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1655 - Die »Heiligen« von London

1655 - Die »Heiligen« von London

Titel: 1655 - Die »Heiligen« von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Zeit angehalten hatte. Doch jetzt war es zu spät, sich Vorwürfe zu machen. Wir erreichten das Fenster und kletterten nicht sofort hindurch auf das Dach. Sehr vorsichtig gingen wir zu Werke. Unser Blick fiel über mehrere Dächer hinweg. Wir sahen das Muster aus Schornsteinen und Gauben, auch einige glatte schräge Flächen, aber von den beiden Flüchtlingen war im ersten Moment nichts mehr zu entdecken. Dann sah Suko sie doch noch. Er hatte den Blick nach rechts gerichtet, und sein Schrei durchbrach die einbrechende Dämmerung.
    »Da sind sie!« Eine weitere Erklärung gab er nicht. Sofort stemmte er sich hoch und kletterte auf das Dach. Die beiden sollten uns nicht entwischen. Auch ich beteiligte mich an der Verfolgung. Suko hatte einen kleinen Vorsprung herausgeholt, und ich merkte, dass die Dachpfannen ziemlich glatt waren. Suko war nicht so vorsichtig. Er rutschte mit dem rechten Bein weg, weil er die Schräge unterschätzt hatte. Plötzlich gab es für ihn keinen Halt mehr. Er glitt auf der Seite liegend dem Dachrand entgegen. Ob er in die Tiefe fallen würde oder auf ein anderes darunter liegendes Dach, war nicht zu erkennen, jedenfalls geriet er in höchste Gefahr.
    Ich sah ihn rutschen und schrie ihm etwas zu.
    Es gab zum Glück die Schornsteine, auch wenn ihre Zahl nicht eben üppig war. Aber Suko hatte sich gedreht, denn auch ihm waren die Schornsteine aufgefallen. Und einen konnte er packen. Er warf seinen Arm in die Höhe, dann schleuderte er ihn nach rechts, schlug mit der Hand gegen dieses Hindernis und konnte seine Rutschpartie abbremsen, wenn auch nicht völlig. Er drehte auf der Stelle, was ihm entgegenkam, denn jetzt konnte er auch mit der zweiten Hand zugreifen und fand endlich den Halt, den er brauchte, um sich zu retten.
    Es war geschafft. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war auf dem Weg zu Suko, aber ich hatte mich vorsichtiger verhalten und rutschte ihm auf allen vieren entgegen. Es waren nicht alle Stellen auf dem Dach glatt. Aber einige reichten aus, den Körper rutschen zu lassen, was Suko so leidvoll widerfahren war. Wir schauten uns an.
    Suko konnte wieder grinsen, als ich ihm den Arm entgegenstreckte. »Nein, John, lass mal, ich komme allein zurecht.«
    »Da bleibe ich Heber mal in deiner Nähe.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst.« Er war einmal reingefallen, ein zweites Mal passierte ihm das nicht.
    Er schaffte es, sich auf den Bauch zu legen und den entgegengesetzten Weg wieder zurückzukriechen, was nicht leicht war. Als er in meine Nähe geriet, fasste ich zu. So konnten wir beide aufstehen und normal den Weg zum Fenster einschlagen, um dort die Wohnung zu betreten.
    »Und wofür das alles?«, fragte Suko.
    »Wir werden eine zweite Chance bekommen«, sagte ich und war auch fest davon überzeugt…
    ***
    Die zwergenhaften Killergestalten waren uns entkommen. Jetzt ging es darum, dass wir uns um den Verletzten kümmerten, der auf dem Absatz lag und leise vor sich hin stöhnte.
    Ich glaubte, dass wir Terence Haie vor uns hatten, und stellte mir zugleich die Frage, warum er angegriffen worden war. Es war sicherlich kein Zufall und man konnte davon ausgehen, dass er über bestimmte Vorgänge zumindest informiert war oder sogar tief in einem Sumpf steckte.
    Was immer er auch war, zunächst sahen wir einen Menschen vor uns, der Hilfe benötigte.
    Zwei Wunden machten ihm zu schaffen. Am Rücken war seine Kleidung aufgeschlitzt worden. Vom Nacken zog sich ein roter Streifen fast bis zum Ansatz des Gesäßes durch. Da hatte die Waffe eine lange Blutspur hinterlassen. Eine Fleischwunde im linken Oberschenkel war ebenfalls vorhanden. Diese Attacke hatte ihn schon schlimmer erwischt. Er war nicht mehr in der Lage, normal zu gehen. Wir wollten ihn von der Treppe wegbekommen und schleppten ihn gemeinsam in die Wohnung, wobei er eine Hand auf seine Wunde gedrückt hielt, um die Blutung zu stoppen.
    »Haben Sie Verbandszeug?«, fragte ich.
    »Im Bad…«
    Ich eilte hin und sah tatsächlich einen Erste-Hilfe-Kasten an der Wand hängen. Die Tür war leicht zu öffnen, und ich sah vor mir eine Tasche mit dem entsprechenden Verbandszeug.
    Unterwegs öffnete ich den Klettverschluss. Pflaster, Mull, eine Schere, auch Desinfektionsmittel lagen bereit, und damit konnte man schon etwas anfangen. Suko hatte zwei Sessel zusammengestellt und so eine Liege gebildet. Haie hatte sich auf die rechte Seite gelegt, so lag das linke Beine mit der Wunde frei. Auf dem Rücken konnte er nicht liegen. Er litt

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