1663 - Die neue Hölle
zu, wie die drei Besucher an ihm vorbei gingen und den letzten Tisch ansteuerten. Er stand dort, wo am wenigsten Licht hinfiel. Beim Eintreten musste man schon genau hinschauen, um dort Gäste zu entdecken.
Jane, Suko und die Cavallo ließen sich dort nieder. Zuvor rückten sie die Stühle so zurecht, dass sie alle die Tür im Blick behielten.
»Habt ihr Durst?«, fragte Jane.
»Immer.« Suko grinste.
Jane bestellte zwei Flaschen Mineralwasser, die Wilson nebst Gläsern auch brachte. Dabei musste er in ihre Nähe, und die Schweißperlen auf seinem Gesicht waren nicht zu übersehen.
»Probleme?«, fragte die Vampirin.
»Ich nicht.«
Suko stand auf und ging einige Schritte zur Seite. Dass er unter einer inneren Unruhe litt, war ihm äußerlich nicht anzusehen. Seine Gedanken drehten sich um John und die Conollys, und er rief seinen Freund und Kollegen über dessen Handy an.
»Ja…?«
»Ich bin es.«
»Habe ich schon auf dem Display gesehen«, hörte er Johns Stimme. »Gibt es bei euch etwas Neues?«
»Nein, im Prinzip nicht. Aber wir warten darauf, dass etwas passiert.« Suko berichtete, wo sie sich aufhielten und was sie bald erwartete.
Dann wollte der Inspektor wissen, wie es seinem Freund ergangen war. Er hörte, dass sich John weiterhin bei den Conollys aufhielt und Glenda Perkins mitgenommen hatte, die auf der Suche nach Johnny Conolly war.
»Und, habt ihr schon eine Rückmeldung von Glenda?«
»Leider noch nicht. Wir warten hier.«
»Das kling nicht gut.«
»Ja, aber es ist nicht zu ändern.«
»Okay, John, ich melde mich wieder. Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir Besuch bekommen.«
»Unterschätze die Halbvampire nur nicht.«
»Keine Sorge. Bis dann.« Zufrieden war er nicht, als er wieder an den Tisch trat.
»Was sagt John?«, wollte Jane Collins wissen.
»Er hat Glenda losgeschickt.«
»Was?«
»Ja, sie ist…«
»Gute Idee«, unterbrach die Cavallo und verengte ihre Augen. »Sie hat ihre Kräfte eingesetzt?«
Suko nickte.
»Dann kämpfen wir an zwei Fronten. Nicht schlecht, würde ich sagen. Ich bin gespannt, wie der Engelfresser reagiert.«
Das wusste keiner von ihnen. Aber zunächst reagierte Suko, als er aufstand. Selbst Luke Wilson sah, dass er zur Tür ging, sie aufzog und seinen Kopf ins Freie streckte. In dieser Haltung blieb er nur wenige Sekunden, dann drehte er sich um und kehrte nickend zum Tisch zurück. »Sie sind im Anmarsch, ich habe sie gehört.«
»Stimmen oder die Maschinen?«
Suko nickte der Cavallo zu. »Letztere. Ich kann mir vorstellen, dass es eine mittelgroße Horde ist.«
»Da hast du dich nicht geirrt.«
Auch Luke Wilson hatte mitgekriegt, was los war. Er stand hinter der Theke und hatte seinen knochigen Kopf so gedreht, dass er seine Gäste sehen musste. In seine leeren Augen war so etwas wie Leben getreten. »Jetzt ist es mit euch vorbei. Ich habe euch gewarnt. Nun habt ihr…«
»Halt dein Maul!«, fuhr Justine ihn an. »Sonst bin ich bei dir und stopfe es dir für alle Zeiten.«
Wilson verstand. Er zuckte kurz zusammen und schwieg.
Auch die Gäste am Tisch schwiegen. Sie konzentrierten sich auf das, was kommen musste.
Bisher hatte nur Suko die Maschinen gehört. Das änderte sich schnell, als die Horde auf das Haus zufuhr. Einige Motoren heulten noch mal auf, danach wurde es still. Jane, Suko und Justine saßen angespannt und auch kampfbereit auf ihren Stühlen. Sie selbst würden nicht den Anfang machen, dafür würde die andere Seite schon sorgen. Sie wirkten sehr ruhig, was Wilson nicht war. Er wusste nicht, wohin er schauen sollte. Mal sah er zur Tür, dann wieder zu seinen Gästen.
Kein Motor lief mehr. Dafür waren Stimmen zu hören. Auch nur kurz, denn Sekunden später wurde die Tür aufgezogen, und die Höllenboten traten ein…
***
Es gab keinen unter ihnen, der eine gewisse Unsicherheit zeigte. Sie wussten sofort, wohin sie zu gehen hatten. Ihr Ziel war Luke Wilson und damit die Theke. Zudem gingen sie davon aus, dass der Gastraum leer war, und so dachten sie nicht daran, nach rechts oder links zu schauen.
Dort saßen drei Personen, starr wie Schaufensterpuppen, wobei zwei von ihnen ihre Pistolen gezogen hatten und sie so hielten, dass sie nicht zu sehen waren. Justine musste noch etwas loswerden.
»Genug Munition habt ihr ja«, sagte sie leise. »Damit könnt ihr alle aus dem Weg räumen. Aber lasst mir ja auch noch was übrig.«
Jane und Suko gaben keine Antwort. Für sie war wichtiger, was sich an der Theke abspielte.
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