positroniken arbeiteten. Allerdings mußte es in der Vergangenheit Kurzschlüsse gegeben haben, die schwere Schäden hervorgerufen hatten.
Und es stand keine Energie zur Verfügung.
Die Galaktiker gaben jedoch nicht auf. Sie ließen zwei Syntron-Spezialisten mit einem Energiespeicher und einem syntronischen Ableger der KREIT kommen. Für Sherl Honk kam ein Ersatz-SERUN.
Dann gab es keine großen Probleme mehr. In fünf Stunden mühseliger und behutsamer Arbeit wurden die fremden Positroniken mit genau der Energie versorgt, die sie brauchten.
Unter den Fingern der Spezialisten erwachten sie zu ihrem Eigenleben, wenn auch nur als halbtaube und halbblinde Krüppel. Die Schäden ließen sich nicht beheben, weil die Art und Weise, in der die Wissenschaftler des fremden Volkes die verschiedenen Schaltungen kombiniert hatten, undurchschaubar blieb.
Doch immerhin: Die Rechner gaben bruchstückhafte Informationen preis. Der syntronische Ableger analysierte die unbekannte Sprache, so gut es ging, und war endlich in der Lage, aus ihr ins Interkosmo zu übersetzen.
Was er dabei an Wissen ermittelte und rekonstruierte, sah so aus: Das Urvolk von Gronich nannte sich die Raunach. Zu der Zeit, als sie ihre Zivilisation entwickelten, bewohnten sie noch das Festland. Sie waren annähernd hominid, durchschnittlich 1,20 Meter groß, mit zwei Armen und zwei Beinen ausgestattet, aufrecht gehend, fünffingrig, zierlich, und sie hatten knochige Gesichter.
Seltsamerweise errichteten sie die Megalithbauten erst, als sie längst die interstellare Raumfahrt beherrschten. Die Galaktiker konnten nur vermuten, daß die Steinbauten einst technische Anlagen enthielten, die beim Auszug restlos entfernt wurden.
Aus unerfindlichen Gründen zogen sich die Raunach irgendwann in die Meere zurück und bewohnten große Kuppelstädte. In dieser Zeit mußten sie sich auch verschiedener Unterwasserbewohner angenommen haben, darunter die Vorfahren der heutigen Xophach und der Nauphach, wie die riesigen Krakenähnlichen von ihnen
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