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1655 - Die »Heiligen« von London

1655 - Die »Heiligen« von London

Titel: 1655 - Die »Heiligen« von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lachen. Es war so nah, so verdammt nah, und irgendetwas zwang ihn, den Kopf zu drehen. Vielleicht hätte er auf die Treppe springen sollen, aber hinterher ist man immer schlauer. Er hatte es nicht getan und eine Sekunde zu lange gezögert. Der Blonde stieß zu. Er wollte Haie töten, aber auch er hatte einen Fehler gemacht und hätte vielleicht noch warten sollen. So konnte Haie sich abstoßen, obwohl die linke Hand ihn noch erwischte. Sie drang tief in das Fleisch seines linken Oberschenkels und glitt aus der Wunde wieder heraus, als Haie einen Schritt nach vorn trat. Er wollte zugleich nach dem Geländer fassen.
    Es war zu viel für ihn. Er griff ins Leere, kippte nach vorn und schlug gegen die Stufen. Er rollte weiter, was sein Glück war, denn der nächste Stich verfehlte ihn. Erst jetzt lösten sich aus Haies Mund die Schreie. Instinktiv schützte er seinen Kopf, als er die Stufen hinabstürzte, wobei die Schreie durch den Flur hallten…
    ***
    Bis zum zweiten Stock war alles normal für uns. Dann stoppten wir gleichzeitig, ohne dass wir uns abgesprochen hätten, denn über uns war es nicht mehr still. Wir hörten Geräusche, auch ein Keuchen oder eine Stimme, und das alles klang nicht gut. »Los!«
    Es reichte das eine Wort, um augenblicklich wieder zu starten, und wir hatten erst vier Stufen hinter uns, als wir von oben her die gellenden Schreie hörten, denen wir entgegenliefen…
    ***
    Gory zog das Messer zurück und starrte für einen Moment die Klinge an. Er spürte Wut in sich hochsteigen. Es war die Wut über sich selbst, weil er versagt hatte. Dieser Mann lebte noch, was nicht hätte sein sollen. Er war dem letzten Stich entgangen, ob Zufall oder nicht, aber jetzt rollte er die Stufen hinab und blieb auf dem Absatz liegen, nachdem sein Schrei verklungen war. Gory grinste.
    Hinter sich hörte er die Stimme seines Bruders im Geiste. »Los, hol ihn dir! Mach ihn fertig! Er hat es nicht anders verdient.«
    »Ja, du hast recht!«
    Mit einem Sprung überwand die kleine Gestalt fast die Hälfte der Treppe. Es folgte der nächste Sprung. Er stieß sich ab, hatte die Beine angezogen und die Arme angewinkelt. Für einen Beobachter hätte er sogar lustig ausgesehen, doch das war er auf keinen Fall. Dieser Gory war ein kleiner, böser Killer, der alles vernichten wollte, was ihm in die Quere kam.
    Terence Haie sah nicht, was man mit ihm vorhatte. Er war auf der Seite gelandet, zuckte nur und sah auch nicht, dass Blut aus seiner Beinwunde rann. Gory war plötzlich neben ihm.
    Er warf ihm noch einen kurzen Blick zu, dann hob er das Messer, um es ihm in den Hals zu rammen.
    Es war Zufall, dass er dabei etwas zur Seite schaute.
    Wie zwei Gespenster tauchten die beiden Männer am Ende des nächsten Treppenabsatzes auf, die mit einem Blick sahen, was da ablief…
    ***
    Wir waren durch die Schreie vorgewarnt. Wir hatten uns auch beeilt, aber wir hatten nicht mit dem gerechnet, was wir tatsächlich zu sehen bekamen. Wir wurden urplötzlich mit dieser Szene konfrontiert, die einfach nur nach Mord roch. Ein Mann lag am Boden. Ein anderer war mit einem Messer bewaffnet. Er wirkte mehr wie ein Zwerg und es sah so aus, als wollte er in der nächsten Sekunde die Waffe in den Körper des Liegenden stoßen.
    »Nein!«, brüllte ich.
    Der kleine Mensch zuckte zusammen. Er drehte den Kopf. Er starrte mich an. Plötzlich glühten seine Augen, und ich zog mit einer blitzschnellen Bewegung meine Beretta, um eine Kugel in den kleinen Körper zu schießen.
    Im nächsten Moment warf sich die Gestalt herum und rannte weg. Sie hetzte die Treppe hoch und war dabei sehr raffiniert, denn sie lief im Zickzack davon. Ich feuerte trotzdem. Es war mehr ein Warnschuss, um den sich der Flüchtling nicht kümmerte. Er hatte plötzlich das Ende der Treppe erreicht, wo er von einer Gestalt erwartet wurde, die ihm sehr glich. Beide lachten, als hätten sie keine Angst vor irgendwelchen Kugeln. Sekunden später tauchten sie ab und waren weg.
    Wir steckten in der Zwickmühle. Sollten wir uns um den Verletzten kümmern oder die Verfolgung aufnehmen?
    Die Entscheidung fiel innerhalb eines Augenblicks. Wir glaubten nicht, dass der Mann lebensgefährlich verwundet war, und nahmen die Verfolgung auf. Mit Riesenschritten ließen wir die Treppe hinter uns. Sofort fiel uns die offene Wohnungstür auf. Wir sahen auch das geöffnete Fenster und spürten den kalten Durchzug wie Eis im Gesicht. Suko schimpfte sich selbst aus, dass er nicht seinen Stab genommen und

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