Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1664 - Der Henker von Sloughar

Titel: 1664 - Der Henker von Sloughar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
das entstand, als die Spinne ihren Legestachel zurückzog, schickte eine Woge des Wahnsinns in seine Gedanken. Er war zu keinem anderen Empfinden mehr fähig als dem eines alles auslöschenden Grauens.
    Und in seinen Gedanken schrie er dieses Grauen hinaus ...
    Wieder und wieder, ohne Unterlaß.
    Keine Hoffnung war mehr in ihm, nur dieses brodelnde Entsetzen, das jede Faser seiner Existenz ausfüllte. Wie die Spinne an ihrem Opfer wieder herunterkrabbelte und sich raschelnd entfernte, all das nahm er nicht mehr wahr.
    Er schrie und schrie in tobender Angst, und durch das Chaos dieses Alptraums drang nicht einmal die trostvolle Hoffnung des Todes.
     
    11.
     
    „Aufhören!" stöhnte Ed Morris. „Er soll aufhören!"
    Alaska Saedelaeres Gesicht war eine starre Maske, Selma Laron hatte die Zähne aufeinandergepreßt, ein paar Schritte entfernt lag ein Mann auf dem sandigen Boden und schluchzte hemmungslos.
    Es war infam - und perfekt.
    Wie der Henker diesen Trick hinbekam, wußte Gucky nicht; er konnte nur sehen, daß er mit grausiger Perfektion funktionierte.
    Der Henker von Sloughar hatte einen Weg gefunden, die Gedankeninhalte von Lott Firgan aufzufangen, sie zu verstärken und auf eine Art und Weise abzustrahlen, die jeden Galaktiker zu einem Schein-Telepathen machte. Sie alle konnten empfinden, was Lott Firgan im Moment empfand, sie hörten seine geistigen Schreie, sie spürten von innen in ihren eigenen Körpern, wie sich etwas bewegte und regte, sich seinen Weg durch das Leibesinnere suchte. „Woher, Gucky?" stieß Alaska Saedelaere zischend hervor. „Woher kommen diese Impulse?"
    Gucky schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ich weiß es nicht", jammerte er kraftlos. „Sie kommen von allen Seiten zugleich, die Quelle kann ich nicht finden."
    „Er soll aufhören!" wimmerte Ed Morris.
    Ein wahres Glück, daß Swera Selimowa schon auf dem Rückweg zur DIONE war - diese neuerliche seelische Erschütterung hätte sie kaum verkraften können.
    Nach einer halben Stunde hörte der Terror auf, der furchtbare Druck auf die Gemüter ließ nach, aber es dauerte wesentlich länger, bis sich die Galaktiker wieder halbwegs gefangen hatten. Die Stimmung war erregt, zum äußersten angespannt. „Retten können wir ihn doch nicht mehr", knurrte einer der Geologen wütend. „Dieses Vieh wird Lott umbringen, so oder so. Sollen wir hier herumhocken und warten, bis er sich weitere Opfer holen kann? Meine Entscheidung ist klar - weg von hier, und das so schnell wie möglich."
    „Und Lott seinem Schicksal überlassen?" ging Selma Laron scharf dazwischen. „Einfach kneifen, nur weil es Schwierigkeiten gibt? Nicht mit mir. Wir sind erst knapp zwei Tage auf diesem Planeten, nach mehr als sieben Monaten Anflug, und dann sollen wir jetzt schon den Rückflug antreten? Ohne uns wirklich bemüht zu haben?
    Einfach abhauen?"
    „Heroische Worte", giftete der Geologe zurück. „Sehr beeindruckend. Passende Worte für einen heroischen Tod. Heldenhaft, wie es sich gehört. Aber nicht mit mir.
    Ich will weg von hier, und wenn ich mir die anderen Gesichter angucke, dann sehe ich, daß eine große Mehrheit meiner Meinung ist."
    Selma Laron lächelte verhalten. „Ich kann dich verstehen", sagte sie leise. „Aber ..."
    Sie unterbrach sich. In die Stille dieses Abends, in die leisen Geräusche der Lagerfeuer, durchsetzt von Füßescharren und schweren, angstbeladenen Seufzern, klang ein anderer Laut - das glucksende Lachen von Fopper. „Wenigstens einer, der sich keine Sorgen macht", murmelte Gucky. Sein Kopf schmerzte - eine telepathische Sendung dieser Stärke war für die empfindlichen Sinne des Mausbibers eine Strapaze. „Fopper scheint es gutzugehen."
    Alaska Saedelaere hörte der Diskussion mit gemischten Gefühlen zu. Er war der Leiter dieses Unternehmens, auf ihm lastete die Verantwortung. Seine Entscheidung konnte Leben bedeuten oder Tod - und was für Tode auf die Teilnehmer der Expedition warteten, hatten gerade die letzten dreißig Minuten gezeigt. Das schiere Grauen saß den Galaktikern in den Knochen und nistete sich wie eine schwärende, eitrig nässende Wunde dort ein, um nie wieder heilen zu wollen.
    Ein Blick in die Runde zeigte ihm, wie die Mehrheit der Teilnehmer dachte und empfand.
    Sie hatten Angst, gnadenlose, herzwürgende, atemlähmende Angst. Ihre Blicke flackerten wie ihre Gedanken. Die Gesichter waren bleich und schweißig, die Hände kalt, leicht zittrig. Von den meisten wußte Alaska, daß es ihnen an Mut nicht

Weitere Kostenlose Bücher