1658 - Lyndaras Kämpfer
großen Augen, die ihren Patriarchen voller Bewunderung mit Blicken streichelten; und die Energie ihrer Fingerspitzen, wenn sie sich entlang seiner Glieder auf die Suche nach Verspannungen begaben.
Dann aber hörte er wieder Schritte. Der Boden erzitterte - obwohl sich weder Jurige noch Strania vom Fleck bewegten. Mordrer begriff wohl, daß etwas nicht stimmte. Der Schleier wohliger Müdigkeit jedoch, der ihn umfangen hielt, war viel zu dicht. Für eine Sekunde lösten sich die Finger. Er lag nackt da und fror plötzlich. Und als der Patriarch wieder Bewegung spürte, war es, als würde ihm jeder Fetzen Haut vom Leib gerissen. Die warmen Hände fühlten sich plötzlich wie Reibeisen an, jeder einfühlsame Griff verwandelte sich in eine Attacke auf sein Wohlbefinden.
Jetzt erst öffnete Mordrer Keyn Haitabu die Augen.
Was er sah, ließ ihn rasch in die Wirklichkeit zurückfinden. Denn es waren jetzt nicht Strania und Jurige, die seinen Körper „massierten", sondern zwei furchterregende Monstren, deren Hände wie Schaufelbagger aussahen. Und genauso nahmen sie ihn in die Zange. „Schluß!" brüllte er. „Schluß!" Gegen das Gelächter der beiden Riesen klang seine Stimme wie ein Flüstern. Aus den Augenwinkeln sah er Strania, die sich in einer Ecke des Raumes furchtsam zusammenduckte, dahinter Jurige. Das grobporige, furchtbare Gesicht, das so plötzlich über ihm auftauchte, gehörte dagegen Lyndara. Die Anführerin der Ertruser! Der rote Sichelkamm und dieses schmale, für ertrusische Verhältnisse schöne Gesicht waren unverkennbar. Aber sie war nicht allein gekommen. Die Gestalt neben Lyndara trug im Übermaß Körperschmuck. Von ihren handtellergroßen Ohren baumelten schillernde Gehänge, in den Nasenflügeln steckten Ringe aus einem silberähnlichen Material, und der grüne Sichelkamm war von Nieten eingefaßt, die in der Haut steckten. Lyndaras Helferin hörte auf den Namen Seyna. Sie tat keine Bewegung, ohne vorher Lyndaras billigenden Blick zu suchen. Mordrer spürte, wie er rot anlief. Im Angesicht dieser Monstren war das unklug - doch er kam nicht dagegen an. In ihm staute sich der Jähzorn zu einer gewaltigen Welle. „Ihr verdammten Tiere! Was soll das! Loslassen, befehle ich! Das ist mein Schiff, und ihr habt verdammt noch mal in euren Kabinen zu sein und zu schlafen!"
„Reg dich nicht auf", flüsterte Lyndara mit der Lautstärke einer startenden Rakete. „Leg dich einfach zurück und genieße!"
Mordrer verlor jedes Zeitgefühl. Ihm schien es, als dauere die Folter Tage. Und als die beiden ihre Behandlung beendeten, war Mordrer Keyn Haitabu vielleicht der erste Springer, der sich rühmen konnte, eine ertrusische Spezialmassage lebendig überstanden zu haben. „Mir geht's gar nicht gut", ächzte er. „Was bei allen Sternengöttern sollte das?"
„Wir wollten dich zuerst richtig auf die Beine bringen, Patriarch."
„Zuerst?"
„Ja", grollte Lyndara vergnügt. Und dann nahm ihr Gesicht diesen typischen, verdrehten Ausdruck an, der Mordrer einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte. „Es scheint uns nämlich unumgänglich, über die HAITABU das Kommando zu übernehmen.
Mordrer Keyn Haitabu, du bist verhaftet."
„Aber..."
Urplötzlich verwandelte sich Lyndaras Gesicht in eine drohende Grimasse. Mordrer wunderte sich selbst, wie schnell er ruhig war. Aus einem jähzornigen Patriarchen, dessen Glieder sich wie gequirltes Mus anfühlten, wurde ein stilles Häuflein Elend. „So ist es gut", dröhnte Lyndara. „So gefällst du mir besser."
Fragen nach dem Wie oder Warum verschluckte Mordrer, bevor sie noch über seine Lippen kamen. Still, du Idiot. In diesem Augenblick konnte er froh sein, daß er am Leben war.
2.
„Ronald Tekener schickt mich", sagte die Frau, die auf ihre eigene Art betörender aussah als die meisten anderen, die Homer G. Adams im Lauf seines Lebens kennengelernt hatte. „Mein Name ist Pia Starrow. Ich bin eine Galactic Guardian. Das heißt, ich war eine."
Er musterte sie ungeniert von oben nach unten.
Sie war schwarzhaarig, mit blasser Haut. Dichte Strähnen fielen weit bis über die Schultern auf den Rücken, und hätte er nicht das Wachsame in ihrer Haltung bemerkt, die präzisen Bewegungen, er wäre prompt auf ihr puppenhaftes Gesicht hereingefallen. Beschütze mich, hieß das, ich brauche deine Hilfe. Aber diese Frau benötigte keinen Schutz. Adams erkannte es mit seiner Erfahrung aus vielen Jahrhunderten. Unter ihrer weiten Bluse wirkte der
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