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1663 - Insel der Schatten

Titel: 1663 - Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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exakt rechtwinkligen Knick, wenn ihn seine sechzehn Knopfaugen nicht trügten. Der Vulkankegel war nun etwas weiter entfernt. Und die ZYNC war in der Ferne gerade noch zu erkennen.
    Der Knick war logisch, sagte er sich, denn schließlich mußte es sich hier ja um eine Insel handeln und nicht um einen großen Kontinent. So berichteten recht einheitlich die Legenden aller Owigos über die „Insel der Schatten".
    Der Seefahrer schritt ein kleines Stück ins Wasser hinein. Dem Schatten schien das nicht zu gefallen, denn er begann sich zu zerfleddern. Als Klundan mit den Armen ins Naß schlug, verstärkte sich der Vorgang. Löcher und blinkende Flecken überzogen den Schatten, aber er löste sich nicht vollständig auf.
    Der Seefahrer tauchte fast mit dem ganzen Körper unter. Dabei schlug er mit allen Extremitäten um sich. Aber Reste des Schattens blieben trotz aller Risse und Auflösungserscheinungen vorhanden. Schließlich ließ sich Klundan auf den Boden sinken.
    Und als er auftauchte, formierten sich die Fragmente des Schattens jedoch erneut in der gewohnten Form.
    Er tippelte zurück an Land. Was er befürchtet hatte, trat ein. Der verteufelte Schatten wurde wieder glatt und vollkommen stabil.
    Er mußte einen Weg finden, um sich ganz von ihm zu befreien. Was mochten die anderen Owigos getan haben, die hier zufällig gestrandet oder gelandet waren? Zurückgekehrt war keiner von ihnen.
    Der Vulkankegel! Der Berg der Toten!
    Nur dort konnte er die Lösung finden. Oder den Tod im Schlund des gewaltigen Berges suchen. Aber mit dem Schatten zurückkehren - das war undenkbar.
    Er wanderte mit neuem Mut los. Der Schatten begleitete ihn an der rechten Seite, er war schräg voraus. Klundan schielte immer wieder zu ihm hinab, um eine Veränderung an ihm festzustellen. Aber nichts geschah.
    Der Vulkankegel kam schnell näher. Und damit sank die positive Stimmung wieder. Was der Kapitän der ZYNC bereits vermutet hatte, wurde nun immer deutlicher. Ohne Hilfsmittel konnte er die steilen und zerklüfteten Wände kaum erklimmen. Selbst einem noch kräftigeren Owigo mußte das unmöglich sein.
    Seine Schritte verlangsamten sich. Es gab keine Hoffnung mehr, keine Rettung, keine Rückkehr. Und was noch schlimmer war: Er fand nicht einmal einen Weg, um in den Freitod zu gehen.
    Schaudernd wurde ihm jetzt klar, warum das Totenreich so kahl und glatt war. Jeder Owigo, der sich hierher verirrte, mußte sterben. Das stand fest. Und nun wußte Klundan auch, wie der Tod ihn einholen würde.
    Es gab hier ja im wahrsten Sinn des Wortes nichts. Er würde langsam, aber mit tödlicher Sicherheit verhungern.
    Der Vulkankegel war nun nahe genug, daß die letzten Zweifel schwanden. Die Hoffnung, irgendwo einen natürlichen oder künstlichen Zugang ins Innere des Berges zu finden, schwand dahin. Er spielte mit dem Gedanken, den ganzen Berg zu umwandern und nach einem Zugang zu suchen.
    Und dann erstarrte Klundan erneut.
    Rechts vor ihm erstreckte sich ein Schatten von unvorstellbarem Ausmaß!
    Er reichte bis ans Ufer des Meeres.
    Und wenn der Schein nicht trog, sogar ein Stück aufs Wasser hinaus. Dieser Schatten klebte am Berg der Toten, wie es schien.
    Klundan war fasziniert und erschrocken zugleich. Da er mit dem Leben ohnehin abgeschlossen hatte, staunte er mehr als er sich noch fürchtete. Aber näher an den gewaltigen Schatten wagte er sich nicht heran.
    Das monströse Riesengebilde machte es ihm aber unmöglich, den ganzen Vulkankegel zu umrunden. Es reichte vom Fuß des Berges lückenlos bis zum Meer. Diesen Plan mußte er also aufgeben.
    Mit den Gedanken zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit trottete er weiter. Unbewußt schlug er die Richtung zur ZYNC ein. Ja, er mußte seine Männer warnen. Und Norfertus den Befehl erteilen, das Schiff allein flottzumachen und dann schnellstmöglich von hier zu verschwinden.
    Es war seine verdammte Pflicht, das Unheil von den anderen abzuwenden.
    Als die ZYNC schon fast in Rufweite war, erkannte er, daß die Ruder schon zu Wasser gelassen worden waren. Norfertus stand jetzt sicher unter Deck und feuerte die Geviertelten zu einem neuen Kraftakt an, um das Schiff völlig aus dem Sand zu bekommen. Die Riemen peitschten das Wasser. Und tatsächlich: Die ZYNC schaukelte plötzlich sanft in der Dünung.
    Kurz darauf erschien der Steuermann an Deck und schwenkte eine Fahne, die dem Kapitän den Erfolg signalisierte. „Wie schön für euch", murmelte Klundan. „Ihr seid gerettet. Und mit etwas Glück findet ihr

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