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1655 - Die »Heiligen« von London

1655 - Die »Heiligen« von London

Titel: 1655 - Die »Heiligen« von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Taschenlampe. Da ich meine Augen zu Schlitzen geöffnet hatte, war es mir möglich, den Weg des Lichtarms zu verfolgen. Der helle Fleck befand sich auf dem unteren Teil meines Körpers. Dann wanderte er höher und kam meinem Gesicht immer näher, bis mich die Helligkeit schließlich geblendet hätte, wären meine Augen nicht bis auf den schmalen Spalt geschlossen gewesen.
    Ein wenig sah ich trotzdem. Besonders einen länglichen und glänzenden Gegenstand. Im ersten Moment wusste ich nicht, worum es sich dabei handelte. Wenig später wusste ich Bescheid. Da hatte ich mich auf ihn konzentrieren können und war alles andere als glücklich, als ich diesen Gegenstand als Messerklinge erkannte. Eine Mordwaffe! Wahrscheinlich diejenige, mit der der Mann im Keller so grausam umgebracht worden war.
    Durch die schmalen Schlitze sah ich, dass sich die Waffe über meine Brust hinweg bewegte. Hin und wieder kreiste sie, dann zielte sie auf mein Kinn und tippte mit der Spitze sogar dagegen. Ein leichter Schmerz zeigte mir, dass sie dort eine kleine Wunde hinterlassen hatte.
    »Wir könnten dich jetzt killen. Dich zerschneiden, aber wir werden es nicht tun. Wir wollen dir nur zeigen, wie stark die Heiligen sind. Zwei große Rächer, die für Gerechtigkeit sorgen, und den Anfang haben wir gemacht.«
    Da mich das Licht noch immer blendete, war es mir nicht möglich, die Augen zu öffnen. So blieb ich weiterhin auf dem Rücken liegen, bedroht durch das Messer, aber auch angespannt, und ich lauerte auf eine Chance, mich wehren zu können. Auch wenn ich ein anderes Bild abgab, so schnell wollte ich nicht aufgeben. Ich wartete. Es ging mir besser. Das Messer kreiste über meinem Gesicht, und einer der beiden Heiligen hatte sich so weit vorgebeugt, dass ich einen Blick in sein Gesicht werfen konnte und plötzlich einen Menschen sah, den ich noch nicht kannte. Es war nicht der mit den dunklen Haaren und dem dünnen Schnäuzer auf der Oberlippe. Dieser hier war dunkelblond. Er hatte sein dichtes Haar zurückgekämmt und sah nicht aus wie ein gnadenloser Killer. Er machte eher einen harmlosen und irgendwie Vertrauen erweckenden Eindruck.
    Sein Mund lächelte. Das Messer schwebte noch immer so dicht über der dünnen Haut meines Halses, dass ein Stich reichte, um mich zu töten. Es trat nicht ein. Der Heilige wollte wohl nur seinen Spaß haben und vor allen Dingen eine Nachricht loswerden.
    »Hüte dich!«, flüsterte er mit scharfer Stimme. »Halt dich von uns fern. Es ist heute unsere erste Begegnung. Wir haben dir nur zeigen wollen, zu was wir fähig sind. London gehört uns. Hast du das verstanden? Überlasse uns die Stadt…«
    Ich wusste, was er hören wollte, und tat ihm den Gefallen. Dabei gab ich mich schwächer, als ich es tatsächlich war, und presste ein »Okay«, hervor.
    »Seht gut. Wir freuen uns. Du wirst überall unsere Zeichen sehen, und du wirst nichts tun. Du hältst dich aus allem heraus…«
    Er sagte nichts mehr. Ich gab ihm auch keine Antwort, was ihm nichts weiter ausmachte. Es war eine schnelle Bewegung zu erkennen, dann war er aufgestanden. Mir fiel auf, dass auch er ziemlich klein war. Die beiden Killer erreichten nicht die normale Größe eines Menschen. Vielleicht hatten sie sich auch geduckt. So deutlich war das nicht zu erkennen. Aber sie hatten das Interesse an mir verloren. Vor meinen Augen verschwanden sie, und ich hatte den Eindruck, als würden sie sich auflösen oder in Gestalten verwandeln, die mehr zwei Schatten glichen. Dann waren sie nicht mehr zu sehen.
    Ich hatte bisher gelegen, das änderte sich nun. Die Lähmung war so gut wie verschwunden, aber ich wäre auf keinen Fall in der Lage gewesen, gegen zwei Feinde zu kämpfen. Auch jetzt reagierte ich für meine Verhältnisse noch recht lahm. Ich blieb erst mal auf dem Boden hocken. Dabei kämpfte ich gegen mich selbst oder gegen die Vorwürfe, die ich mir machte. Ich hatte mich einfach reinlegen lassen und war wie blind in die Falle gelaufen. Dass mir so etwas in den langen Jahren im Job noch passierte, das ärgerte mich schon.
    Daran ändern konnte ich nichts, aber ich wusste auch, wie meine Zukunft aussah. Auf keinen Fall würde ich den Forderungen der beiden Killer nachkommen. Sie hatten einen bestialischen Mord begangen, und wenn ich sie richtig verstanden hatte, dann sollte es nicht dabei bleiben. Sie würden als Heilige hier in London ihre Spuren hinterlassen. Sie hatten mir erklärt, dass die Stadt ihnen gehörte. Das hieß im Klartext, dass

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