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1655 - Die »Heiligen« von London

1655 - Die »Heiligen« von London

Titel: 1655 - Die »Heiligen« von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unter Schmerzen. Mir fiel auf, dass ich im Bad Schmerztabletten gesehen hatte, und bat Suko, sie zu holen. Er verschwand, ich kümmerte mich um Haies Verletzung. Als ich sie mir näher anschaute, war zu sehen, dass es kein tiefer Stich war.
    Ich versorgte die Wunde, legte einen Verband an und schaute auf Suko, der gleich ein mit Wasser gefülltes Glas mitgebracht hatte. So ließen sich die Tabletten besser schlucken.
    Wir baten Haie dann, sich etwas auf den Bauch zu drehen, und schauten uns die Rückenwunde an.
    Hier zeichnete sich ein roter Streifen ab, der durch das ausgetretene Blut verschmiert war.
    Es waren starke Schmerztabletten, die Suko geholt hatte. Und wir sahen, dass die Wirkung schnell einsetzte, denn die Züge des Mannes entspannten sich. Haie war um die fünfzig. Er hatte graue und ziemlich lichte Haare. Die Verletzung hatte ihn blass werden lassen. Selbst die Farbe der Lippen war fast verschwunden. Ich wollte Gewissheit haben und fragte: »Sind Sie Terence Haie?«
    »Ja, das bin ich. Und wer sind Sie?«
    Ich stellte uns vor.
    »Scotland Yard?«, hauchte er. »Aber was habe ich mit Ihnen zu tun? Bitte, da müssen Sie mich aufklären.«
    »Das werden wir, und ich sage Ihnen gleich, dass es mehr um indirekte Vorfälle geht, die Sie betreffen.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte er mit einer schwachen Stimme.
    »Werden Sie gleich. Sie kennen einen gewissen Paul Sanders?«
    »Ja«, gab er zu. »Mr. Sanders ist ein wichtiger Mann für uns. Er unterstützt diese Institution finanziell. Und nicht eben mit kleinen Summen.«
    »Ohne Gegenleistung?«
    »Ahm-ja…«
    Die Antwort war etwas zögerlich gegeben worden, als ahnte Haie, worauf ich hinauswollte.
    Ich sprach ihn direkt darauf an. »Es gab eine Gegenleistung, Mr. Haie, das wissen wir.«
    »Welche denn?«
    »Sie wissen es auch, Mr. Haie.«
    »Nein, ich…«
    »Paul Sanders hatte pädophile Neigungen. Es gab einige Menschen, die davon wussten und die ihm dabei auch entgegengekommen sind. Auch Sie, Mr. Haie.«
    »Hören Sie auf!«
    »Nein.« Das Thema war viel zu brisant, als dass ich auf seine Wünsche eingegangen wäre.
    »Was soll das denn?«
    »Ich will die Wahrheit wissen.«
    Der Verletzte starrte mich an. »Ach, was ist schon die Wahrheit, Mister? Manchmal ist es besser, wenn man sie nicht erfährt. Der Ansicht bin ich jedenfalls.«
    »Ja, Sie sind kein Polizist. Unser Job ist es, die Wahrheit herauszufinden. Auch in diesem Fall.«
    Er riss sich zusammen und fuhr mich an: »Was wollen Sie denn wissen, verflucht?«
    »All das, was ihnen bekannt ist. Paul Sanders, ihr Gönner und Mäzen, hat das Geld nicht grundlos gegeben. Man musste ihm einen Gefallen tun. Einen verdammt dreckigen, und Sie haben davon gewusst. Sie wussten über seinen ekelhaften Trieb Bescheid, Mr. Haie.«
    Erkämpfte mit sich. Wahrscheinlich wünschte er uns zum Teufel, aber wir blieben bei ihm, und er las auch in meinem Blick, dass ich nicht nachgeben würde.
    »Was sollte ich denn tun?«, keuchte er. »Es war eine zu große Summe im Spiel. Ja, Sanders hat hin und wieder mal mit einem Jungen oder auch mehreren einen Ausflug gemacht, das stimmt schon.«
    »Aber Sie haben beide Augen zugedrückt.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Und jetzt stehen diejenigen, die Bescheid wussten, auf einer Todesliste. Sie haben Glück gehabt. Andere nicht. Paul und Derek Sanders sind tot.«
    »Nein!«, fuhr er mich an.
    Ich nickte. »Sie starben durch die Waffe, die auch Sie hat umbringen sollen. Nur haben Sie das große Glück gehabt, am Leben zu bleiben. Ob Sie allerdings aus dem Schneider sind, ist fraglich. Die beiden Killer vergessen nichts.«
    Haie schloss die Augen. Er war dabei, nachzudenken, und wir sahen, dass es in seinem Gesicht zuckte. Bis er die Antwort gefunden hatte.
    »Aber ich habe den Jungen nichts getan, das kann ich Ihnen schwören. Ja, so ist das.«
    »Wir glauben Ihnen sogar, Mr. Haie. Aber Sie sind ein Mitwisser. Das sollten Sie nicht vergessen. Genau das weiß auch die andere Seite.«
    Er atmete tief ein. Dann formulierte er seine Frage, und der ängstliche Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Sie meinen also, dass ich auch weiterhin in Lebensgefahr schwebe?«
    »Ausschließen kann ich das nicht. Dabei fällt mir noch etwas ein, Mr. Haie.«
    »Ich höre.«
    »Wer war noch alles darüber informiert, dass Paul Sanders ein Päderast war?«
    »Keine Ahnung, wirklich nicht.«
    »Und die beiden Killer haben Sie noch nie gesehen?«
    »Heute zum ersten Mal. Ich

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