1664 - Der Henker von Sloughar
ein Haar gekrümmt. Es kann aber kein Zweifel bestehen, daß Kress den Plan verfolgte, alle Galaktiker zu töten, sobald er sie gefangengenommen hatte.
Die beiden Männer hatte Kress nur verschleppt, um sie nach Belieben als Köder oder Druckmittel verwenden zu können. Diesem Umstand verdanken sie ihr Leben.
Allerdings werden beide Männer ebenso wie Swera Selimowa einer länger andauernden psychotherapeutischen und psychotechnischen Behandlung bedürfen, um die furchtbaren Schockerlebnisse vergessen zu können.
Eine Nachricht, die an Bord zum Teil Freude, zum Teil Betroffenheit ausgelöst hat: Fopper ist auf dem Planeten zurückgeblieben, als Gefährte des Henkers von Sloughar.
Zu schildern, wie Gucky und ich im Detail einen Teil der seelischen Panzerung aufgebrochen haben, in die sich der Henker gehüllt hatte - und in die er auch hineingezwungen worden ist -, würde diesen Bericht sprengen und ist zum Verständnis des Ganzen auch nicht nötig.
Festzuhalten bleibt aber: Der Henker hatte sein Gedächtnis weitgehend verloren.
Jene, die ihn seelisch programmiert und höchstwahrscheinlich auf ähnlich unnatürliche Weise auch synthetisch hergestellt haben, wollten nicht, daß er nachdenkt und seine Aufgabe in Zweifel zieht. Und sie wollten auch nicht, daß Kress sich bewußt wird, in welch gräßlicher Einsamkeit er sein Leben verbringt.
Aufgeweckt wird Kress immer von einem Automaten in seiner Überlebensstation, die er uns nicht gezeigt hat; dieser Automat erkennt eindringende Raumfahrzeuge, und sobald sie zur Landung auf Sloughar ansetzen, wird Kress geweckt, um die Eindringlinge zu töten - ohne Ansehen der Person, ohne Prüfung der Motive. Für Kress galt - und gilt! - nur ein Gesetz auf Sloughar: Betreten verboten! Und er kennt nur eine Strafe: den Tod.
In der Kürze der Zeit, die uns zur Verfügung stand, war es natürlich nicht möglich, diese Programmierung aufzubrechen. Wir konnten lediglich für uns eine Art einmaliger Sondererlaubnis erwirken, Sloughar ausnahmsweise verlassen zu dürfen.
Jedes andere raumfahrende Geschöpf, das nach uns auf Sloughar landet, muß wieder damit rechnen, von Kress, dem Henker von Sloughar, getötet zu werden.
So, wie er es seit undenklich langen Zeiten getan hat, wieder und wieder und wieder, wie Tausende von Gräbern auf Sloughar beweisen. Er wird sein Henkeramt weiterführen. Es sei denn ...
Was wir nur ahnten, scheint Fopper genau gespürt zu haben - die grauenvolle Einsamkeit eines Wesens, das seit Jahrtausenden keinen Freund und keinen Gefährten gehabt hat. Wie sehr Kress sich danach gesehnt hat, seinem erbarmungslosen Henkersamt zu entgehen, mag man daraus ersehen, daß er offenbar erwogen hat, seinen Posten an Gucky abzutreten - das einzige Wesen, das er jemals getroffen hat und das halbwegs mit seinen Fähigkeiten konkurrieren kann.
Natürlich hat Gucky abgelehnt, unter dem Vorwand, seine mangelnden Fähigkeiten in der vollkommenen Verwandlung des eigenen Körpers würden ihn in der Arbeit hindern. Nun, die wahren Gründe liegen auf der Hand.
Statt dessen haben wir Fopper bei dem Henker von Sloughar zurückgelassen; es wäre ohnehin nur schwer möglich gewesen, Fopper von seinem riesenhaften Ebenbild zu trennen. Das Jammern und Klagen des Poseidoniers hätte uns das Herz gebrochen.
Was haben wir erreicht? Auf den ersten Blick nicht viel.
Wir wissen, daß Sloughar einer jener ganz besonderen Planeten ist. Daß auf ihm Ruinen stehen, die rund eine Milliarde Jahre älter sind als der Planet selbst. Es gibt H5 auf diesem Planeten, und es gibt einen Quader aus Metall, der im Inneren einen viel größeren Raum einnimmt als außen.
In diesem Kubus gibt es einen Ort, von dem eine sehr starke Sogwirkung ausgeht, auch eine Andeutung einer großen Gefahr, aber wir haben diesen genauen Ort nicht aufgesucht. Zum einen wegen Kress - er hätte uns nicht gelassen -, zum anderen, weil Gucky deutlich gespürt hat, wie gefährlich dieser Sog werden könnte.
Ist das alles ?
Eine der wichtigsten Fragen, die sich förmlich aufdrängen, kann ich natürlich nicht beantworten: Was wird aus Kress und Fopper werden?
Wir haben nur wenig über Kress erfahren können. Das lag nicht zuletzt daran, daß - derzeit - sein eigenes Wissen über sich und die Zusammenhänge seines Lebens nur rudimentär ist.
Er lebt seit Ewigkeiten auf Sloughar, und seit vielen, vielen Jahrtausenden tötet er jedes Wesen, das den Planeten zu betreten wagt. Niemals hat er diesen Auftrag hinterfragt oder
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