1662 - Welt ohne Schatten
abzustatten", erklärte Ribera und deutete auf einen Bildschirm.
Er zeigte etwa 50 Schiffe zwischen 60 und 400 Metern Länge, die sich der Expedition näherten. Ihre Form erinnerte an Kaulquappen und war daher nicht schwer zu identifizieren. Alaska Saedelaere hatte den Begriff Quappe für diese Schiffe als erster geprägt, und dabei war es geblieben.
Gucky und seine Freunde waren auf einer Expedition mit der KRANICH auf der Ruinenwelt Sypphal das erstemal diesen Schiffen begegnet, denen zwei völlig fremdartige Lebensformen entstiegen waren, die in einer Art Bündnis zusammenlebten - die Gish und die Vatachh. Sie hatten sich wie eine Art Polizei benommen, die vielerorts mit Raumschiffen patrouillierte und streng darauf achtete, daß keine - den Galaktikern bisher unbekannten - Gesetze übertreten wurden.
Das bedeutete wiederum, daß die Tornister-Expedition sehr genau überlegen mußte, was sie diesen Wesen antworten würde. „Wir orteten sie eher zufällig", fuhr Ribera fort. „Wir schickten sofort einen Gruß, der sie offenbar überraschte, denn wir erhielten verwirrende Meldungen, die wir nicht entschlüsseln konnten. Anscheinend hatten sie unsere Ankunft weder bemerkt noch erwartet, sondern waren aus einem völlig anderen Grund da."
„Keine Panik", meldete sich Michael Rhodan grinsend über einen der Bildschirme. „Die wollen vielleicht bloß ein bißchen herumballern."
„Reizend", erwiderte Bull und runzelte die Stirn, „Ich denke, wir sollten ihnen einen freundliche Einladung schicken, bevor sie damit beginnen; vielleicht überlegen sie es sich dann noch einmal."
„Ganz meine Meinung", nickte Mike. „Ein freundschaftliches Diner war stets ein wichtiger sozialer Aspekt bei der Auseinandersetzung verschiedener Völkergruppen oder verfeindeter Familien."
„Sehr schön ausgedrückt. Du kommst also zu uns rüber?" erkundigte sich Bull. „Selbstverständlich, ich bin sozusagen schon unterwegs. Ich schicke noch die Einladung, bevor ich komme, einverstanden? Mit den verfügbaren Sprachelementen in den Translatoren müßten wir ihnen unseren guten Willen beweisen können."
Die Bildfunkübertragung kam kurz darauf zustande, als der Gruß der HAMILLER angenommen wurde. Auf einem Bildschirm erschien ein Vatachh, ein etwa ein Meter langes, pelziges, fast koboldartig aussehendes Wesen. „Ihr seid unerlaubt hier", kam der Vatachh ohne Umschweife zur Sache. „Das wußten wir nicht", warf Michael Rhodan ein. „Ich bitte um Verzeihung für unser unangekündigtes Erscheinen, aber ich kann es begründen."
„Ich höre", sagte das pelzige Wesen. Weder seiner Mimik noch seiner Stimme konnte eine Gefühlsregung entnommen werden. „Wir wollten uns hier nur eine kurze Zeit aufhalten, um den Wissenschaftlern Gelegenheit zu bieten, dieses Schwarze Loch zu untersuchen. Wir sind Forscher, und ein solches Phänomen interessiert uns sehr. Wenn wir eure Gebietsansprüche verletzt haben, tut uns das sehr leid, aber wir reisen bald weiter."
„Dies ist ein Treffpunkt der Gish und der Vatachh", gab der Vatachh zurück. „Es gibt hier keine direkten Gebietsansprüche, aber es interessiert uns doch sehr, wer ihr seid, woher ihr kommt und was das Ziel eurer Reise ist. Wir kommen zu euch an Bord."
„Jederzeit", erwiderte Michael Rhodan. „Wir geben euch ein Peilsignal und sichern euch jegliche Art von Gastfreundschaft zu."
„Macht euch deswegen keine Gedanken", sagte der Vatachh. „Wir sind gut ausgerüstet."
Der Bildschirm wurde dunkel. Michael Rhodan flog umgehend mit einer Jet zur KAHALO, wo er bereits von Bull erwartet wurde. „Was wirst du ihnen sagen?" fragte er. „Sowenig wie möglich", antwortete Mike. „Sie sind sehr neugierig, wie wir ja bereits von Gucky wissen, und nicht unbedingt friedlich."
„Denkst du, daß sie von der Begegnung mit der KRANICH wissen?"
„Das wird sich herausstellen. Diese Wächtertruppe ist nach den Aussagen der Gish-Vatachh gegenüber Gucky offensichtlich vielerorts zu finden ..."
„... und wild darauf, Strafzettel zu verteilen", warf Fallar ein. „Etwas in der Art." Mike nickte. „Und darum werden wir auch so mit ihnen verhandeln."
Bull stimmte zu. „Wir können es auf gar keinen Fall zu einer Konfrontation kommen lassen, solange wir nicht wissen, was hier wirklich gespielt wird."
„Ich schlage vor, in der Messe zu verhandeln. Erstens wissen wir nicht, wie viele Besucher an Bord kommen werden, und zweitens gibt es dort nichts Markantes, was für sie von Interesse sein
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