1669 - Zombie-Zone
und tummelten sich in den Gärten.
Verschlossene Türen, keine Menschen. Rauch über den Dächern, der würzig roch. Hunde, die uns ankläfften, auf uns zu rannten und dann die Schwänze einzogen. Über uns sah der Himmel grau aus und wirkte so, als hätte man dort ein riesiges schmutziges Tuch ausgebreitet. Hin und wieder waren Lücken zu sehen, durch die es hell schimmerte.
Wo steckten die Menschen?
Ob hier in Russland, in Irland oder im tiefsten Schottland, Suko und ich kannten ähnliche Vorzeichen. Die Menschen in diesen einsamen Orten hielten sich meist zurück, wenn Fremde zu sehen waren. Ein gewisses Misstrauen war immer vorhanden. Zudem waren wir schwer bewaffnet und sahen nicht eben aus wie Touristen, die nach dem Weg fragen wollten.
»Hier treffen wir auf einen Eispanzer«, meinte Suko, »den einer von uns brechen, sollte.«
Karina Grischin, die die Spitze übernommen hatte, blieb stehen und drehte sich um.
»Du meinst mich damit, wie?«
»Wen sonst? Du bist Russin, du sprichst ihre Sprache und du bist eine Frau. Dir traut man eher als uns.«
»Haha…«
»Aber wir müssen was erfahren«, sagte auch Eva Braunova. »Siehst du diese Ruhe als normal an?«
»Keine Ahnung.« Ich hatte mich angesprochen gefühlt und zugleich weiter vorn zwei Geschäfte entdeckt, die sich gegenüberlagen. Ich sah sogar, wenn ich den Kopf schief legte, dass die Schaufenster gut gefüllt waren.
»So von der Welt ab sind die nicht. Die Läden hier sind nicht umsonst gut sortiert.«
»Das liegt an der Transitstrecke. Wenn die Fahrer mal etwas besorgen wollen.«
»Ich frage da mal nach«, sagte Karina.
»Und ich gehe mit.«
Sie lächelte mich an. »Hast du Angst davor, dass mir was passieren könnte?«
»Nein, das nicht. Es ist immer gut, wenn man sich selbst ein Bild von den Dingen macht.«
»Das stimmt.«
Nebeneinander gingen wir über den feuchten Boden. Hier gab es keinen Asphalt, hier gab es keine Steine, es war einfach nur die Erde, über die wir gingen. Da der Schnee geschmolzen war, schimmerte der Boden feucht. Zudem hatten sich Pfützen gebildet, denen wir auswichen.
»Glaubst du, dass sie uns verfolgen, John?«
»Keine Ahnung. Sie werden uns sicher nicht aus den Augen lassen. Wir haben ihnen eine Niederlage beigebracht, wir haben einige von ihnen vernichtet und das können sie einfach nicht auf sich sitzen lassen.«
»Und wer steckt dahinter? Oder was steckt dahinter?«
»Eine andere Macht.«
»Welche?«
»Ich weiß es nicht. Hier muss etwas passiert sein. Da sich die Menschen nicht dagegen wehren, müssen wir davon ausgehen, dass sie es als Schicksal hingenommen haben und…«
Ich sprach nicht mehr weiter, weil ich hinter mir schnelle Schritte hörte. Ich drehte mich um und schaute in Eva Braunovas Gesicht.
»Ich will dabei sein.«
»Ist okay.«
»Kennst du diesen Geschäftsinhaber, den wir besuchen wollen?«
»Ja.«
»Und?«
»Er wird zumindest den Mund aufmachen, wenn wir mit ihm reden wollen. Ich denke auch, dass er den einen oder anderen Zombie gesehen hat. Schließlich ist sein Laden hier so etwas wie eine Zentrale.«
Wir hatten das Geschäft mittlerweile erreicht und waren vor dem Schaufenster stehen geblieben. Was es da alles zu sehen und zu kaufen gab, war wirklich beeindruckend. Vom Kocher bis zur Socke. Vom Waschmittel über Notrationen und von Nägeln, bis Scheren und kleinen Hämmern. An einer Seite stapelten sich helle Toilettenpapierrollen. Wir brauchten nicht einzutreten, denn die Tür wurde von innen geöffnet. Vor uns tauchte der Inhaber des Ladens auf. Ein breitschultriger Mann mit leicht asiatisch angehauchten Gesichtszügen und einem sehr schmalen Mund, der wie ein Strich aussah. Das lange Haar hatte er nach hinten geschoben. Dort wurde es durch ein Band zusammengehalten. Bekleidet war er mit einem grauen Kittel, dessen Saum ihm bis über die Knie reichte.
Zwar sah er unsere Waffen, kümmerte sich aber nicht darum und fragte nur: »Was wollt ihr hier?«
Eva trat vor. »Du kennst mich?«
Er musste einen Moment überlegen. »Ja, ich glaube. Du bist mal mit zwei Männern hier bei uns gewesen. Da habt ihr einen der anderen gefangen.«
»Anderen?«, fragte ich und bemühte dabei meine wenigen Sprachkenntnisse.
»Weiß er das nicht?«
»Doch«, sagte Eva. »Ich möchte nur von dir wissen, was hier vorgefallen ist, als wir wieder verschwunden sind.«
»Nichts ist passiert.«
»Sie sind also nicht gekommen?«
»So ist es. Und wir wollen, dass es auch so bleibt. Manche
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