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1658 - Goldzombie

1658 - Goldzombie

Titel: 1658 - Goldzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und kam auch nicht wieder. So blieb sie allein, was ihr gar nicht so unlieb war. Sie konnte sich innerlich auf die Geburt vorbereiten, denn das stand für sie an erster Stelle. Sie würde einen Sohn zur Welt bringen, den man ihr abnehmen würde, aber sehen wollte sie ihn zuvor schon.
    Es war ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Lisa trat an das große Fenster und schaute hinaus. Die Sonne stand nicht besonders hoch, aber sie gab ihren Glanz schon ab, als wollte sie ein Zeichen geben, dass der Frühling schon auf der Lauer lag. Herbst und Winter hatte sie in dieser Klinik verbracht. Sie hatte sich daran gewöhnt. Man hatte ihr auch nichts getan, denn es ging einzig und allein um das Kind. Das würde sie bald nicht mehr spüren. Aber was kam danach? Das war die große Frage. Früher hatte sie die Augen vor der Wirklichkeit verschlossen und nur immer Partys haben wollen. Das war jetzt anders. Die Monate in der Klink war sie viel allein gewesen, und so war es kein Wunder, dass sie immer wieder über ihre Zukunft nachgedacht hatte.
    Wenn das Kind geboren war, dann hatte auch sie ihre Pflicht und Schuldigkeit getan. Und was passiert mit einem Menschen, den man nicht mehr braucht? Man sondert ihn aus. Man wrackt ihn ab. Schreckliche Begriffe, aber doch so verdammt wahr und auch real für sie. Die andere Seite war stark genug, um eine tote Lisa Cordial für immer verschwinden zu lassen.
    Lisa wusste selbst nicht, wie sie es erfahren hatte, aber die größere Stadt Chur lag nicht weit entfernt, und in der Nähe musste sich ein Kloster befinden, sonst hätte sich der Mönch nicht in den Garten der Klinik verirren können.
    Lisa drehte sich vom Fenster weg. Eine zu schnelle Bewegung, die in ihrem Leib schmerzhafte Stiche hinterließ. Sie wollte sich zusammenreißen und ging auf den Sessel zu, den sie zum Glück noch erreichte und sich setzen konnte.
    Es war wieder okay. Auch das Kind im Leib hatte sich beruhigt. Es bewegte sich nicht mehr, und so fand die Mutter die nötige Ruhe. Wieder fragte sie sich, was da in ihrem Bauch heranwuchs.
    Zum ersten Mal kam ihr der Begriff Bastard in den Sinn. Darüber erschrak sie selbst und hielt sogar die Hand vor ihren Mund. Nein, nein, diese Gedanken wollte Lisa nicht zulassen, denn das Kind konnte sie wirklich nicht für ihren Zustand verantwortlich machen. Das war Armand Didier. Ein Teufel, der sich als Mensch verkleidet hatte. Diese Vermutungen waren ihr in der letzten Zeit immer öfter gekommen, sie waren auch intensiver geworden, sodass sie fast daran glaubte. Ja, der Teufel. Hatte es da nicht mal einen Film gegeben mit dem Titel Rosemaries Baby? Klar, es war ein alter Streifen, aber er gehörte zu den Klassikern. Lisa hatte ihn nicht gesehen, weil ihr das Thema nicht behagte.
    Inzwischen war sie so weit, dass sie sich damit auseinandersetzen musste. Das empfand sie als schlimm. Schweiß legte sich auf ihr Gesicht, und irgendetwas von ihrem Zustand musste auch das Baby gespürt haben, denn es wurde wieder unruhig. Sie stöhnte leise vor sich hin. Als sie aufstehen wollte, erfasste sie ein Schwindel. Da war es besser, wenn sie sitzen blieb, was sie auch tat. In ihrem Mund brannte es. Sie verspürte Durst, aber das Wasser stand zu weit weg.
    Im Hintergrund wurde eine Tür geöffnet. Lisa hörte die schnellen kurzen Schritte, und sie wusste, wer da kam, um ihr zu Hilfe zu eilen. Es war Erika, die einzige Frau, die sie hier gesehen hatte. Krankenschwester und wahrscheinlich später auch Hebamme, die bei der Geburt dabei sein würde.
    Dass Erika so schnell kam, lag an der Überwachung. Lisa konnte keinen Schritt tun, der nicht durch versteckt angebrachte kleine Kameraaugen überwacht wurde. Deshalb war Erika so schnell bei ihr. Auf einem Monitor hatte sie gesehen, wie es Lisa ging. Vor der leicht stöhnenden Frau hielt sie an, beugte sich vor und umfasste die Hände der Schwangeren.
    Zwar gehörte sie auch zu den Bewachern, aber sie zeigte auch eine gewisse Menschlichkeit, und die kam in diesen Augenblicken wieder zum Durchbruch.
    »Wie geht es dir, Kind?« Sie sprach Lisa gern mit Kind an, weil sie selbst mehr als doppelt so alt war.
    »Weiß nicht…«, flüsterte die Schwangere.
    »Kann ich etwas für dich tun?«
    »Ja. Wasser, bitte.«
    »Sofort.«
    Lisa hörte, dass sich Erika wieder entfernte, und sie wartete darauf, ihren Durst löschen zu können. Wenn sie nach vorn schaute, sah sie ihre Umgebung verschwommen. Hitzewellen durchströmten ihren Körper, und an beiden Schläfen spürte sie

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