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1659 - Die Totengöttin

1659 - Die Totengöttin

Titel: 1659 - Die Totengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Platz für Biomüll. Normalerweise immer gut zu sehen, jetzt hatte der Schnee ihn bedeckt.
    Zwei Minuten später strichen bereits die Enden der Zweige über ihre Körper hinweg. Goldman atmete auf. Weit konnte es nicht mehr sein.
    Er musste sich für eine Richtung entscheiden. Er stellte sich vor, wie die Gegend ohne Schnee aussah. Es wäre kein Problem für ihn gewesen, hätte er nicht unter diesem Druck gestanden, aber auch das schaffte er und wusste nun, dass er nach rechts gehen musste.
    »Viel Zeit hast du nicht mehr«, drohte die Totengöttin.
    »Habe verstanden.«
    »Und?«
    »Wir sind gleich da!« Bei dieser Antwort zog sich seine Nackenhaut zusammen. Er spürte einen harten Druck hinter seiner Stirn, der nicht weichen wollte. Dann ging er los. Er konnte nur hoffen, dass die Nackte ihm die Nervosität nicht anmerkte. Dann konnte er aufatmen.
    Ja, das Ziel war so gut wie erreicht. Zwischen einigen Bäumen lag dieses Grab, das nur Eingeweihte kannten und das von der Mehrheit vergessen war. Er wühlte sich durch die Lücken zwischen den Bäumen. Schnee löste sich von den Ästen und Zweigen. Er fiel auf die beiden Personen, die dicht beisammen blieben. Das Grab war nicht zu erkennen. Es lag unter einer dicken Schneeschicht begraben. Aber er war sicher, davor zu stehen, auch weil sich keine anderen Gräber an diesem Ort befanden. Man hatte die drei Hexen dort begraben, wo so leicht niemand hinkam. In früheren Zeiten war es ein unheiliges Gelände gewesen.
    »Hier ist es!« Er hatte versucht, seiner Stimme einen normalen Klang zu geben, was nicht möglich gewesen war. Als Krächzen war der Satz aus seinem Mund gedrungen.
    »Bist du sicher?«
    »Ich-ja…«
    Die Hexe kam auf ihn zu. Adam Goldman spürte ihren Blick und er hatte den Eindruck, sie würde bis in die Tiefen seiner Seele schauen.
    »Es ist auch in deinem Interesse, dass wir vor dem richtigen Grab stehen. Mehr sage ich dazu nicht.«
    »Ich schneide mir nicht selbst ins Fleisch.«
    »Das will ich hoffen!«
    Adam Goldman ging keinen Schritt weiter. Dafür bewegte sich die Totengöttin, denn sie schob sich an ihm vorbei und blieb schräg vor ihm stehen. Sie legte den Kopf schief, verengte die Augen und flüsterte: »Wo genau?«
    »Vor dir!«
    Die Nackte wollte es genau wissen. Sie ging in die Knie und drehte Adam dabei den Rücken zu. Für einen Moment kam ihm ein wilder Gedanke, den er sofort wieder unterdrückte. Er fühlte sich einfach nicht in der Lage, etwas zu unternehmen. Er war ein normaler Mensch, zu schwach, um dieses Wesen besiegen zu können. Sie streckte ihre Arme aus. Die Hände wühlten im Schnee. Sie schaufelten ihn hoch und zur Seite, weil sie sehen wollte, was darunter lag.
    Der Boden unter dem Schnee hatte eine grüngraue Farbe. Feuchtes Blattwerk klebte noch darauf. Es war kein Grabstein zu sehen, keine Inschrift. Einfach nichts, das darauf hinwies, was unter der Erde lag.
    Die Totengöttin beugte sich noch weiter vor. Es sah so aus, als wollte sie ihre Stirn gegen den feuchten Untergrund drücken. Sie sprach nicht mehr. Dafür drang aus ihrem Mund ein leises Knurren, das von einem Hecheln begleitet wurde.
    Dann stand sie auf.
    Goldman trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. In den letzten Minuten war es ihm besser gegangen, jetzt aber klopfte sein Herz wieder schneller. Er glaubte zwar, die korrekte Stelle erreicht zu haben, hundertprozentig sicher war er sich nicht. So wartete er auf einen Kommentar der Nackten, die zunächst nichts sagte. Ihr Nicken deutete jedoch darauf hin, dass sie sich auf dem richtigen Weg befand.
    »Du hast Glück gehabt, mein Freund, großes Glück…«
    »Wieso?«
    »Wir befinden uns an der richtigen Stelle.«
    Adam Goldman sagte nichts. Aber er hörte den Stein poltern, der ihm vom Herzen fiel. Sogar einen Schwindel erlebte er und hatte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. Die Nackte nickte ihm zu. In ihren Augen stand ein ungewöhnlicher Glanz.
    »Ich spüre sie, Adam. Ja, ich spüre sie. Die drei sind noch da. Mögen ihre Körper auch zu Staub zerfallen sein, ihre Seelen sind es nicht. Sie warten darauf, befreit zu werden, und dafür werde ich sorgen.«
    Er nickte nur. Und dann hörte er einen Satz, den er nicht verstand. »Wir holen die andere.«
    Im ersten Moment war er nicht fähig, etwas zu sagen oder zu reagieren. Welche Person hatte sie gemeint?
    »Du weißt nichts - oder?«
    »Ich - ahm - nein…«.
    Die Totengöttin fing an zu kichern. Dann flüsterte sie: »Keine Sorge, es wird sich alles

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