1658 - Goldzombie
waren. So richtig war ich davon nicht überzeugt und ging einige Meter in den Weg hinein. Der Boden war hier nicht vom Schnee geräumt worden. Ich musste auf glatte Stellen achten, die auf dem Untergrund glücklicherweise ein Schimmern hinterließen.
Von mir aus führte der Weg bergab hin zur normalen Bundes- oder Kantonsstraße. Zu beiden Seiten wuchsen die Felsen wie zwei dunkle Mauern hoch. Da hörte ich das Knirschen!
Von mir stammte es nicht, aber ich wusste, dass es mich von der linken Seite erreicht hatte. Sofort fuhr ich herum. Und das zusammen mit der Beretta, die ich in der rechten Hand hielt.
Der Mann stand offen auf dem Felsrand und schaute auf mich nieder. Nicht nur er, sondern auch das dunkle Loch der Waffenmündung - und dazu ein Gesicht, das einen leicht goldenen Schimmer abgab. Da hatte ich mich nicht getäuscht. Meine Überraschung war so groß, dass ich vergaß, abzudrücken. Ich warf mich nur zur Seite, hörte, wie der Schussknall die Stille zerstörte und zudem noch eine Reihe von Echos produzierte, die in die Bergwelt hineinrollten.
Ich blieb nicht auf der Stelle liegen. Zudem sorgte das Eis unter mir für ein Rutschen, und so geriet ich in den toten Winkel, was den Schützen ärgern musste. Ich erreichte kriechend die Wand und richtete mich dort auf. Auch Godwin musste den Schuss gehört haben. Ich war gespannt, ob er etwas unternehmen würde.
Noch geschah nichts. Die Stille der Nacht hatte den Kampf gegen die Echos gewonnen, und in meiner Nähe war kein fremdes Geräusch zu hören. Kein Atmen, kein Schneeknirschen, keine hastigen Schritte. Jetzt war Abwarten in der Kälte angesagt. Ich ging nicht davon aus, dass die andere Seite so schnell aufgeben würde. Man hatte uns sicher nicht zum Spaß verfolgt, sondern um uns auszuschalten. So jedenfalls dachte ich, und ich dachte noch einen Schritt weiter.
Man hatte uns beobachtet. Wir hatten nichts bemerkt. Wahrscheinlich war schon der Mönch Cecil beobachtet worden.
Jedenfalls hatten die Verfolger etwas zu verbergen. Sie wollten uns nicht nach Chur kommen lassen. Wir hatten bereits zu viel erfahren. Wir waren lästige Zeugen, die sie sich keinesfalls leisten konnten. Und sie waren die Goldenen, denn ich hatte den Glanz auf dem Gesicht des Mannes nicht vergessen.
Zwar war ich relativ gut gegen die Kälte geschützt, aber ich trug keine Handschuhe. Allmählich wurden mir die Finger kalt, mit denen ich meine Beretta festhielt. Wir belauerten uns. Wenn ich den Kopf nach rechts drehte, übersah ich einen Teil des Parkplatzes. Nur nicht den Ort, an dem der Audi parkte. Dafür stand ich zu tief. Ich hatte noch nicht geschossen und hoffte deshalb, dass der andere Schütze meine Beretta nicht gesehen hatte und glaubte, einen Unbewaffneten vor sich zu haben. Möglicherweise machte ihn das übermütig, sodass er sich zeigte. Ich überlegte, ob ich mich von der Stelle wegbewegen und einen anderen Standort suchen sollte, als etwas passierte, das für mich völlig überraschend kam. Weiter unten und nicht sichtbar für mich stand der Verfolgerwagen. Und dort wurden die Scheinwerfer eingeschaltet, die ihr Fernlicht nach vorn schickten. Es war nicht nur sehr hell, sondern auch recht breit, sodass es den gesamten Weg ausfüllte und auch ich sichtbar wurde, obwohl ich mich mit dem Rücken hart gegen den Felsen gedrückt hatte. Und aus dieser Helligkeit hörte ich den Klang einer Männerstimme.
»Er ist unter dir!«
Genau das hatte der Schütze hören wollen. Ich hörte es über mir knirschen und einen Moment später sprang jemand von der Felswand auf den Weg. Er kam gut auf und rutschte auch nicht aus. Dann drehte er sich um und schraubte sich zugleich hoch. Ich sah den Revolver in seiner Hand schimmern und auch das goldene Gesicht leicht im Licht der Scheinwerfer glitzern.
»Wenn du dich bewegst, bist zu tot!«, sagte ich.
»Und das kann ich nur bestätigen!«, hörte ich Godwins Stimme. Er stand am Ende des Wegs, leicht nach rechts verrückt, um nicht ins Licht zu gelangen. Der Mann war zu einem Denkmal geworden. Er rührte sich nicht von der Stelle. Den rechten Arm mit der Waffe hielt er leicht in die Höhe gestreckt. Sein Kopf zuckte hin und her, und er hörte meinen nächsten Befehl.
»Weg mit dem Revolver!«
Jetzt wusste er, wo ich stand. Er schaute mich an, sah aber nur einen Schatten, während ihn das Licht voll traf. Er trug einen langen dunklen Mantel, und sein Gesicht zeigte einen verschlagenen Ausdruck. Aufgegeben hatte der noch
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