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1660 - Geistersturm über London

1660 - Geistersturm über London

Titel: 1660 - Geistersturm über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte ich das Gefühl, als würde das Geschehen in einem Zeitlupen tempo ablaufen.
    Ich sah zwei Frauen.
    Jane Collins, die dicht vor mir stand, und schräg hinter ihr die graue Totengöttin. Jane hatte mich gesehen und die andere hatte mich ebenfalls entdeckt. Es war nicht die Zeit, mir Janes Gesicht näher anzuschauen, um herauszufinden, ob sie auf meiner Seite stand. Ich wollte sie von der gefährlichen Totengöttin weghaben und reagierte schneller als die Detektivin. Ich fasste mit beiden Händen nach ihrem rechten Arm, um sie über die Schwelle aus dem Haus zu ziehen. Jane schrie auf. Sie schüttelte den Kopf. Ihr Mund verzerrte sich, es war zu sehen, dass sie nicht bei mir bleiben Wollte. Darauf nahm ich keine Rücksicht. Ich riss sie auf mich zu, drehte mich dann zur Seite, um sie an mir vorbeizerren zu können. Genau das wollte Jane nicht. Sie hatte sich wieder gefangen. Noch bevor sie mich passierte, schlug sie zu. Ihre Faust erwischte mich unterhalb der Brust, und einen Moment später wurde mir die Luft knapp.
    »Ich will nicht!«, brüllte Jane und schlug noch mal zu. Ihre Faust traf mich fast an der gleichen Stelle. Diesmal trieb es mich in die Knie. Wäre es nicht Jane Collins gewesen, ich hätte anders und auch härter reagiert. Aber es war eben meine alte Freundin Jane, und da hatte ich automatisch Rücksicht genommen.
    Während meine Knie den Boden berührten, hörte ich einen Schrei. Wer ihn ausgestoßen hatte, wusste ich nicht. Es war auch nicht weiter wichtig, denn ich erlebte die Reaktion der anderen Seite.
    Dass ich angeschlagen war und mich im Moment nicht wehren konnte, war der große Vorteil für meine Gegner. Zwei Hände rissen mich nach vorn und schleuderten mich zu Boden. Mit dem Kinn rutschte ich darüber hinweg, nachdem ich zuvor hart damit aufgeprallt war.
    »Und jetzt töte ich ihn!«
    Es war der Schrei der Totengöttin, und der machte mich wieder munter. Auf keinen Fall durfte ich auf der Stelle liegen bleiben. Ich war beinahe bis zur Küchentür vorgerutscht. Wenn ich den Kopf nach links drehte, sah ich sie offen. Eine Idee schoss mir durch den Kopf, und ich setzte sie sofort in die Tat um. Es gibt Momente, da sorgt der Adrenalin stoß im Körper dafür, dass man alles andere vergisst. Das erlebte ich in diesem Augenblick, auch weil ich wusste, dass es um mein Leben ging.
    Ich robbte vor, riss meinen Körper zugleich hoch und schaffte es tatsächlich, mich um den Türpfosten zu drehen und in die Küche zu kriechen. Das bedeutete keine hundertprozentige Sicherheit, aber ich erhielt einen Zeitaufschub.
    Auch in der Küche blieb ich am Boden knien. Nur hatte ich meine Beretta gezogen und zielte damit auf die Tür.
    Die Nackte kam. Sie gab sich keine Mühe, vorsichtig zu sein, sie verließ sich dabei auf ihre Kräfte, durch die sie ihr Versprechen einlösen konnte. Als sie erschien, zögerte ich nicht eine Sekunde und schoss. Den lauten Abschussknall hörte ich kaum, ich sah nur, wie das geweihte Silbergeschoss in die Brust der Totengöttin einschlug.
    Diesmal wurde nicht ich zurückgetrieben, sondern sie. Bis an die Flurwand taumelte sie und drehte sich dabei zur Seite, sodass sie aus meinem Blickfeld verschwand.
    War sie erledigt?
    Sicher war ich mir nicht. Und so griff ich zum nächsten Mittel. Vor meiner Brust hing das Kreuz. Bisher hatte ich es noch nicht einsetzen können. Jetzt wollte ich wissen, wie es auf die Totengöttin wirkte.
    Ich nahm mir nicht die Zeit, normal auf die Füße zu gelangen. Noch in der Kniehaltung zerrte ich an der Kette und holte das Kreuz hervor. Sie kam wieder. Die Kugel hatte ihr nichts angetan. Ich sah auch nicht, ob das Silbergeschoss noch in ihrem Körper steckte oder ihn durchschlagen hatte, das war jetzt alles unwichtig. Für mich zählte nur, dass sie stärker war als eine geweihte Silberkugel.
    Der Mordwille sprang ihr aus den Augen. Nur hatte sich jetzt etwas verändert, denn das Kreuz auf meiner Brust war nicht zu übersehen. Auch die Wärme war plötzlich da. Ebenso der entsetzte Ausdruck im Gesicht der Totengöttin.
    Ich bekam ihn nicht mal für die Dauer einer Sekunde mit, denn da reagierte sie schon. Wieder hörte ich ihren Schrei, dann war sie verschwunden, und ich konnte ihren Lauf im Flur verfolgen. Sie rannte auf die Haustür zu, und dabei musste sie an Jane vorbei oder auch nicht.
    Es war ein Fehler gewesen, nicht aufzustehen. Das musste ich jetzt nachholen, obwohl ich Janes Treffer noch nicht völlig verkraftet hatte. Die Totengöttin

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