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1660 - Die Todesengel von Hangay

Titel: 1660 - Die Todesengel von Hangay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bett und bat ihn, an seiner Körperwärme teilhaben zu können. Sie sprach so geschraubt! Sagte etwas in der Art, daß er mit dem Unsterblichkeitschip einen „unversiegbaren Quell" besäße und ihr doch bitte etwas davon abgeben solle.
    Tifflor wies sie aber nicht zurecht. Und weil ihr Körper von Kälte und Fieber geschüttelt wurde, schlüpfte er zu ihr ins Bett. Es war ein hartes Lager. Ein typisch haurisches Meditationsbrett, auf dem man sich blaue Flecken und bedrohliche Vorstellungen von der Allmacht des Hexameron holen konnte. Aber dazu kam es nicht, denn ein Körper aus festem Fleisch wurde ihm zu einer Unterlage, die Geborgenheit verhieß.
    Geborgenheit bis in den Tod.
    Es war ein großer, ein mächtiger Körper, muskulös und hart wie Stein, aber voller Wärme. Heiß und explosiv wie ein Vulkan. Es war nicht Nias Körper. Es war der Körper einer Ertruserin. Sie spitzte ihren Mund zu einem sinnlichen Kuß und sog ihn in einem lange anhaltenden Atemzug wie einen Bismarckhering ein. Und verschlang ihn.
    Tifflor sah die Szene wie ein unbeteiligter Beobachter von einer Perspektive hoch über dem Lager. Die Ertruserin, die nun überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit Nia .hatte, räusperte sich, und dann spuckte sie etwas aus, etwas Ungenießbares - wie eben Gräten.
    Aber es waren keine Gräten.
    Es war sein Unsterblichkeitschip. Er fiel mit leisem Klirren irgendwo auf den Boden.
    Und dann sah die Ertruserin ihn, dem scheinbar unbeteiligten Zuschauer hoch über ihr, in die Augen. Sie lächelte auf eine eigentümlich vertrauliche Art. Dieser Blick, der tiefe Intimität signalisierte, ließ ihn frösteln.
    Jemand faßte ihm an den Kopf. Ein rasender Schmerz brandete in seinem Schädel auf, als ihm der Helm mit einem brutalen Ruck abgenommen wurde.
    Und dann sah er mit verschleierten Augen, die sich erst an die realen Bedingungen gewöhnen mußten, die Ertruserin aus seinem Alptraum vor sich. „Wie hat dir dieses Präludium gefallen, Tiff?" fragte Lyndara zärtlich. „Es war erst ein Vorgeschmack auf das Hauptgericht, das wir zusammen zelebrieren werden. Es wird ein Akt werden, wie ihn das Universum noch nicht erlebt hat."
     
    *
     
    Julian Tifflor verfiel in einen traumlosen, ohnmachtsähnlichen Schlaf, aus dem er irgendwann wie neugeboren erwachte. Der einzige Störfaktor war das Gesicht der Ertruserin über ihm. Es holte ihn in die schreckliche Wirklichkeit zurück. „Was hast du mit mir vor?" war seine erste Frage.
    Die Ertruserin lächelte einnehmend. Sie hatte ein relativ fein geschnittenes, schönes Gesicht, das völlig frei von Narben war. Ihre Haut war zart und machte einen überaus gepflegten Eindruck. Nur der rasierte Schädel und die rote Haarsichel verrieten sofort ihre Herkunft. Ihrer ganzen Erscheinung wurde er erst gewahr, als sie sich zurückbeugte und zu ihrer vollen Größe aufrichtete. Für eine Ertruserin wirkte sie zartgliedrig und feminin. Diesen Eindruck konnten nicht einmal der Kampfanzug und das Waffenarsenal zerstören, das sie an sich trug. An verschiedenen Geräuschen und Bewegungen im Hintergrund merkte er, daß sie nicht allein waren.
    Die Ertruserin sprach mit einschmeichelnder Stimme zu ihm: „Ich bin Lyndara, dein Schutzengel. Hab keine Angst, Terraner... Darf ich dich Tiff nennen, wie alle deine Freunde? Du hast wirklich nichts zu befürchten, Tiff. Ich werde dir alles erklären und dir so die Angst um dein Leben und deine Unsterblichkeit nehmen. Du brauchst beides nicht zu verlieren. Mein Wort darauf!"
    Julian Tifflor konnte sich nicht helfen, aber die Ertruserin faszinierte ihn auf eine eigentümliche, nicht zu definierende Weise. Er hatte gehört, daß sie und ihre Kumpanen irgendwie „verdreht" und auf seltsame Weise geistesgestört sein sollten.
    Aber wenn diese Lyndara irre war, dann handelte es sich bei ihr um eine Art Wahnsinn, der ihr Charisma und Eloquenz, ja, und vielleicht sogar Genialität verlieh. Sie schlug ihn in ihren Bann, und was sie sagte, klang nicht nach den Worten einer Geistesgestörten. „Verdreht" war wirklich ein treffender Ausdruck, denn sie sprach über sein Schicksal, als sollte er es als Segen betrachten, für sie in den Tod zu gehen.
    Egal, wie sie es auch formulierte, Tifflor wußte, was ihm blühte, wenn auch nicht in Einzelheiten. Aber sie verstand es tatsächlich, ihm die Furcht vor ihr zu nehmen.
    Er richtete sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Überrascht stellte er fest, daß er noch seinen SERUN trug. Lyndara bedeutete ihm

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