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1663 - Insel der Schatten

Titel: 1663 - Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Höhle, die in einen mächtigen Felsbrocken geschlagen worden war. Eine rustikale Theke aus schwarzem Holz schwang sich in einem großen Bogen durch den Raum. Davor standen ein paar ausgediente Fässer, die als Tische verwendet wurden.
    Der Wirt, ein Dreimeterhüne, der auf den Namen Yoyocerl hörte, hatte zusätzlich zu der Höhle noch ein Vordach gebaut, so daß fast hundert Gäste Platz fanden, ohne im Freien stehen zu müssen.
    Seitlich von der Theke verkaufte ein winziger Owigo von nicht einmal fünfzig Zentimetern Größe Früchte aller Art. Normalerweise waren die Bewohner von Tornister ja reine Vegetarier. Yayaya, wie der Kleine genannt wurde, machte deshalb meistens gute Geschäfte.
    Im Hintergrund der Höhle brannten zwei Tranfunzeln, die auf kleinen Podesten in der Felswand standen. Viel Licht der Sonne Culla fiel wegen des Vorbaus nicht in den „Gevierteilten". Über dem breiten Eingang, der stets völlig offen war, hing kein eigentliches Hinweisschild, dafür aber das kunstvoll geschmiedete Wappen der Stadt. Neben diesem hing ein schmiedeeiserner Schwerza-Krug von der Decke, der in vier gleich große Teile zerlegt war. Wenn ein sanfter Wind wehte, schlugen die vier Teile klappernd und klingend aneinander.
    An Getränken bestand keine große Auswahl. Trinkwasser wurde kostenlos abgegeben. Daneben konnte man aus kleinen Bechern hochprozentigen Zuckerrohrschnaps zu sich nehmen. Oder ein schäumendes Getränk bestellen, das hier Schwerza genannt wurde und eine entfernte Ähnlichkeit mit terranischem Bier besaß.
    Abillerhell war eine stadtbekannte Persönlichkeit. Er galt als der erfolgreichste Händler von Droovonton. Sich selbst bezeichnete er als „Häuptling des Abiller-Clans".
    Dieser Clan wiederum bestand aus etwa hundertvierzig Owigos, die nicht alle miteinander verwandt waren, aber für Abillerhell arbeiteten. Über die Hälfte aller Geschäfte, die in der Stadt abgewickelt wurden, liefen über den Abiller-Clan.
    Der weit über Droovonton hinaus bekannte Häuptling leitete seine Geschäfte aus einem mehrfach verschachtelten Pueblo-Prunkbau in der Oberstadt, die sich bis hinauf zum Spiegelturm erstreckte.
    Es war der Verdienst Abillerhells, der auch im. Stadtrat ein entscheidendes Wort mitzureden hatte, daß in Droovonton jährlich die Abwässerrinnen erneuert wurden. Er hatte zudem durchgesetzt, daß die Abwässer nicht ins Meer, sondern in eine riesige Sickergrube im Inland abgeleitet wurden. Die Bauern nutzten die Grube wiederum, um Düngemittel für ihre Felder und Pflanzungen zu gewinnen. Natürlich ließ der kluge Geschäftsmann sich das in Naturalien bezahlen.
    Man konnte es sehen, wie man's wollte: Abillerhell war eine angesehene Figur in Droovonton.
    Pronteros stand ihm kaum nach. Der „Altvater der Hafengilde", wie ihn viele nannten, war der führende Owigo in der Unterstadt, zu der die Kais, die aus Lehm gebauten Lagerhäuser und die beiden Schiffswerften gehörten. Daneben betrieb seine Sippe mehrere Schmieden, teils zur Herstellung von Handwerkszeug, teils als Kunstschmiede.
    Im Hafen lief kein Geschäft ab, an dem Pronteros nicht zumindest indirekt beteiligt war oder seine Zustimmung dazu gegeben hatte.
    Auffällig war an beiden Owigos, daß ihre Körper ungewöhnlich viele Haarbüschel aufwiesen.
    Während bei Abillerhell die gelben und weißen Haartöne überwogen, färbte sich Pronteros seine Büschel grün und blau.
    Wenn sich die beiden im „Gevierteilten" trafen, ging es dort immer hoch her. Eingeweihte kannten den grundsätzlichen Ablauf.
    Zunächst stellten sich Abillerhell und Pronteros an jene Seite der Theke, wo der kleine Yayaya seine Früchte anbot. Sie tauschten hier ihre jüngsten Erlebnisse aus, die sich meist auf die Geschäfte bezogen.
    Dabei wurde kräftig aus den Schwerza-Krügen getrunken. Die anderen Anwesenden wußten, daß die beiden Persönlichkeiten dabei nicht gestört werden wollten.
    Erst wenn sich Abillerhell und Pronteros an Yoyocerl wandten und eine Runde für alle bestellten, war der Bann gebrochen. Dann wagte sich schon einmal ein Seemann oder Bauer an die beiden Freunde heran, um ihnen ein Geschäft anzubieten oder um nach Arbeit zu fragen.
    An diesem Tag dauerte das persönliche Gespräch der beiden Freunde besonders lang. Es gab Neuigkeiten, die den sonst üblichen Rahmen überschritten. Dazu gehörte auch die allgemeine Unruhe, die sich unter den Bewohnern von Droovonton ausbreitete. Und nicht nur hier war das so, wie man aus den Nachrichten

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