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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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umgebracht zu haben, musste Buki'pa paralysiert haben. Er war kein Soldat, nur ein kleiner Bediensteter.
    Quart'ol war stehen geblieben, unschlüssig, was er tun sollte. Er konnte Buki'pa doch nicht im Stich lassen…!
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als der vorderste Verfolger eine Keule schwang. Der kleine, in eine Kutte gehüllte Körper ging zu Boden. Und Hände streckten sich nach Quart'ol aus.
    Er hatte keine Wahl. Mit einem Sprung überwand er den Fenstersims und schwang sich hinaus in die Nacht. Im nächsten Moment schlugen die schwarzen Wasser des Maleer über ihm zusammen.
    Ein Gefühl großer Trauer überkam Quart'ol, als er mit kräftigen Schwimmstößen zum Grund tauchte und sich treiben ließ.
    Obwohl Buki'pa von Anfang an das Gefühl gehabt hatte, es werde ihn Kopf und Kragen kosten, hatte er sich auf dieses Abenteuer eingelassen. Nun hatte es ihn nicht das Leben gekostet – aber die Freiheit. Für ein Lebewesen, dessen Element das offene Meer war, war dies gleichbedeutend mit dem Tod.
    Leb wohl, alter Freund, dachte Quart'ol. Möge Ei'don dich beschützen…
    ***
    Februar 2522
    Es heißt, dass sich das Böse nur über Gutes definieren kann.
    So verhielt es sich auch mit dem Wandler der Daa'muren. Als er beim Aufschlag die Welt zu einem Spielplatz der Monster und Dämonen machte, rettete er damit zumindest ein Land: Aus den Trümmern des Iran erwuchs noch einmal das mutige, weise Reich einer viertausend Jahre vergessenen Epoche: Persien.
    Heute hieß es Persaa und wurde von einem König regiert, der zwar großen Wert auf seine Armee legte, sie aber nicht als das Wichtigste empfand. In vorislamischer Zeit waren die Perser für ihr Streben nach Wissen berühmt gewesen. Diese Suche erlebte nun, wenn auch auf anderem Niveau, eine Renaissance: Man hatte die Heilkraft der Pflanzen wiederentdeckt, und in Persaa wurden Mediziner ausgebildet, die tatsächlich welche waren.
    »Na los, Daa'tan, steh auf! Wir müssen weiterziehen!«
    Maduuk rüttelte an der schmalen Schulter des Jungen.
    »Ja – ja!«, nörgelte Daa'tan, stieß ihn unwillig weg und zog sich die Decke über den Kopf. »Ich komm ja schon! Lass mich nur noch einen Moment schlafen!«
    Maduuk schmunzelte, als er losging, um das Pferd anzuspannen. Der Junge war faul wie alle Zwölfjährigen! Aber seit er im Dezember von diesem Spurt zum Lavafeld zurückgekehrt war, hatte sich sein Verhalten geändert: Daa'tan wirkte erleichtert, und er war zutraulich geworden! Er sagte zwar manchmal verrückte Dinge – neulich zum Beispiel hatte er von Gestirnen gesprochen, obwohl jeder wusste, dass die leuchtenden Punkte am Nachthimmel Götterfackeln waren –, aber das war egal. Hauptsache, er redete überhaupt! Er schlief auch ruhiger, ohne Wimmern und Gemurmel. Der Tuurk, der ihn im Traum verfolgte, schien allmählich zu verblassen.
    »Es liegt am Land«, raunte Maduuk in die zuckenden Ohren seines Pferdes. »Persaa hat heilende Kräfte! Lass ihn noch eine Weile hier sein, dann vergisst der Junge seine Dämonen und wird wieder froh.«
    Maduuk zurrte das Ledergeschirr fest, klopfte den zottigen Pferdehals und machte sich ans Aufladen. Er war nicht mehr jung, der Tonwarenhändler aus dem syrischen Grenzgebiet, und verkündete jedes Mal, dass diese Handelsreise nun wirklich seine letzte sein würde. Dann kaufte er die nächste Fuhre kleiner Tiegel und Töpfe zusammen und machte sich erneut auf den Weg. Er konnte nicht anders. Maduuk hatte keine Familie, und nur diese Monate währende Fahrt gab ihm noch das Gefühl, gebraucht zu werden.
    Sie endete in Isfa'an – der Stadt der Heiler.
    Daa'tan staunte, als Maduuks Lastenkarren die Stadt erreichte. Isfa'an lag wie eine Perle in der kahlen Ebene. Eine grüne Perle! Da war ein Fluss, und von ihm abgeleitet zog sich ein Netz aus Bewässerungskanälen durch die ungewöhnlich üppigen Gartenanlagen. Der Junge konnte sich nicht satt sehen.
    Reihe um Reihe wuchsen die verschiedensten Pflanzen in ihren Beeten, sorgfältig gestützt und bewässert. Sie sahen so gesund aus! Daa'tan konnte spüren, dass sie gute Pflege kannten und sich wohl fühlten.
    »Ich glaube, ich mag Isfa'an«, sagte er zu Maduuk.
    Der nickte lächelnd. »Sie ist was Besonderes, diese Stadt! Sieh mal das Gebäude da vorn! Das riesige Ding aus Stein mit den schlanken Türmen und dem Dach, das aussieht wie eine Kugel! Keiner weiß, wer es erbaut hat und wozu es nützlich war.«
    Maduuk zeigte auf die Blaue Moschee von Isfahan. Vor fünfhundert Jahren

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