1660 - Geistersturm über London
zurückgekehrt sind. Wenn auch auf eine andere Art und Weise als früher.«
»Ist auch möglich.«
»Man hat sie jedenfalls nicht vergessen. Vor allen Dingen diese Totengöttin nicht. Sie war plötzlich da und hat sich um Jane gekümmert. Natürlich auf ihre Weise, aber sie hat es getan.«
»Dann ist Jane verloren«, murmelte ich.
»He.« Er stieß mich an. »Das hörte sich beinahe an, als hättest du aufgegeben.«
»Nein, nein, so ist das nicht. Ich muss mich erst auf die neue Lage einstellen.«
»Dann ruf an. Kann sein, dass wir dann schlauer sind. Ich bin jedenfalls gespannt.«
»Okay, das hatte ich ja sowieso vor.« Ich griff zum Handy. Da waren verschiedene Telefonnummern einprogrammiert. Auch die der Detektivin gehörte dazu. Schweiß hatte sich auf meinen Handflächen gebildet. Eine Verbindung kam zustande. Das war schon mal ein Pluspunkt. Nur meldete sich niemand. Keiner hob ab. Es war keine Stimme zu hören, und in meinem Ohr klang das Signal doppelt so laut. So kam es mir jedenfalls vor. Nach einer Weile sank meine rechte Hand wieder nach unten. »Nichts, Suko.«
Er nickte nur.
Ich blickte wieder zum Haus hin. Ich sah den Eingang in der Lücke zwischen zwei Bäumen. Dabei löste sich die Frage automatisch von meinen Lippen.
»Kann sie nicht? Oder will sie nicht?«
»Vielleicht beides, John. Jane steht auf der anderen Seite. Sie ist dazu gezwungen worden. Ich kann mir vorstellen, dass diese Totengöttin schon die Macht besitzt, unsere Freundin zu manipulieren.«
»Du gehst davon aus, dass sie die Seiten gewechselt hat?«
»Ja. Nur nicht freiwillig.«
»Danach sieht es aus. Das hatten wir früher schon mal. Aber ich denke auch an eine andere Möglichkeit. Wir hatten sie ja nicht im Visier. Da kann es möglich sein, dass sie das Haus in der Zwischenzeit verlassen hat.«
Wie wir es auch drehten und wendeten, es gab keine Lösung, die uns zufriedenstellen konnte. Schon gar nicht, wenn wir hier im Rover hockten und nichts taten, und in meinem Kopf hatte sich bereits ein Plan festgesetzt.
»So geht das nicht weiter, Suko.«
»Höre ich heraus, dass du dich zu etwas entschieden hast?«
»Du hast es erfasst.« Bevor ich weitersprechen konnte, hatte Suko bereits das Wort übernommen.
»Du willst aussteigen und zum Haus gehen.«
Ich nickte und musste mich erst räuspern, um eine Antwort zu geben. »Das muss ich einfach tun. Ich will Gewissheit haben. Ich kann hier nicht sitzen bleiben und so tun, als Wäre nichts passiert. Vielleicht finde ich heraus, ob sich Jane tatsächlich noch im Haus aufhält oder es längst verlassen hat. Du kannst mir Rückendeckung geben.«
Er winkte ab und lächelte zugleich. »Tu, was du nicht lassen kannst. Ich kenne dich ja.«
»Danke.«
»Hast du eigentlich einen Schlüssel zu Janes Haus?«
Die Frage war berechtigt. Daran hatte ich auch nicht gedacht. Aber ich hätte mich selbst irgendwohin beißen können, wenn ich daran dachte, dass ich mit Jane über dieses Thema oft genug gesprochen hatte. Sie war auch dafür gewesen, dass ich einen Schlüssel erhielt, nur war das immer wieder auf die lange Bank geschoben worden. Dann war das Thema in Vergessenheit geraten.
»Du hast ihn nicht, John!«
»Leider. Ich will mich auch nicht ärgern über das, was ich versäumt habe. Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aber das ändert nichts an meinem Plan.«
»Ist schon in Ordnung.« Suko deutete schräg durch das Fenster. »Da ist noch etwas, über das wir nicht gesprochen haben. Janes Wagen steht noch vor der Tür. Er hat zwar eine Schneehaube bekommen, aber er ist startbereit.«
»Meinst du, dass sie damit verschwinden kann?«
»Wenn man sie lässt.«
Ich fasste einen schnellen Entschluss. »Behalt du den Golf im Auge. Außerdem habe ich den Eindruck, dass es wärmer geworden ist und der Schnee allmählich wegtaut.«
»Dann rutsch nicht auf der Matsche aus.«
»Danke für den Rat.« Mehr sagte ich nicht. Dafür öffnete ich die Beifahrertür und stieg aus.
Ob ich das Richtige tat, wusste ich nicht, aber etwas musste ich tun, sonst drehte ich noch durch…
***
Ich hatte mich nicht geirrt. Die Temperaturen waren tatsächlich angestiegen, und dem Schnee ging es an den Kragen. Hoffentlich der Beginn eines großen Tauwetters. Möglicherweise auch ein Signal für uns. Das musste sich erst noch herausstellen.
Es war viel Schnee gefallen. Dementsprechend hoch lag er an den Rändern der Straße. Auch zwischen den Bäumen hatte er sich angesammelt. Dort war er aber
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