1667 - Die Früchte des Wissens
Eisen. Aber es gibt keine kontrollierte Elektrizität. Keinen Städtebau, keine Viehzucht. Keine Ruinen einer untergegangenen Hochkultur, keine Zeugnisse von vergessener Technik. Auf Canaxu handelt es sich um ein Volk von Nomaden."
„Weiter!"
„Es liegen Szenen vor, die nicht eindeutig ins Bild passen."
„Abspielen, Syntron." Über den Bildschirm wanderten der Reihe nach seltsame Bauwerke: alptraumhafte Gebilde, teils hundert Meter hoch, sinnlos ineinander verschachtelt und hochgradig einsturzgefährdet. Sie alle bestanden aus Baumstämmen, Lehm und anderen primitiven Zutaten. „Welchen Sinn haben diese ... Gebäude, Syntron?"
„Keinen erkennbaren."
„Gut. Liegen neue Erkenntnisse der Forscher vor?"
„Nichts", antwortete Theta von Ariga. „Nach wie vor keine Anzeichen für physikalische Unmöglichkeiten oder Hyperaktivität. Myles Kantor sagt, das ist ein bildschöner, aber normaler Planet."
Eine Stunde lang ließ der Arkonide seine Forscher und Computer gewähren. Während überall ringsum Hektik ausbrach, bewahrte er allein die Ruhe. Mehr als zehntausend Jahre Erfahrung brachten das mit sich; er wußte seine Kräfte einzuteilen. Nach Ablauf dieser Frist erhob sich Atlan. Mit einer knappen Handbewegung stellte er auf der Kommandobrücke Ruhe her. „Ist die Sprache der Einwohner entschlüsselt, Syntron?"
„Zu 95 Prozent. Die Sonden haben per Richtmikrophon genügend Gespräche aufgezeichnet. Die Einwohner nennen sich selbst Trepeccos. Ihre Welt nennen sie Canaxu."
„Hab' ich doch gesagt!" warf Philip triumphierend ein. „So einen Namen denkt man sich nicht aus, oder? Den schnappt man auf!"
„Sind die Hypnoschuler mit der Sprache programmiert?"
„Es geschieht soeben."
„Gut. Aktet Pfest, du stellst eine kleine Space-Jet bereit. Ich will ein Landekommando mit zehn Leuten. Nur Experten bitte, Leute mit Erfahrung. Ich will nicht, daß da unten irgendwas schiefgeht."
„In Ordnung, Atlan." Der abgebrochene Riese entfernte sich geräuschvoll; er gab sich alle Mühe, den Metallboden in spürbare Schwingung zu versetzen. „Syntron! Ich möchte, daß du aus diesen seltsamen Gebäuden ein ganz bestimmtes herausfindest. Ich möchte eines, an dem soeben mit Hochdruck gebaut wird. Das wäre ein lohnendes Ziel."
„Siebzehn Objekte stehen zur Auswahl."
„Wir nehmen das nächste."
Im weiten Rund der Zentrale herrschte sekundenlang Schweigen - bis eine schrille Stimme die Gedanken unterbrach. „Das werden wir nicht!"
„Cessie?" fragte er verblüfft. „Was willst du noch?"
„Meine Pflicht tun! Kraft meiner Befugnisse als ExoÖkologin dieser Expedition verbiete ich diesen Akt der Einflußnahme. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wissen wir nichts über die Kultur und das Denken der Einwohner. Es kann sein, daß die Trepeccos eine sehr zerbrechliche Vorstellungswelt besitzen. Was, frage ich euch, wird geschehen, wenn sie plötzlich mit Fremden aus dem All konfrontiert werden?"
„Dasselbe wie immer", warf mit bissiger Stimme Mirrit ein, der 1. Kosmonaut. „Sie wundern sich ein bißchen, und dann reden sie mit uns. Ist es ein Schaden, die Wahrheit zu erfahren?"
„Manchmal ja." Cessie Briehm öffnete beschwörend die Hände. „Wir hatten schon Fälle von kollektivem Selbstmord, nur weil ein Weltbild zerstört wurde. Es hat deswegen schon Kriege gegeben. Und das, meine ich, dürfen wir nicht riskieren. Willst du das verantworten, Atlan?"
Der Arkonide zögerte nicht lange. „Ja, ich will", sagte er zornig. „Was du an die Wand malst, ist ein Schreckgespenst. Die Trepeccos könnten sich auch überfressen und sterben, oder sie gehen an Altersschwäche ein, bevor wir uns entschließen."
Man konnte sehen, daß sich Cessie Briehm mit äußerster Gewalt - beherrschte. „Du hast selbst gehört", fuhr sie fort, „daß da unten viele tausend verschiedene Biotope existieren. Die meisten sind auf irgendeine Weise tödlich. Kannst du dir in etwa vorstellen, welch zerbrechliche Ökologie dafür verantwortlich ist? Schleppe einen einzigen falschen Krankheitskeim ein, und du tötest vielleicht eine ganze Rasse."
„Syntron?" fragte Atlan feindselig. „Besteht diese Gefahr?"
„Soweit wir wissen, nein. In den Biotopen von Canaxu kursieren derart viele verschiedene hochgiftige Stoffe, daß menschliche Kleinsterreger nicht gefährlich sind."
„Das mit dem Gift kann ich bestätigen", warf plötzlich Philip ein. „Sieh bloß zu, daß du da unten nichts in den Mund nimmst, Häuptling!"
Atlan beachtete ihn gar
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