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1657 - Der weibliche Golem

1657 - Der weibliche Golem

Titel: 1657 - Der weibliche Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denken.
    Zudem war er ehrlich genug gegen sich selbst, um sich einzugestehen, dass er einen Großteil der Schuld daran trug. Er wollte mithilfe der Hölle neue Wege beschreiten. Das hatte er durch die Erschaffung des weiblichen Golems auch getan. Noch jetzt dachte er an die schwarzen Augen und an das Unheimliche, das sich darin abgezeichnet hatte. Was war das nur?
    Eine Botschaft möglicherweise. Etwas, das aus den Tiefen einer schrecklichen Welt gekommen war und sich nun auf die Menschen stürzen wollte. Kein Klopfen störte ihn mehr. Hawelka war trotzdem nicht beruhigt. Er glaubte einfach nicht daran, dass diese drei Gestalten für immer im Keller bleiben würden. Da würde noch etwas geschehen. Das Klopfen war nur ein erster Versuch gewesen. Und so stellte sich Pavel darauf ein, dass es weitergehen würde. Er hatte den Teppich so lange angestarrt, dass ihm schon die Augen anfingen zu tränen. Er wischte darüber hinweg, zog die Nase hoch und blies die Luft aus. Langsam ging es ihm etwas besser. Er hatte sich auf die Dinge einstellen können. Nur würde er sich nicht daran gewöhnen können. Aufhalten ließ sich nichts mehr. Da kam er sich vor wie der Zauberlehrling, der sich ebenfalls überschätzt hatte.
    Allmählich wurde ihm seine Haltung zu unbequem. Er zog die Beine an und stand auf. Erst jetzt fiel ihm-sein Körpergeruch auf. War es der Angstschweiß, der so roch? Einschätzen konnte er die Lage nicht. Allerdings war sie ihm suspekt. Er glaubte, sich in einem neuen Abschnitt seines Lebens zu befinden, und darüber würde er nachdenken müssen.
    Kaum stand er auf den Beinen, da tat sich etwas. In der Mitte des Teppichs wellte sich der Stoff. Darunter lag der Eingang zum Keller.
    Pavel schluckte. Er tat nichts. Er musste den Dingen ihren Lauf lassen. Er hatte die Geister gerufen, die er jetzt nicht mehr loswurde.
    Die Gedanken wirbelten und verursachten ein großes Durcheinander in seinem Kopf. Er konnte sich nicht entschließen, etwas zu unternehmen. Der Teppich wellte sich höher. Bald würde er rutschen und die Luke freilegen. Pavel hatte sich etwas seitlich zurück gezogen. Er atmete scharf ein und aus. Sogar mit dem Gedanken an Flucht hatte er gespielt, ihn aber dann wieder verworfen. Diese Minuten musste er durchstehen, denn was hier passierte, damit hatte auch er zu tun. Sie kamen. Sie hatten Kraft sammeln können. Er sah zwei Hände, die seitlich eine Kante des Teppichs umfassten und an ihm zerrten. Es vergingen nur Sekunden, dann war es geschafft. Plötzlich rutschte der Teppich von der hochkant gestellten Falltür zur Seite, wobei die Luke nicht mehr zufiel, denn der Gegendruck der Hände reichte aus, um sie zu halten und sogar nach hinten zu drücken. Mit einem halblauten Knall prallte sie auf, und jetzt lag die Öffnung frei.
    Nichts konnte die toten Frauen mehr daran hindern, ins Freie zu gelangen. Und sie kamen. Eine nach der anderen.
    Zuerst die Frau, die Greta Müller hieß und im Ort Urlaub machen wollte. Es folgte die blonde Bärbel, eine zwanzigjährige Bedienung aus einem Gasthof. Ihr blondes Haar war jetzt verschmutzt, ebenso wie die Kleidung. Ihr nettes Gesicht sah leer aus, die Augen blickten stumpf. Ihre Bewegungen waren langsam, aber sie schaffte es, über die letzten Stufen der Treppe ins Feie zu klettern. Die dritte Person folgte. Das war die dunkelhaarige Kathrin. Auch eine Bedienung. Ihr Haar war zerzaust, und an ihrem blassen Hals zeichneten sich noch die Würgemale von Händen ab. Hawelka dachte daran, dass er diesen Hals wie einen Schraubstock umklammert gehabt hatte.
    Das war bei Bärbel nicht so gewesen. Sie hatte er erstickt. Pavel wusste nicht, was er denken sollte. Es musste einen triftigen Grund dafür geben, dass sie zurückkehrten, und die Befürchtung, dass sie sich an ihm rächen wollten, breitete sich immer stärker in ihm aus, sodass er sich auch Gedanken über eine Flucht machte und rückwärts in Richtung des Flurs schlich. Folgten sie ihm?
    Nein, sie kamen nicht, denn sie hatten etwas anderes vor, und das sah aus wie abgesprochen.
    Sie gingen von verschiedenen Seiten aufeinander zu. Alles wies darauf hin, dass sie sich an der Tür zum Atelier versammeln wollten. Sie hatten sich irgendwie abgestimmt, denn es war ihnen nicht möglich, miteinander zu sprechen. Pavel Hawelka hatte den Rückzug antreten wollen. Das verkniff er sich jetzt. Er wollte erkennen, was diese drei Gestalten weiterhin vorhatten. Zunächst mal verständigten sie sich durch Blicke. Das reichte

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