1666 - Der weite Horizont
gewachsen war, ließ es ihn spüren. Sie konnte ihm noch nicht zeigen, was er am Ende sehen würde, doch sie wies ihm die Richtung.
Es war der Weg in die Tiefe. Dorthin, wo Perry Rhodan mit Henna und ihren Gefährten verschwunden waren. „Hast du alles verstanden, Kruff?" fragte er den Wilden, mit dem er lange zusammengesessen hatte, abseits von den zurückgebliebenen Galaktikern. „Weißt du, was du zu tun hast? Und vor allem - willst du es tun?"
Kruff war sehr ernst. Boccu hatte mit ihm gesprochen, wo und wann immer sich eine Gelegenheit geboten hatte. Der ehemalige Nasranfresser war gelehrig; das hatten seine Antworten bewiesen, wenn Boccu ihm Fragen stellte. Er war eine Ausnahme, so wie Boccu. Er war immer ein Einzelgänger gewesen und würde es immer bleiben.
Nur brauchte er sich jetzt nicht mehr zu verstellen. „Ich werde in die große Welt hinausziehen und überall, wo ich Siedlungen finde, zu den Stämmen sprechen", sagte er. „Vorausgesetzt, daß mich die Fremden zurück in die Ebenen bringen."
„Das werden sie tun", versprach Boccu. „Ich werde sie darum bitten, und sie werden es nicht abschlagen."
„Das ist gut", freute sich Kruff. „Ich werde zu den Stämmen in ihrer Sprache reden und ihnen zeigen, daß es möglich ist, die Grenzen zu überschreiten. Ich werde überall verkünden, was Boccu, der große Wanderer vom Volk der Nasran, in der weiten Welt erlebte und was er für uns alle getan hat. Daß er die Alte Kraft in sich selbst wiederentdeckte und damit jedem ein Vorbild ..."
„Halt, halt!" wehrte Boccu heftig ab. „Ich will nicht, daß du so von mir redest. Was habe ich denn schon so Großes getan? Ich bin nur ein neugieriger Dritter, der ..."
Jetzt unterbrach ihn der Wilde. „Die Stämme brauchen einen Helden, zu dem sie aufsehen können und an den sie glauben, wenn sie ihre Angst überwinden sollen. Sie brauchen ein Vorbild, einen, der als erster über die Grenzen ging und entdeckte, wie groß unsere Welt wirklich ist. Und der uns den Zauberschlüssel der Sprache gab, die uns vielleicht eines Tages alle wieder zusammenführen wird. Ein Stamm wird dann von dem anderen lernen: die Viehzucht, das Gärtnern, die verschiedenen Handwerke und Künste, und eines Tages werden wir uns alle vermischen und vielleicht wieder zu dem werden, was wir einst waren. Ein Volk aus ähnlich aussehenden Wesen, die in Frieden mit ihrer ganzen großen, weiten Welt leben. Was unsere Ahnen falsch gemacht haben, das werden wir vielleicht nie erfahren. Aber sie wurden von den Göttern gestraft und lösten sich in unbedeutende kleine Gruppen auf. Vielleicht säten die Götter auch den Irrglauben in ihre Herzen, daß sie nie weiter in die Welt hinausziehen dürften, als sie zurückblicken konnten. Aber wenn die Götter gnädig sind, dann werden sie uns auch eine Gelegenheit schenken, unser früheres Unrecht wiedergutzumachen - worin immer es auch bestanden hat."
Und das aus dem Mund eines Wilden, der vor Wochen noch mit seinen wüsten Stammesgenossen in einem schäbigen kleinen Dorf zusammengelebt und andere Wesen gefressen hatte!
Die Götter mußten diesen dürren, aber kräftigen Kruff wirklich erleuchtet haben.
Boccu war gerührt. Er drückte Kruff an sich. Dann nahm er das Zaubergerät vom Hals, das alle Sprachen übersetzte, und hängte es dem ehemaligen Wilden über die Schultern. „Ich brauche es jetzt nicht mehr", sagte er in der Sprache der Nasran, und Kruff verstand ihn jetzt ohne das Gerät.
In der kurzen Zeit, in der sie zusammengewesen waren, hatten sie staunend entdeckt, wie schnell der eine die Sprache des anderen lernen konnte, wenn er nur einige Hilfen bekam. Diese Hilfen sollte das Zaubergerät geben, wo immer Kruff auftauchte. Mit ihm würde er den verschiedenen Stämmen erklären, worum es ging. Sicher würde man ihn oft einfach davonjagen. Aber wo er auf gutmütige Stämme traf, würde man ihm zuhören und versuchen, selbst das Wunder zu vollbringen.
Die Sprache der Nasran sollte diejenige werden, die alle Stämme einmal sprechen würden. Es hätte auch jede andere sein können, aber wozu lange überlegen? Außerdem war das Zaubergerät schon mit der Nasran-Sprache „gefüttert", wie es die Fremden nannten.
Es gab viel mehr an Gemeinsamkeiten, als Boccu je gedacht hatte. Die Erinnerung an die Alte Zeit war überall vorhanden - tief verborgen zwar, aber sie ließ sich wecken. Mit der Sprache, durch die Sprache und schließlich wieder für die Sprache.
Boccu sprach noch lange mit
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