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1657 - Der weibliche Golem

1657 - Der weibliche Golem

Titel: 1657 - Der weibliche Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihnen aus. Es lief für sie alles perfekt, sie ließen sich sogar gegenseitig den Vortritt, um ins Atelier zu gelangen.
    Es war so etwas wie Pavels Heiligtum. Niemals hätte er einem Fremden erlaubt, den Raum zu betreten, wenn er nicht dabei war. Hier aber lief alles anders. Da hatte er nichts mehr zu sagen. Da musste er der anderen Seite die Regeln überlassen. Was wollten sie? Was hatten sie genau vor? Nach ihrem Eintritt war das noch nicht zu erkennen, aber es verging keine Minute, da hatten sie sich gefunden. Sie bildeten einen Kreis, dessen, Mittelpunkt der weibliche Golem war. Die Arme hielten sie weit von sich gestreckt, sodass sich die Hände berühren konnten. Für die Dauer einiger Sekunden wirkten sie wie erstarrt. Es sah aus als würden sie auf ein Signal warten, um dann weitermachen zu können. Aber was hatten sie vor? Noch war nichts zu erkennen. Hawelka, der an der Tür stand undschräg ins Atelier schaute, hatte keine Angst um sein Werk. Es sah mehr so aus, als gehörten die drei Personen dazu, die nur darauf warteten, dass sie sich bewegen konnten. Da kam nichts anderes als ein Tanz infrage. Wie damals der Tanz um das Goldene Kalb. Das geschah auch hier.
    Keiner gab den Takt an. Es war kein Befehl zu hören, aber niemand verpasste den Einsatz.
    Der Tanz begann. Zuerst bewegten sie sich recht langsam. Sie hoben ihre Beine, stampften mit den Füßen auf, gingen seitwärts und jeder hielt genau die Schrittfolge ein.
    Deren Tempo änderte sich. Das Stampfen blieb. Nur erklang es jetzt lauter und schon sehr bald aggressiver. Das Atelier war von fremden Geräuschen erfüllt, die nur vom Stampfen der Füße herrührten. Kein Schrei, keine Anfeuerung, nicht ein Laut drang aus den Kehlen, als sie sich immer schneller und auch wilder bewegten. Die Statue?
    Sie konnte sich nicht bewegen, aber dennoch steckte in ihr eine unheimliche Kraft, die sich in den Augen widerspiegelte. Dort leuchtete nichts, da hatte sich nur die Schwärze verdichtet, und sie schien etwas auszustrahlen, das auch die Zombies erfasste.
    Sie tanzten immer wilder. Sie schienen einer Musik zu lauschen, die nur für sie bestimmt war. Sie warfen die Köpfe zurück, schleuderten sie wieder nach vorn, drehten sie mal nach rechts, dann wieder nach links und ihr furioser Wirbel erzeugte einen Wind, der Pavel Hawelka erreichte.
    Und die Figur schaute zu. Den Eindruck jedenfalls hatte der Künstler. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn auch sie sich bewegt hätte, aber dazu kam es nicht. Nur die Augen schienen an Schwärze zugenommen zu haben. Wahrscheinlich saugten die drei Zombies aus ihnen die Kraft, aber so genau konnte Hawelka das nicht sagen. Er war sowieso nicht in der Lage, zu begreifen, was hier geschah.
    Schlagartig war es vorbei!
    So schnell die drei Gestalten den Tanz begonnen hatten, so rasch stoppten sie auch. Schluss-vorbei!
    Stille breitete sich im Atelier aus. Pavel zog sich sofort zurück, weil er befürchtete, dass sein doch recht heftiges Atmen hätte gehört werden können. Jeden Kommentar behielt er für sich. Er wusste nicht, wem er danken sollte, dass man ihn bisher noch nicht entdeckt hatte, aber das war auch sein großes Glück. Allmählich beruhigte er sich wieder. Jetzt galt es; die drei Frauen im Auge zu behalten. Sie würden sich mit diesem Tanz nicht zufrieden geben. Er ging davon aus, dass der so etwas wie ein Anfang gewesen war.
    Es konnte eine Täuschung sein, aber für ihn waren sie stärker geworden. Der Tanz und natürlich der Kontakt mit dem weiblichen Golem hatte sie gestärkt. Die Kräfte der Hölle hatten ihre Trümpfe ausgespielt. Jetzt konnte es weitergehen. Aber wohin?
    Sicherheitshalber zog sich Hawelka zurück. Pavel wollte die Gestalten nicht unbedingt sehen. Er konnte auch hören, was sie vorhatten. Sie sprachen nicht miteinander, aber sie reagierten trotzdem konform.
    Sie näherten sich der Tür, und Hawelka sah sich nach einer noch besseren Deckung um. Sein Wohnraum war ihm nicht sicher genug. Deshalb lief er in den Flur und dann so leise wie möglich die Stufen der Treppe hinauf, um sich an deren Ende in das graue Halbdunkel zurückzuziehen.
    Er schaute in den Flur, die Gestalten aber nicht zu ihm herauf. Er hörte das Schlurfen ihrer Schritte und sah, wie sie sich wieder hintereinander durch die Tür in den kleinen Flur schoben.
    Für einen Moment schlug das Herz des Bildhauers schneller. Er rechnete damit, dass sie nach ihm Ausschau hielten, weil sie ihn irgendwie gerochen hatten, aber da brauchte

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