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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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herausgefunden, dass der Blutbaum hier ist? Es heißt doch überall, der König hätte ihn in die Hauptstadt gebracht! Nach Persee'poli, wo seine Armee steht!«
    Avi Senna breitete die Hände aus. »Ich weiß es nicht, alter Freund«, sagte er resigniert.
    Daa'tan ließ keinen Blick von den Tuurks. Staub wirbelte hoch, als ihre Pferde die Straße nach Isfa'an entlang galoppierten. Sie waren nicht mehr weit von den Gärten entfernt, und man konnte schon die Gesichter der Reiter erkennen. Trotzdem hörten Avi Senna und Maduuk nicht auf, sich erstaunt darüber zu äußern, dass das Versteck des Blutbaumes entdeckt worden war. Daa'tan kam ein Verdacht.
    Vielleicht ist es gar nicht der Baum, überlegte er erschrocken. Vielleicht ist der Anführer hinter mir her, um mich zu fangen und nach Antaya zurück zu bringen!
    Daa'tan zitterten die Hände. Er mochte aussehen wie ein Zwölfjähriger und auch so handeln. Doch es war nur eine Fassade, hinter der sich ein kleiner Junge verbarg. Nachts, wenn der Lärm des Tages dunkler Stille wich und nichts zu hören war außer dem Wind und dem unheimlichen Schreien der Eulen, kam er zum Vorschein – wehrlos und so verletzlich.
    Das war die Zeit der Gespenster und der Albträume, und sie gehörte dem tuurkischen Anführer. Er verfolgte Daa'tan seit September. Der Mann, der sich nicht beherrschen ließ, wurde in Daa'tans Albträumen immer größer und mächtiger, und der kleine Junge hatte nichts, das er seinem Angstfeind entgegensetzen konnte.
    Außer seiner Mutter.
    Die mutige, stolze Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln lebte in ihrem Sohn – in seinen Gedanken, seinem Wesen. Jede einzelne Körperzelle des Jungen trug Aruulas Vermächtnis, daran konnte auch die unmenschliche Manipulation der Daa'muren nichts ändern.
    Daa'tan suchte den Anführer, und seine Augen wurden schmal. Wie selbstgefällig der Tuurk vor seinen Leuten her ritt!
    So kühl, so lässig, als wäre er unbesiegbar! Genauso hatte er im Dorf der Madaaren ausgesehen, als er Daa'tans Versuch der mentalen Beeinflussung von sich wischte wie ein lästiges Insekt. Die Schmach darüber saß so tief, dass sich der Junge nie mehr an seine besondere Fähigkeit getraut hatte – aus Angst, zu entdecken, dass sie verloren war.
    Bis jetzt.
    Hass kochte in Daa'tan hoch, als er diesen Mann nun erneut auf sich zukommen sah. Die Tuurks formierten sich zu mehreren Angriffsreihen und spornten ihre Pferde an. Es war klar, was mit der lebenden Straßensperre geschehen würde, wenn die Reiter eintrafen. Kriegsgebrüll auf Tuurkisch und in Persaa brandete auf.
    Daa'tan sah, wie Maduuk um den Beistand der Götter betete, und er hörte Avi Senna rufen, man solle den Händler und den Jungen in Sicherheit bringen. Als jemand nach ihm griff, riss sich Daa'tan los.
    »Ich kann helfen«, sagte er und nickte heftig. »Ich weiß, wie man die Tuurks besiegt!«
    Dann rannte er los. Ihm war eingefallen, was die Madaaren im Gefangenenlager von Antaya gesagt hatten: Wenn der Anführer stirbt, ziehen sich Tuurks zurück. Daa'tan presste die Lippen zusammen und kämpfte sich verbissen durch eine Wand aus bewaffneten, brüllenden Menschen. Er wollte nach vorn. Er wollte sehen, wie der Anführer starb. Sein persönlicher Feind. Sein Albtraum.
    Daa'tan winkte heftig und schrie der Straßensperre zu, den Weg frei zu machen. Die Wachen gehorchten ihm in ihrer verständlichen Angst. Und da waren sie, die Tuurks – eine düstere Meute heranjagender Höllenhunde! Zwischen ihnen und Daa'tan lag nichts weiter mehr als die schräg hinaufführende, staubige Straße nach Isfa'an.
    Der Junge suchte sich einen der Waffen schwingenden Männer aus und konzentrierte sich auf ihn mit aller Macht.
    Töte den Anführer!, befahl er emphatisch. Töte ihn sofort!
    Daa'tan wiederholte diese Worte immer wieder, bis ein Pferd aus der ersten Reihe ausbrach. Sein Reiter trieb es in gestrecktem Galopp neben den vorneweg laufenden Schimmel, holte mit dem Krummschwert aus – und schlug seinem Kriegsherrn den Kopf ab.
    Ein Aufschrei ging durch beide Lager. Die Tuurks stoppten den Angriff und ließen ihre geordneten Reihen zum Pulk zerfallen. Die Persen traten ausnahmslos einen Schritt zurück.
    Daa'tan verschränkte seine Arme.
    Ein weißer Hengst kam die Straße heraufgedonnert, mit wallender Mähne. Im Sattel saß ein kopfloser Reiter.
    Blutspritzer wehten wie Banner hinter ihm her. Irgendwann entglitt dem Toten das Krummschwert; es fiel klirrend zu Boden und ließ den Schimmel

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